09/06/2025
Sicherheit vermitteln
Was heisst das genau?
Für viele Menschen ist der Hund nicht nur ein Tier, sondern ein Familienmitglied, ein Freund, ein Seelenverwandter. Die Vorstellung, dass der Hund Angst oder Unsicherheit empfindet, schmerzt. Man möchte ihn beschützen, ihm ein Zuhause geben, in dem er sich sicher fühlt.
Doch Sicherheit ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es ist ein Gefühl, das man durch Verhalten, Haltung und Konsequenz vermitteln muss.
Sicherheit bedeutet aus menschlicher Sicht auch Verantwortung: Ich bin derjenige, der Entscheidungen trifft, der für Ruhe sorgt, der in jeder Situation Orientierung gibt. Dabei spielen Klarheit, Ruhe und Verlässlichkeit eine große Rolle. Nur wenn ich selbst ruhig und stabil bin, kann mein Hund sich entspannen.
Ein Beispiel: Wenn man spazieren geht und ein anderer Hund kommt, spürt der Hund sofort, ob ich nervös werde oder souverän bleibe. Reagiere ich hektisch, überträgt sich das auf ihn. Bleibe ich ruhig, vermittle ich: „Ich habe die Situation im Griff.“ Das schenkt Vertrauen.
Ein Hund lebt im Moment. Für ihn zählt nicht, was gestern war oder morgen kommt, sondern was jetzt geschieht. Sicherheit bedeutet für ihn vor allem Verlässlichkeit und Orientierung. Ein unsicherer Hund fragt ständig: „Was passiert als Nächstes? Muss ich selbst entscheiden?“ – Und das kann überfordern.
Sicherheit bedeutet für den Hund, dass sein Mensch vorhersehbar handelt. Rituale, klare Regeln und ein ruhiges Auftreten helfen ihm, die Welt zu verstehen. Hunde sind soziale Tiere, sie suchen Führung – nicht durch Zwang, sondern durch Klarheit.
Ein Beispiel: Ein Hund, der an der Leine zieht und nach vorne prescht, tut das oft nicht aus Dominanz, sondern weil er das Gefühl hat, vorne schauen zu müssen, ob alles in Ordnung ist. Bekommt er klare Impulse und spürt: „Mein Mensch achtet auf mich und führt mich souverän“, kann er entspannen und folgen.
Emotionale Sicherheit entsteht nicht durch Worte, sondern durch Energie, durch Präsenz. Ein unsicherer Hund sucht oft Nähe, Blickkontakt, Rückversicherung. Ein ruhiges „Ich bin da“ – nicht verbal, sondern in der Haltung – ist oft mehr wert als jedes Kommando.
Ein Beispiel dafür ist die Reaktion auf plötzliche Geräusche, wie Silvesterknaller. Wer in solchen Momenten selbst panisch reagiert oder den Hund übermäßig tröstet („Ach du Armer!“), verstärkt die Unsicherheit. Wer dagegen ruhig bleibt, souverän handelt und dem Hund zeigt: „Es ist alles gut – ich bin bei dir“, schenkt ihm emotionale Stabilität.
Einem Hund Sicherheit zu vermitteln, bedeutet mehr als Futter, Spiel und Zuneigung. Es heißt, ein verlässlicher Partner zu sein – jemand, auf den er sich jederzeit verlassen kann.
Für den Menschen ist es ein Weg zu innerer Ruhe und Präsenz.
Für den Hund ist es das Fundament seines Vertrauens in die Welt.
Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle oder Dressur, sondern durch Verbindung. Und diese Verbindung ist das schönste Geschenk, das Mensch und Hund einander machen können.