21/10/2022
Wie wir von Pferden lernen?
Eine wahre Geschichte 🐎
Wenn wir die Pferde von der Koppel holen und in den Stall führen wollen, warten meistens alle schon beim Tor. Sie kennen den Ablauf und wissen, dass es bald frisches Heu für sie gibt.
Doch an einem Tag war es anders. Carlos, der Herdenchef, ist von uns weggegangen und hat sich etwa in die Mitte der Weide gestellt.
Ich sag es ganz ehrlich, wir sind da streng und lassen Pferde, die nicht mitmachen wollen, einfach stehen (und holen sie dann natürlich später nach 🤠). Ich finde ein Weggehen unhöflich und zeige dem Rebellen damit, dass er mit Arroganz den Kürzeren zieht. Gerade junge Pferde stellen uns gerne mal auf die Probe.
Irgendwie passte das aber nicht zu Carlos. Erstens, weil der Feinschmecker einfach viel zu gerne frisches Heu frisst, und zweitens, weil es schlicht nicht seine Art ist, aufmüpfig zu sein. Er liebt es bei uns zu sein und alles mitzumachen.
Dann haben wir den Grund entdeckt, warum er nicht zum Tor kam: Unser kleiner Minishetty-Hengst Toby hat es geschafft, mit seinen gerade mal 80 cm an einer Stelle unter dem Weidezaun durchzuschlüpfen! Und da stand er dann auf der benachbarten Weide, genau auf selber Höhe wie Carlos. (Wir trennen die Weiden manchmal ab, damit sich der Grasbewuchs erholen kann.) Toby hat es nicht mehr alleine zurück geschafft, wahrscheinlich weil ihn der Stromzaun doch zu sehr gekitzelt hat. ⚡
Carlos war nicht ungehorsam! Er wollte uns etwas Wichtiges sagen: Es ist seine Aufgabe, seine Herde beisammen zu halten. Er wäre um nichts in der Welt ohne Toby nach Hause gegangen! ❤️
Wir können daraus einiges lernen. Langsamer leben. Sich in Ruhe alles anschauen, bevor ein vorschnelles Urteil gefällt wird. Zusehen, zuhören und nicht gleich vom Schlechteren ausgehen.
Manchmal hat eine Geschichte mehr als eine Seite.
Wir sind dankbar für diese Lektion, und es wird nicht die letzte gewesen sein!