16/03/2022
Gestern hatte ich ein Aha-Erlebnis, dass mir so deutlich machte, in welche Richtung mein Hundetraining gehen wird. Holistisches Hundetraining (ist mal der Arbeitstitel - mehr dazu in Kürze 😉)
Zusätzlich zu meiner Ausbildung als Dipl. systemische Hundetrainerin mache ich gerade eine Ausbildung für Tierkommunikation (gemeinhin „Tierflüsterer“ genannt). Ich wollte mein Leben lang mit Tieren sprechen. Denn nur so können wir Tiere wirklich verstehen. Alles andere sind für mich Annahmen aus Menschensicht. Im Hunde-Training erlebt man immer wieder die Grenzen des Möglichen. Wenn nichts mehr geht weil man einfach nicht weiß, warum das Tier so reagiert wie es reagiert.
Gestern haben wir in unserm Kurs einen sehr interessanten Fall besprochen, durften mit dem Hund dann auch selbst „sprechen“.
Der Fall: ein extrem ängstlicher Hund, geräuschempfindlich, versteckt sich zu Hause unterm Tisch oder in seiner Höhle, sobald sich etwas bewegt oder er etwas hört. Im Freien, in der Natur ist er das Gegenteil: fröhlich und verspielt. Sein Besitzer ist ein super-lieber Mensch, der seinen Hund liebt und alles für sein Wohlergehen tut. Er hatte einige Hundetrainer, hat vieles ausprobiert doch nichts hat geholfen.
Bis im Gespräch mit einem Tierkommunikator (meinem Ausbildungsleiter) klar wurde, dass der Hund noch in seinem alten Zuhause, bei seinem Vorbesitzer „festhing“. Dort wurde er im Keller eingesperrt und sehr schlecht behandelt und dabei hat sich die Angst entwickelt. Der Hund hat diese Angst „mitgenommen“ und sich mehr und mehr zurückgezogen und vereinsamte innerlich.
In diesem Moment wurde mir klar, dass hier kein Hundetraining der Welt helfen kann. Verhalten ist die Reaktion - nicht die Ursache. Ein Problem auf der Mental- und Seelen-Ebene kann nicht durch Training „geheilt“ werden. Vielleicht konditioniert, aber es wird trotzdem bleiben. So als würde man ein Pflaster über ein rot blinkendes Ölwarn-Licht im Auto kleben und annehmen, dass das Problem damit vom Tisch ist.
Der Hund hatte ein Trauma! In der Zusammenarbeit mit dem Tierkommunikator wurde zuerst daran gearbeitet, das Trauma zu heilen. Sobald der Hund dieses „verarbeitet“ hatte, verschwanden die Symptome - das ängstliche Verhalten zuhause. Der Hunde wurde wieder offener und vertraute seinem Menschen.
Gleichzeitig lernte der Mensch im Hunde-Coaching vieles über Verhaltensbiologie, über die Spezies Hund, verschiedene Tools und das allerwichtigste: wie er in den Augen des Hundes zu einem kompetenten Herrli wird, dem der Hund gerne und voller Vertrauen sein Leben anvertraut.
Der Hund ist heute fröhlich und aufgeschlossen und führt ein wunderschönes Leben. Die Angst ist weg. Die beiden sind heute ein Herz und eine Seele.
Ich teile das mit euch, weil ihr selbst Hundebesitzer seid und machmal nicht weiter wisst. Oder ihr habt Freunde, die einen "Problemhund" haben.
Training für Verhaltensänderung kann nur funktionieren, wenn die Ursache bekannt ist und auf dieser Ebenen zuerst gearbeitet wird. Dazu ist es aber wichtig, die Ursache zu kennen - aus Hundesicht - nicht aus Menschensicht. Und das effektivste Mittel dafür ist, den Betroffenen zu fragen, den Hund.
Tierkommunikation ist Wissen aus erster Hand. Vom Betroffenen.
Für meine Ausbildung würde ich gerne mit verschiedenen Hunden "sprechen", um zu üben. Verschiedene Rassen, verschiedenes Alter, Hunde aus dem Tierheim, Hunde vom Züchter, ...
Wenn ihr in eurem Training feststeckt, wenn euer Hund manchmal ein Verhalten zeigt, dass nicht "weg-trainierbar" ist - ich würde sehr gerne mit dem Hund darüber "plaudern". Das geht auch andersrum: eine Mitteilung von dir an den Hund. Tierkommunikation = Dolmetschen zwischen Hund und Mensch 🙂