01/11/2022
Ich bekomme immer wieder Kommentare unter meine Videos, die mein Training über positive Verstärkung - sprich bedürfnisorientiert und über Belohnungen - ins Lächerliche ziehen wollen und als nicht erfolgreich oder zielführend erklären. Und dann kommen noch die Begriffe „Führung und soziale Kompetenz“ ins Spiel.
Als erste denke ich immer: ich würde nicht schon so lange über das Prinzip der positiven Verstärkung trainieren, wenn es nicht so mega erfolgreich wäre. Ich bin nicht so blöd und merke nicht, wenn Training nicht funktioniert.
Und das mich diese Begriffe echt nerven, weil sie in dieser Kritik völlig falsch benutzt werden.
Soziale Kompetenz beschreibt nämlich die Fähigkeit eines Lebewesens die eigenen Ziele im Miteinander zu realisieren, ohne dabei die Interessen der anderen zu verletzen.
Und da geht es schon los. Bei den Hundeleuten, die immer lamentieren, der Hund braucht Führung statt positives Training ist genau das nicht der Fall. Nämlich die Interessen des Hundes werden nicht berücksichtigt.
Nur die eigenen werden durchgesetzt. Und das nicht über Belohnungen, die sind ja ganz schlimm. „Abkeksen“, unkontrolliertes Futterwerfen und ähnliche Begriffe werden da benutzt.
Es gibt unwissende Trainer/innen, die leider wirklich nur lustig mit Keksen durch die Gegend kullern. Das bestreite ich nicht.
Und es mag für Laien auch manchmal so aussehen als würde man einfach nur Kekse verabreichen.
Dem ist aber nicht so. Wer sich wirklich mit dem Thema POSITIVE VERSTÄRKUNG auseinander
gesetzt hat, erkennt was sie alles kann.
Nur muss man sich dann allerdings auch mit den Bedürfnissen des Empfängers auseinander setzen.
Und genau danach erfolgt die Verstärkung und Belohnung von Verhalten.
Leider ist das einigen viel zu mühsam und man entschließt sich, den Hund jetzt mit Führung zu erziehen…was bedeutet das?
Das ignorieren von Bedürfnissen des Hundes, das durchsetzen der eigenen Ziele und somit sind wir schnell im strafbasierten Umgang.
Und dann wird für dieses Verhalten schnell ein Begriff gesucht, der das ganze verharmlost und schönredet.
Soziale Kompetenz bedeutet weiterhin, dass Hunde lernen dürfen, eigene Entscheidungen zu treffen. Und über das Training der positiven Verstärkung vermittele ich den Weg dahin: nämlich mit dem Problem umgehen zu lernen und sich meinem Ziel anzuschließen.
Beispiel: Hund mag fremde Menschen und fremde Artgenossen nicht. Er bellt und tickt völlig aus.
Ich trainiere auf einer passenden Distanz zum Auslöser mit Futter, dass er mir seinen Auslöser anzeigt und sich davon abwenden kann. Und das ich sein Bedürfnis nach Abstand zum Auslöser erkenne und ihm helfe. Durch dieses Training verringern sich schnell die Distanzen, weil Hund schnell merkt, dass es einen Plan B zum Plan A (ausrasten) gibt.
Darüber hinaus lernt er, sich selbst zu helfen und wendet sich ungefragt an mich oder verschafft sich selber seine gewünschte Distanz.
Eine große Belohnung ist hier übrigens auch die Wahl der Distanz. Also nicht nur die gefürchteten Kekse…
Andersrum geht das genauso, sprich wenn Hund immer zu allen hin will…
Wer sich für den Weg über dieses Führungsgedöns entschieden hat, bitte. Geht ihn, es interessiert mich nicht. Da könnt ihr noch so viel komisches Zeug unter meine Videos und Fotos schreiben.
Ich habe im Laufe der Jahre mich so viel mit dem Hundetraining befasst, dass ich schon weiß, wie das funktioniert.
Und schon von Anfang an entschieden, dass mich der Weg über Strafe, Unterdrückung und Missachten sämtlicher Bedürfnisse nicht interessiert.
Daher ist es auch nicht nötig, abwertende Kommentare zu verfassen. Ihr könnt immer gern fragen, was ich da mache, ich erkläre und diskutiere gern. Aber mit Wertschätzung und auf Augenhöhe. Ich weiß, das Problem ist, dass viele nicht erkennen, dass sie strafbasiert trainieren. Aber das ist nicht mein Problem. Und ich kommentiere auch nicht durch Gegend, dass euer Training mir aus genau oben genannten Gründen nicht gefällt.
Weil eben das ungefragte abwertende Kommentieren nicht zielführend ist.
Oder meint ihr tatsächlich ich lese eure Kommentare und werfe dann mein ganzes erfolgreiches Training um, weil ihr eures als Führung und sozial kompetent bezeichnet?
Ganz sicher nicht. Ich kenne mittlerweile alle lustigen Bezeichnungen für unfairen Umgang mit Hund. Egal ob Führung, Rudelchef, Nähe durch Distanz (jeder echte Psychologe springt bei so einem Satz aus der Hose), soziale Kompetenz, nonverbale Kommunikation, etc.
Also, scrollt einfach weiter und tauscht euch mit Gleichgesinnten aus.
Ich mag mein Training und gehe genau diesen Weg weiter.