Zuerst spielerisch, später begann ich die Hunde, die bei uns zu Hause lebten, auf meine eigene Art auszubilden. Ohne irgendeine Anleitung brachte ich den Hunden bei sich, neben mich zu setzen, sich hinzulegen, Pfote zu geben, nicht an der Leine zu ziehen usw. Heute würde man dazu “Intuitivmethode” sagen. Meine erste reinrassige Hündin, eine Golden Retrieverdame kaufte ich mir Anfang der neunziger
Jahre, diese Rasse war damals noch eine Novität, und beschloss, meinen Hund ganz professionell auszubilden. Einem Wink des Schicksales zur Folge geriet ich an einen der profundesten jagdlichen Trainer in der Steiermark und durfte fortan mit meiner Abelina bei ihm trainieren. In kürzester Zeit wurde Abelina so perfekt, dass sie sämtliche Prüfungen mit Bravour bestand. Durch diesen Umstand wurde nun wiederum der besagte Trainer auf mich aufmerksam, und so lernte ich durch seine Hilfe, Hunde zu trainieren. Abelina wurde in der Zwischenzeit die Stammhündin einer sehr erfolgreichen „Dual Purpose Zucht“, welche von meiner damaligen Frau betreut wurde. Nach fast sieben Jahren Lehrzeit und einer Jagdausbildung meinerseits wurde ich in den Vorstand des ÖRC als Pressereferent kooptiert. Neben meiner Tätigkeit als Pressereferent fing ich an, in meiner neu gegründeten Hundestation Hundeführer auszubilden. Diese Gruppenkurse beinhalteten sowohl jagdliches Training als auch Grundkurse, mit Blickrichtung auf eine eventuelle BGH. Schon damals war mir klar, dass meine Prävention den schwierigen, nicht so leicht führigen Hunden, galt. So kamen immer mehr Hundeführer mit den unterschiedlichsten Problemen zu mir. Bald hatte ich den Ruf eines Hundeflüsterers. Nach meiner Scheidung lernte ich meine jetzige Frau Monika kennen, die mich als seelenverwandte Hundefreundin fortan bei meinen Tätigkeiten unterstützte. Als ich im ÖRC zum Jagdhundreferenten kooptiert wurde, unterstützte sie mich bei der aufwendigen Verwaltungsarbeit, während ich mit der praktischen Hundearbeit beschäftigt war. Als Jagdhundereferent hatte ich nun Kontakt mit den besten Trainern und Hundführern. In diesen fünf Jahren hatte ich so ziemlich alles erlebt, was in der Hundeausbildung an Problemen vorkommt. Zu dieser Zeit reifte in mir der Gedanke, Hundeführern, die mit ihren vierbeinigen Begleitern nicht weiterkamen, die ihre Hunde nicht verstanden und wo eine konfliktfreie Kommunikation nicht mehr möglich schien, zu helfen. Nur welche Methode sollte zur Anwendung kommen? Da ich herkömmliche Behelfsmittel ablehne und nur bereit bin, gewaltfrei zu arbeiten, entsann ich mich meiner Mediatoren- Ausbildung. Damit habe ich ein Rüstzeug in der Hand, mit dem ich schon etlichen Menschen, ob bei Scheidungs-, Wirtschafts- oder Umweltmediation, erfolgreich helfen konnte. Die Frage, wie ich dieses Wissen auf die Hundeerziehung umlegen konnte, war mir zunächst nicht klar. Als eines Tages ein verzweifelter Hundeführer mit seinem Labrador vor meiner Türe stand und mich bat, seinen ungestümen Hund (er zog ihn fast in eine herannahende Straßenbahn) zu bändigen, kam mir eine Idee. Ich fing an, den Hundeführer zu „spiegeln“, d.h. ich lotete sein Konfliktverhalten in Bezug auf seinen Hund aus und versuchte mich, nun in das Konfliktverhalten des Hundes zu versetzen. Nach dem ersten Training mit dem Hund war der Hundebesitzer, der erfolglos andere Trainer kontaktiert hatte, völlig verblüfft über das Verhalten seines Hundes. Es ist für den Hundeführer etwas bis dato für ihn noch nie Dagewesenes passiert. Plötzlich verstand er seinen Hund und konnte mit ihm auf eine für ihn vollkommen neue Art kommunizieren. Schon als er mein Haus verließ, merkte man, dass zwischen Hundeführer und Hund eine andere, kommunikativere Beziehung bestand als zuvor. Das war der Anfang einer erfolgreichen Arbeit als Hundemediator. Natürlich brauchten wir ungefähr ein Jahr, um die Methoden der Mediation professionell umzusetzen, aber der Erfolg gibt mir recht. So konnten viele Hundeführer zu wahren Rudelführern ausgebildet werden, und viele Hunde können ihr „Hund sein“ natürlich ausleben.