11/09/2024
Mal zum Nachdenken - da ist viel dran... Deshalb geht gerade mit Jungpferden und auch mit allen älteren Pferden viel raus ins Gelände!!!
IM KREIS GEHEN
Als Pferde noch durch die Prärie streiften, taten sie genau das: Sie zogen umher und gingen auf geraden Linien.
Als Arbeitspferde, gingen sie auch weiterhin geradeaus, sie gingen vor dem Pflug von einem Ende des Feldes zum anderen, zogen einen Milchwagen durch die Straßen der Stadt oder bewegten die Vieherden.
Auch als Freizeitpferd gingen sie im Allgemeinen auf einigermaßen geraden Linien weiter, über Wege und den Wald.
Natürlich mussten sie bei der Arbeit auch mal schnelle Bewegungen und harte Stopps vollführen (wie im Cutting).
Bei Fuchsjagden sprangen sie über Wälle und Zäune hinter der Beute her.
Auf den Rennstrecken gingen sie in einem großen Oval.
Als sie jedoch in die Show- und Wettkampfarena gingen, änderten sich das Spiel und sie wurden zu Laufstegmodels.
Wir ritten sie in immer kleineren Räumen und sie mussten immer mehr festgelegte Manöver (Lektionen) zeigen. Wir verlangen immer sich ständig wiederholende Bewegungen von ihnen – meist in Kreisen ... kleinen, engen Kreisen.
Und sie hatten immer mehr Gelenkproblemen, Weichteilverletzungen und die allgemeinen Lahmheiten nahmen zu.
Wir machten eine schlechte Zuchtauswahl und schlechte Genetik für ihre Misserfolge und Ausfälle verantwortlich; wir machten schlechte Hufschmiede und unzureichende Tierärzte für ihr Versagen verantwortlich.
Wir machten schlechtes Training und Kondition, schlechte Haltung und fehlerhafte Fütterung und viele andere Dinge für ihre zunehmenden Ausfälle verantwortlich.
Und obwohl das sicher alles auch eine Rolle spielt, ist es eine Tatsache, daß die Hauptursache für all diese Probleme die ewig gleichen Bewegungen auf engem Raum ist.
Schauen wir uns also die Anatomie des Pferdes an und insbesondere in Bezug auf sportliche Manöver und Aktivitäten.
In erster Linie ist das Pferd durch seine Anatomie darauf ausgelegt, viel Gewicht auf der Vorhand zu haben. (Die Kraft der Hinterhand wird in gerader Linie auf die Vorhand übertragen. Auf engen Wendungen wird in der Regel das innere Vorderbein stark belastet.) Wir Reiter arbeiten häufig gegen dieses Konzept und verlangen vom Pferd sich auf der Hinterhand zu „versammeln“.
Und sie sind dazu in der Lage … aber sie sind nicht dafür gemacht oder „programmiert“, eine solche Aktivität über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.
Wenn sie dies in „natürlichen“ Umgebungen und Situationen tun, spielen sie, erschrecken oder zeigen Imponiergehabe. Bei keiner dieser Aktivitäten handelt es sich um Aktivitäten über einen längeren Zeitraum, sondern immer nur für einen kurzen Moment.
Wenn sie sich angreifen, stürmen sie im Allgemeinen nach vorne, springen zur Seite oder springen nach oben. Und das tun sie normalerweise mit einem Geschwindigkeits- und Energieschub, also mit Schwung - nicht in Zeitlupe.
Letztendlich ist die „versammelte“ Arbeit auf Kreisen einfach nicht förderlich.
Jedes Gelenk, von der Schulter bis zum Boden, ist für Beugung und Streckung ausgelegt in einer Vorwärtsbewegung, nicht für eine Seitwärtsbewegung.
Tatsächlich sind die Gelenke des Pferdes so konzipiert, dass sie seitliche Bewegungen minimieren und einschränken und diese dadurch eine große Belastung für das Pferd darstellen.
Aus dem Englischen von prl
Originaltext des Hufschmiedes Danver Child (Ausbilder für Schmiede, Lafayette IN/USA)
Foto: Julia Divkovic : Helen mit 2jährigem Handpferd