14/12/2023
Zur Zeit vergeht kaum ein Tag, an dem die Kronen Zeitung (vergleichbar mit der deutschen BILD, nicht zu verwechseln mit BILDung) nicht über die vermeintliche Gefährlichkeit und die damit verbundene, angebliche Stressbelastung für Hunde im Schutzhundesport berichtet.
Klar, der Tierschutzminister will die Kuh schließlich Anfang 2024 vom Eis haben. Selbst ein Blinder dürfte mittlerweile den Eindruck haben, dass es eine sehr enge Verbindung zwischen den Gegnern des Schutzhundesportes und der Kronen Zeitung gibt.
Die Wortwahl in der Berichterstattung ist, wen wundert´s entsprechend polemisch.
In der neusten Ausgabe vom 14.12. ist die Debatte „um eine schockierende Facette reicher“
Ein etwa 12-jähriger Bub steht mit einem Schutzarm im Versteck und „wird von einem Hund in Schutzhundesport-Manier attackiert“.
„Damit nicht genug! Der Trainer lässt daraufhin den Knaben „flüchten“ und hetzt den Hund hinterher“.
Im Artikel zeigt sich Karl Weissenbacher, angeblich international anerkannter Hundeexperte am Messerli Institut der Vetmeduni Wien, schockiert und bezeichnet diese kleine lange Flucht des jugendlichen als „der Wahnsinn schlechthin“.
Der Initiator der Petition zum Erhalt des Schutzhundesports in Österreich wird als Hunde Schockvideo Produzent, als selbsternannter Hundeexperte und Hardliner tituliert, der mit seiner „fragwürdigen“ Petition weltweit auf Stimmenfang sei.
Im Schlusssatz heisst es: Menschen, die solches veranlassen und auch noch stolz präsentieren, kann man - um in der Hundesprache zu bleiben - nur sagen: Sitz! Platz! Aus!
Als ich beim Frühstück die Kronen Zeitung etwas schräg gehalten habe, lief mir die gesammelte Kampfpolemik auf die Hose und ich musste ein zweites mal unter die Dusche um den Dreck loszuwerden.
Es ist eigentlich wie in jeder emotional geführten Diskussion. Wenn Sachargumente nicht greifen, greift man zu genau der Polemik, die man beim Diskussionsgegner anmahnt. Außerdem hält sich jeder, der auch nur dreimal einen Dackel gefüttert hat für den größeren Hundeexperten.
Auch hier ist ein Mechanismus zu erkennen. Es äußern sich vor allem Hundeexperten zu Themen, die sie nur vom Hörensagen, vom Blick über einen Zaun oder aus sozialen Medien kennen.
So ist das Messerli Institut, dessen Stiftung ihre Heimat in der Schweiz hat, sicher fachkundig zu den Themen Therapie- und Assistenzhunde. Ein absolut wertvoller Arbeitsbereich für Hunde und Menschen aber eben „nur“ eine Nische der Hundewelt.
Schaue ich mir den Arbeitsbereich der Therapie- und Assistenzhunde an, muss es immer um besonders soziale und sehr leichtführige Hunde gehen. Alle Hunde die leichten Jagd- oder Beutetrieb haben, sind für diese Ausbildung nicht geeignet, und werden aus der Ausbildung ausgeschlossen.
Gehe ich nur mit solchen Hunden um, verfestigt sich mein Weltbild und der Umgang mit leichten Problemchen aus dem Bereich Jagd und Beute findet nicht statt.
Warum werden Hunde mit kleinen Problemchen aus der Ausbildung ausgeschlossen? Weil man die Problemchen nun mal nicht mit den bevorzugten, ideologischen Methoden in den Griff bekommt und sicher auch, weil viele der Menschen die solche Hunde benötigen ganz andere Probleme haben als ihren Hund weiter zu trainieren.
Einen Assistenz- und Therapiehundespezialisten zur Bewertung von Schutz- oder Jagdgebrauchshunden ran zu ziehen ist einfach der falsche Weg. Ich persönlich habe einen Hund KNPV Zertifikat geführt und bin Lichtjahre davon entfernt Schutzhundefachmann zu sein.
Ich würde mir eher einen Zeh abbeißen als mich zu fachlich wichtigen Schutzhundethemen als Fachmann zu verkaufen.
Ich habe allerdings gelernt und über viele Jahre erfahren, dass die Masse der trainierten Schutzhunde eben keine Beutegeier sind, die wahllos alles angreifen was sich bewegt. Ich weiß ganz sicher, dass gut im Schutzhundesport trainierte Hunde wesentlich gehorsamer sind als die Masse der Assistenz- und Therapiehunde. Schaut man da mal näher hin wie gut die Assistenz-und Therapiehunde wirklich funktionieren, was für Mischlingszuchten „ausprobiert“ werden, wie viele Hunde aus dem Programm fallen und was für ein übertriebenes Preis-Leistungsverhältnis dort vorherrscht, könnte man damit sicher eine Komplette Ausgabe der Kronen Zeitung füllen. Aber, der Therapiehund berührt unser Herz und entzieht sich damit der Messung.
Ich befürchte, Österreich wird den Schutzhundesport verlieren weil die Diskussion von der Presse einseitig befeuert und Stimmung gemacht wird. Ich befürchte auch, dass Österreich und der Schutzhundesport erst der Anfang ist und der Jagdgebrauchshund und andere Länder die nächste Opfer sein werden.
Wir Gebrauchshundemenschen sind wahrscheinlich ein Stück weit selbst schuld. Wir haben es nicht geschafft, dass ALLE Gebrauchshundesparten an einem Strick ziehen und wissenschaftliche Fakten darüber schaffen, dass es nun mal das Hundegerechteste ist, Hunde so zu halten und zu beschäftigen, wie es Gebrauchshunden gut tut. Wir Gebrauchshundetrainer haben uns von Ideologen alle Hilfsmittel wegnehmen lassen die es bei einigen Hunden MANCHMAL braucht. Prominente Gebrauchshundetrainer mit Gehör in der Öffentlichkeit haben dazu den Mund nicht aufgemacht sondern werben auf ihren Seiten regelrecht dafür, dass sich Gebrauchshunde nach den Forderungen der Ideologen sogar optimal ausbilden lassen um besser und mehr Kohle zu verdienen und in sozialen Medien keine Angriffsfläche zu bieten. Jetzt heulen sie rum, dass ihnen der Rest auch noch weggenommen wird. Wer Ideologen füttert darf nicht an Muttis Schulter weinen, wenn er anschließend von Ideologen gefressen wird.