Mein Name ist Beate Soltész, ich bin 1960 in Wien geboren und hundlos aufgewachsen.
„Mein“ erster Hund war der Kettenhund meiner Großmutter, „Vitéz“ (ung. Held; alle Hunde meiner Großmutter hießen so), mit dem ich in den Ferien trotz großmütterlichen Verbots viel Zeit verbrachte und mit dem ich, wenn Oma es nicht bemerkte, auch durchaus mit der Kette in der Hand auf der Dorfstraße spazieren ging. Dem Hund hats gefallen, rückblickend wars sicher nicht ganz ungefährlich, weil der „Vitéz“ ja nun wirklich kein lieber Familienhund war…
Statt einem Hund bekam ich zu Weihnachten meist einen Stoffhund, was meinen Frust und meinen Wunsch nur weiter anstachelte.
Dem hundefeindlichen Elternhaus entflohen mit 19, war an die Anschaffung eines eigenen Hundes leider dennoch nicht zu denken. Zum einen fehlte die Zeit, zum anderen herrschte damals noch mehr als heute die Meinung, dass ein Haus mit Garten unbedingt zu einem Leben mit Hund gehört. Zwischenzeitlich tröstete ich mich mit einer Katze, „Coriolan“ (röm. Feldherr, der von seiner Schwiegermutter gehindert wurde, Rom zu erobern), der Einfachheit halber Kater genannt.
Dann endlich übersiedelte ich mit ca. 25 Jahren nach Stockerau in ein kleines Reihenhaus und konnte mir endlich einen Hund zulegen. Mein Weg führte mich ins Tierheim Stockerau, einem ziemlich desolaten Anwesen, in das ich nicht einmal hinein durfte. Die Betreiberin, eine alte Frau, Theresia sowieso, brachte mir eine magere, zeckenverseuchte junge Dackel-Schnauzer-Mischlingshündin. Ich nannte sie „Resi“, nach der Betreiberin des Tierheims, und die nächsten 12 Jahre waren wir beinahe unzertrennlich.
Resi war eine recht robuste und unkomplizierte Hündin, die mir aber alsbald sämtliche Vorstellungen von Hundehaltung ausgetrieben hat. Sie hatte schon ihren eigenen Willen… Unvergesslich für mich und dankbar bin ich ihr, dass sie, die Kinder eigentlich nicht sonderlich mochte, meine Pflegetochter, als diese mit 18 Monaten zu uns kam, freundlich aufgenommen hat und für sie quasi die erste und in der ersten Zeit wohl auch wichtigste Bezugsperson wurde.
Nach ihrem Tod war wieder Katzenzeit, es kam der wunderbare Kater „Raffi“ zu uns, der leider viel zu früh mit ca. 7 Jahren starb.
Danach gabs in unserem Haushalt eine Menge Meerschweinchen, die sich leider unheimlich vermehrt hatten, und mit denen ich nicht wirklich Kontakt aufnehmen konnte, und ein Hamster, ein entzückendes, furchtloses (vor allem im Vergleich zu den Meerschweinchen) und lernfreudiges Tier, das mir und meiner Tochter viel Freude bereitete. Die Meerschweinchen wurden irgendwann an einen Meerschweinchenliebhaber weitergereicht, der Hamster blieb bei uns bis zu seinem Tod.
Und dann sind wir auf den Österreichischen Pinscher gekommen. Meine Tochter hätte ja lieber einen Golden Retriever oder einen Boxer gehabt. Aber mir gefällt es einfach nicht, wenn ein Hund wie der andere ausschaut. Außerdem sollte es nach Möglichkeit eine halbwegs gesunde Rasse sein. Auch sollte er, meine Tochter war grade in der Blüte ihrer Pubertät, kein Hund sein, der zu jedermann freundlich wedelnd Kontakt aufnimmt… der Österreichische Pinscher schien mir ideal und so nutzte ich meine mütterliche Autorität. Beziehungsweise gingen wir zu einer Züchterin, „nur schauen“ wie so ein ÖPI überhaupt ausschaut. Und wie der Zufall es wollte, plante die Züchterin grad einen Wurf … und so kam Holly zu uns.
Holly hat mein Leben und meine Sichtweise auf Hunde noch einmal radikal verändert. Was mir am meisten zu schaffen gemacht hat, war ihre Ängstlichkeit und Sensibilität. Ich bin ja eher eine Hundeklopferin als eine Hundeflüsterin, aber man hat wohl immer den Hund, den man grad braucht: durch sie habe ich begonnen, mehr über Hunde zu lernen und zu lesen, durch sie bin ich auch dazu gekommen, mir einen nicht zugestandenen Wunsch zu erfüllen: mit Tieren zu arbeiten! Alsbald meldete ich mich daher zum TiertrainerInnen-Lehrgang von „Tiere als Therapie“ an der MedVed an (die erste in einer langen Reihe von Ausbildungen).
Gemeinsam wachsen wir – sie arbeitet an ihrer Ängstlichkeit, ich an meiner Sensibilität…
Herbst 2012 hat Holly 7 gesunde Welpen auf die Welt gebracht. Das war für uns beide wohl ein sehr eindrückliches Erlebnis. Holly war eine instinktsichere und zärtliche (und überhaupt nicht ängstliche!) Mutter, und eines ihrer Jungen haben wir behalten. Den Amos, ihren Zweitgeborenen, und aus dem scheint ein robuster und freundlicher Hund zu werden, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt und der auch ein paar freundschaftliche Klopfer verträgt…
Wir werden sehen.
Herbst 2019 – mittlerweile führe ich seit mehr als 5 Jahren meine Hundeschule „Traumhund“. Ich habe viel mit ängstlichen und/oder aggressiven Hunden zu tun und mit Menschen, die verzweifelt sind und nicht mehr weiter wissen. Nicht nur, weil ich durch viele Ausbildungen eine solide Basis habe, vor allem aber, weil ich in meinem Leben mit Hunden oft Ähnliches erlebt habe, kann ich vielen Teams beistehen und ihnen Wege aus ihrer Bedrängnis zeigen.
Holly und Amos begleiten mich natürlich weiterhin und helfen mir oft dabei, andere Hunde auf einen selbstsicheren, freundlichen Weg zu bringen.