22/02/2024
wenn immer noch von trieben geredet wird oder wenn die lektüre des letzten buches gut und gerne 40 jahre zurück liegt
wir durften gestern bei der diskussionsrunde "ein ort ein wort" von orf niederösterreich dabei sein, zum thema "hunde - gefahr oder gefährte?" (ungeschnittene ausstrahlung heute, https://noe.orf.at/stories/3245540/)
und es war - wieder einmal - selbst entlarvend für die befürworter_innen von abteilung c des gebrauchshundesports.
die immer gleichen argumente von den immer gleichen protagonisten, die, sich selbst auf den rücken klopfend, ihr immer noch mangelhaftes bis falsches wissen versuchen mit großen worten unter die leute zu bringen.
da wird von trieben geredet - eine theorie, die seit gut 40 jahren überholt ist. und auch wenn man es zum 100.000 mal wiederholt, wird es halt doch nicht richtiger.
da werden menschen persönlich angegriffen, die nicht veralteten wissen nachhängen, als wenn es eine persönliche beleidigung wäre, eine universität von innen gesehen und mit einem abschluss verlassen zu haben. was macht denn wissen so fürchterlich, dass man sich mit händen und füssen dagegen wehrt?
da wird der wortlaut der eigenen prüfungsordnung negiert und ein biss als griff bezeichnet. aber auch schönreden und in den eigenen sack lügen kann nicht der tatsache widersprechen, dass hund mit 42 zähnen im ärmel (oder sonst wo) des schutzhelfers hängt.
da wird die behauptung aufstellt, dass die so ausgebildeten hunde auch im alltag so tollen gehorsam und impulskontrolle haben, weil sie lernen müssen, übungen unter druck und stress abzurufen. hören diese menschen eigentlich ihre eigenen worte? sie befürworten wirklich, dass lebewesen zusätzlich und unnötigerweise noch unter druck gestellt werden, um das hineinbeißen zu lernen?
und im selben atemzug wird verkündet, dass das gelernte verhalten ausschließlich am hundeplatz im kontext schutzdienst abteilung c gezeigt wird, weil - und jetzt kommt ein wirkliches highlight - die hunde nur auf den hundeplatz konditioniert werden.
ja was denn nun? überall oder doch nur am hundeplatz? seit wann kann sich jemand anderer aussuchen, welches (erlernte) verhalten ein lerner nur in einer situation und welches er überall zeigt und einsetzt - vor allem in stressbeladenen situationen, wo jedes hirn auf das zurückgreift, was irgendwann gelernt wurde? und bitte, kommt uns jetzt nicht mit signalkontrolle - die funktioniert nämlich genau gar nicht, wenn ein hirn im überlebensmodus agiert - auch nicht bei ewig gedeckelten befehlsempfänger-hunden.
welch wunderwuzzis sind da auf den ökv zugehörigen plätzen unterwegs, dass sie in die neuronalen verknüpfungen im hirn eingreifen, darin herummanipulieren und dann entscheiden können, welches verhalten genau nur in einer situation gezeigt wird? und das ganze ohne auch nur ein fizzelchen wissenschaftlich fundiertes wissen.
da müsste man ja fast in erfurcht erstarren, wenn man nicht wüsste, welch unglaublicher schwachsinn hinter diesen aussagen steckt.
ein mitgebrachter hund musste dann auch als anschauungsobjekt herhalten, wie lieb und nett doch schutz ausgebildete hunde sind und die massiven stressignale des hundes wurden weder erkannt, noch wurde dem hund unterstützung gewährt.
auch das argument, es wäre doch nur beutefangspiel, hat mehr als ein holzbein. erstens fragt man sich, wann hier zum letzten mal eine solide definition von spiel nachgelesen wurde.
und zum zweiten ist in richtung des menschen ablaufendes beutefangverhalten, insbesondere hetzen und packen, wie es in der abt. c durchgeführt wird, schlicht fehlgeleitet. modernes training setzt zur sicherheit aller darauf, genau diese verhaltensweisen nicht zu fördern, sondern durch ungefährliche alternativen zu ersetzen.
einem gebissenen menschen ist es nämlich vollkommen gleich, ob der biss aus aggression oder fehlgeleitetem beutefangverhalten heraus passiert ist.
es gibt keinen vernünftigen grund, solche verhaltensweisen zu forcieren - denn es braucht die viel bestrittene aggression gar nicht.
ganz nebenbei - es ist unmöglich eine verhaltensthematik mit gehorsam zu heilen. ganz egal wie sehr sich die herren und damen aus den reihen des hundesports dies auch wünschen und in die welt hinausposaunen.
last but not least - gut ausgebildete hundetrainer_innen schwaffeln im 21. jahrhundert nicht mehr von trieben, dominanz im sinne einer charaktereigenschaft, rudelführern, alpha, sondern sind sich ihrer verantwortung bewusst und dies spiegelt sich auch in ihrer professionellen wortwahl wieder.