20/01/2022
Oft stellt man sich die Frage: Was und wann ist eigentlich alles außer Kontrolle geraten?
Du hast doch alles von Anfang an so gemacht, wie es Dir in der Hundeschule gesagt wurde, und auf dem Hundeplatz und Zuhause ist dein Hund doch total unproblematisch.....
Dazu muss man sagen, es gibt eigentlich nie den EINEN Moment oder die EINE Ursache, warum Dein Hund zum Leinenpöbler wurde.
Unerwünschtes Verhalten von Hunden ist immer multifaktoriell und vielursächlich.
Aber ich möchte Dir trotzdem einen Überblick geben, welche Ursachen es geben kann und häufig vermischen sich diese auch noch.
1. Selbstdarstellung und Hormone:
Durch Agressionsverhalten werden im Körper des Hundes Hormone ausgeschüttet, die sich gut anfühlen. Das Verhalten belohnt sich quasi selbst und der Hund lernt, sein Verhalten mit dem dazugehörigen guten Gefühl danach in Verbindung zu bringen und wiederholt es dementsprechend. Wenn Dein Hund dann noch zusätzlich noch auf Grund von Bewegungsreizspielen zusätzlich hormonell hochgefahren wird, potenziert sich die ganze Problematik.
Häufig entsteht das Pöbeln auch in der Pubertät, denn auch hier spielen die Hormone verrückt. Dabei muss man ganz klar sagen, dass eine Kastration hier nur im Einzelfall sinnvoll ist und wenn, dann auch nur unterstützend zu einer Verhaltenstherapie.
2. Frustration
Dein Hund durfte als Welpe immer zu allen anderen Hunden laufen, sie begrüßen und mit ihnen "spielen"? Irgendwann möchtest Du das aufgrund seines Temperamentes, seiner Größe oder anderen Gründen nicht mehr und unterbindest das - Beim Hund entsteht Frust und den lässt er dann raus!
3. Rassespezifische Gegebenheiten
Manche Hunde haben mehr Potential sich agressiv zu verhalten als andere.
4. Sozialmotivierte Agression
Dein Hund sieht Dich als seine Ressource und verteidigt Dich. Anzeichen dafür sind, wenn Dein Hund in Deiner Anwesenheit stärker reagiert.
5. Territorialmotivierte Agression
Dein Hund pöbelt auf vertrauten Wegen, die er gut kennt und als sein Territorium gegenüber anderen Hunden verteidigt. Wohingegen er im Urlaub in unbekannter Umgebung das Pöbeln sein lässt.
6.Beutemotivierte Agression
Wenn Du Futter oder Spielzeug auf deinem Spaziergang mitnimmst, und Dein Hund dazu neigt, diese Beute zu verteidigen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass er eskaliert.
7. Ungünstige Verstärker
Ablenkungsversuche, erhöhte Aufmerksamkeit, die auf den Hund gerichtet ist, sowie unregelmäßige Versuche, das Verhalten zu unterbrechen, festigt das unerwünschte Verhalten.
8. Status
Wenn Dein Hund von Dir einen hohen Status zugewiesen bekommen hat, hat er einen Grund mehr, sich so verhalten zu wollen.
9. Schlechte Erfahrungen
Ist dein Hund an der Leine von einem anderen Hund angegriffen oder überrannt worden, begünstigt dies das Entstehen vom Pöbeln.
10. Unsicherheit
Ist Dein Hund ein unsicherer Hund, nutzt er manchmal die Sicherheit der Leine, um sich so darzustellen, wie er es sich ohne Leine nicht trauen würde.
Generell sind Begegnungen an der Leine für Hunde nicht ganz einfach. Obwohl sie hochsoziale Wesen sind und das auch im Umgang mit uns Menschen immer wieder zeigen, ist es doch unnatürlich für sie, sich so direkt anzunähern, ohne die Möglichkeit zu haben, einen Bogen zu laufen oder die Distanz einzunehmen, in der sie sich noch wohl fühlen würden.
Die gute Nachricht: An fast allen Stellschrauben kann man drehen und das Verhalten des Hundes zum Positiven verändern. Auch schlechte Erfahrungen sind kein Hindernis, etwas am jetzigen Verhalten deines Hundes zu verändern.
Findest Du Deinen Hund irgendwo wieder oder kannst ihn sogar klar einsortieren?
Hast du Fragen oder magst einfach von dir, deinem Hund und der jetzigen Situation erzählen?
Dann mach da gerne in den Kommentaren unter diesem Post!