12/11/2021
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Wie im letzten Post erzĂ€hlt, hat Rudi in den ersten Wochen auf der Couch förmlich gelebt. Er hatte wirklich Angst vor ALLEM. Sogar die FutterschĂŒssel hab ich ihm auf die Couch vor die Nase setzen und zum Fressen gut zureden mĂŒssen.
SpaziergÀnge gab es nicht. Wir haben ihn jedes mal runtergetragen in den Gemeinschaftsgarten, dort hat er sich schnell schnell gelöst, bevor er schon wieder im Fluchtmodus war.
Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wann er das erste mal selbst von der Couch runterging, wann er zum ersten mal alleine gefressen hat, sich traute ein wenig zu erkunden. Aber es hat wirklich lange gedauert. Und die Zeit hat er bekommen.
Ich habe beim Training mit ihm mit einem Mix aus Vorsicht, Kleinschrittigkeit und Mut zum Mut gearbeitet. Oberstes Ziel war sein Selbstbewusstsein, seine Selbstwirksamkeit zu steigern und ihm ganz viel Erwartungssicherheit zu bieten. Wir mussten wirklich JEDEN Alltagsgegenstand innerhalb und auĂerhalb der Wohnung desensibilisieren. đ€Ș
Wir machten riesen Fortschritte, dann wieder kleine RĂŒckschritte, Fortschritte, kleine RĂŒckschritte usw., wie das im Training eben laufen kann. Dann hatten wir oft Monate, in denen er sich so gut geschlagen hat, er schon richtig gelassen wurde und plötzlich triggerte ihn wieder etwas und ich hatte das GefĂŒhl, wir mĂŒssen wieder bei 0 starten.
Mittlerweile ist sein letzter Creepy moment schon viele Monate her. Ich kenne ihn aber mittlerweile auch so irre gut. Wir sind in eine Gartenwohnung gezogen und die hat uns nochmal 10 Schritte vorwÀrts gebracht, einfach toll.
Nein, Rudi ist kein Hund mit dem ich in die Innenstadt fahre (hab ich nie gemacht, werde ich nie machen und ist auch echt nicht nötig).
Er ist kein Hund, der drauĂen immer super gelassen ist. DafĂŒr kann er andere Dinge mittlerweile so gut: Er kommt total gut zur Ruhe, sucht bei uns Sicherheit, wenn er Hilfe braucht. Er geht total gerne spazieren (zumindest meistens), kann sich auch neben der StraĂe problemlos lösen, erkunden und schreckt nicht mehr stĂ€ndig zurĂŒck. Er kann mit ins Restaurant und dort chillen, er freut sich ĂŒber Besuch, traut sich zu blödeln und auch mal frech zu sein.
Rudi ist ein Hund, der nie UmstĂ€nde machen will. Er ist oberhammer in der Kommunikation mit anderen Hunden. Er ist einfach cool.đ„°
Ein normaler Alltag ist mit ihm mittlerweile möglich.đđ»
Rudi ist der Grund, warum ich mich mittlerweile auf Angsthunde spezialisiert habe. Ich glaube man muss mit so einem Hund zusammengelebt haben um zu wissen, wie lebenseinschrĂ€nkend der Alltag fĂŒr so einen Hund und auch seine Halter*innen sein kann. Ich bin nicht nur einmal an meine nervlichen Grenzen gestoĂen. Und ich habe durch ihn verstanden wie unerlĂ€sslich Empathie, Kleinschrittigkeit und ganzheitliche Trainings/Therapie fĂŒr solche Hunde sind, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Damit kann man fĂŒr so einen Hund die Welt auf den Kopf stellen. Und das ist die gröĂte Motivation. So einem Hund zuzusehen, wie er ĂŒber sich hinauswĂ€chst, das ist unfassbar schön. Und auch die Grenzen zu erkennen und zu respektieren, das ist ein wichtiges Learning.
Ich freue mich noch fĂŒr ganz viele Hunde die Welt so auf den Kopf stellen zu dĂŒrfen wie fĂŒr Rudi. Das ist mein Job und ich liebe ihn.â€ïž
Kennst du auch Hunde, die so Àngstlich sind, wie es Rudi war?