03/02/2022
Donnerstags mit Julie von Bismarck: Das Pferd ist nicht das Problem.
(English version below)
Es ist nicht das Pferd welches in eine Haltung gebracht werden muss, damit „reiten“ funktioniert - der Reiter muss reiten lernen.
Wie ein Pferd sich unter dem Reiter bewegt, wie losgelassen, locker, und bemuskelt es ist, hängt unter anderem davon ab, wie losgelassen, locker und bemuskelt der Reiter ist.
Wird das Mädchen auf dem ersten Bild eine gute Reiterin? Sehr wahrscheinlich.
Wird das Mädchen auf dem zweiten Bild eine gute Reiterin? Wahrscheinlich eher nicht. Für sie scheint es bereits selbstverständlich zu sein, dass es das Pferd ist, welches „bearbeitet“ werden muss - und nicht etwa der Reiter. Dass das Pferd „am Zügel gehen muss“ (damit es gut aussieht), und dass dafür alle Mittel recht sind, inklusive Sporen und Gerte - und des seltsamen Vorgehens im Bild.
Kann sie etwas dafür? Nein. Sie hat ganz offensichtlich nicht das Glück einen guten Reitlehrer zu haben und sehr wahrscheinlich sehr schlechte Vorbilder.
Lieben beide Mädchen ihre Pferde? Da bin ich mir ziemlich sicher.
Würde das Mädchen im zweiten Bild anfangen zu weinen, wenn man ihr erklärte, dass sie ihrem Pferd mit ihrer Reiterei schadet? Sehr wahrscheinlich.
Ich weiß, dass viele Reiter heutzutage richtig reiten lernen wollen, sich aber nicht sicher sind, woran sie einen guten Reitlehrer erkennen. Tipp: Daran, dass er/sie den Reiter korrigiert und nicht das Pferd. Unzureichende reiterliche Fähigkeiten und mangelhafte körperliche Fitness des Reiters stellen eine der Hauptursachen für Einschränkungen, Schmerzen und Blockierungen im Pferd dar. Niemand muss reiten, aber wer es unbedingt tun möchte, wird eine anstrengende Ausbildung in Kauf nehmen und konstant an seiner Sportlichkeit arbeiten müssen. Denn sonst geht dieses „Hobby“ schnell zu Lasten eines Säugetieres, das in den meisten Fällen zu sanftmütig ist um sich zu wehren und die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen still erträgt - bis es irgendwann wirklich krank ist.
©Julie von Bismarck
Thursdays with Julie von Bismarck: The horse is not the problem.
It is not the horse that has to be squeezed into a posture so that "the riding" works. It is the rider who has to learn to ride, gaining body control, self-control, fitness, balance and discipline.
How a horse moves under the rider, how supple, relaxed and well muscled it is, depends -among other things- on how supple, relaxed and well muscled the rider is.
Will the girl in the first picture become a good rider? Very likely.
Will the girl in the second picture become a good rider? Probably not. For her, it already seems self-evident that it is the horse that needs to be "worked" on - and not the rider. That the horse "has to be on the bit" (so that it looks good), and that all means are justified to achieve this, including spurs and a whip - and the strange procedure in the picture.
Is it her fault? No. She is not lucky enough to have a good riding instructor and probably has very bad role models.
Do both girls love their horses? I am absolutely sure.
Would the girl in the second picture start crying if it was explained to her that she was harming her horse with her riding? Very likely.
I know that many riders want to learn to ride properly but are not sure how to recognise a good riding instructor. Hint: By the fact that he/she corrects the rider and not the horse. Insufficient riding skills and poor physical fitness of the rider are one of the main causes of limitations, pain and blockages in the horse. Nobody has to ride, but those who absolutely want to, must undergo strenuous training and work on their fitness. Otherwise, the "hobby" is to the detriment of a mammal that, in most cases, is too gentle to fight back and quietly endures the pain and restricted movement - until at some point it becomes truly ill.
©Julie von Bismarck