16/09/2024
Katzen leiden leise - unsere ungesehenen Streuner
Vor zwei Wochen kam ein Fall übers Tierheim, eine Anwohnerin meldete einen Kater, der seit vier Wochen in ihrem Garagenhof heimlich Katzenfutter wegfraß. Sie schickte Fotos, man sah Eiter aus seinem Maul laufen. Ich fuhr sofort am nächsten Morgen los und sah ihn - er sah schlecht aus. Trotz Baldriankissen, Leberwurst und Thunfisch ging der Kater nicht in die Falle, auch keschern war unmöglich. Er drehte seine Runde im Garten und lief mir vor den Füßen herum, doch ich kam nicht an ihn ran.
Komischerweise roch es nicht nach Kater, obwohl er völlig rotzig und ramponiert aussah. Die einzige Person, die den Kater anfassen konnte, war eine ältere Dame aus Bosnien die aufgrund eines Schlaganfalls kaum sprechen konnte und Angst hatte, man könne dem Kater etwas nicht Gutes wollen.
Letztendlich nach ganz viel Zeit steckte sie ihn in meine Transportbox und ich brauchte ihn ins Tierheim. Im geschlossenen Raum wirkte er gar nicht mehr so wild und ich fragte mich, warum er nicht nach Kater roch. Bei Katzen in diesen Zuständen ist es fast immer FIV, gekennzeichnet sind sie praktisch nie.
Praktisch war eher theoretisch, ich las seinen Chip aus und erhielt einen Eintrag bei Tasso.
Es meldete sich bei mir eine Tierärztin aus Rheda -Wiedenbrück und erzählte mir eine verrückte Geschichte:
Strolch war als Fundkater bei ihr auf den Tisch gesetzt und nicht mehr abgeholt worden. Sie kastrierte und chipte ihn kurzerhand, leider ohne Chancen auf Vermittlung. Niemand nimmt einen rotzigen, ramponierten Straßenkater.
Zu dem Zeitpunkt war er bereit mindestens 10 Jahre alt.
Die Tierärztin brachte ihn zu ihren Eltern in Quelle, die sich bereit erklärten, ihn als Mausefänger durchzufüttern. Dort sprang er trotz verletzter Pfote aus dem zweiten Stock und wurde nie wieder gesehen.
Das war 2022. Genau, vor zwei Jahren in Quelle.
Wir werden niemals erfahren, wo Strolch zwei Jahre war. Oder wie er von Quelle nach Schildesche kam und warum ausgerechnet die bulgarische Dame seine Freundin wurde.
Die Tierärztin holte Strolch aus dem Tierheim wieder ab und konnte leider nichts mehr für ihn tun. Er hatte multiple Plattenepithelkarzinome im Gaumenbereich und sie musste ihn erlösen.
Streuner wie Strolchi leiden einsam auf deutschen Straßen und mir hat es das Herz gebrochen. Er war der rotzigste aller Straßenkatzen, aber eine wirklich coole Socke.
Machs gut Strolch, was auch immer dich am Ende der Regenbogenbrücke erwartet!