27/03/2024
Es war mal wieder lange still um mich, aber ich kann versichern, dass ich jede Woche etwas Produktives gemacht habe.
Seien es Aufzuchtstipps bei Kaninchen, das Überbrücken, bis das Feldhäschen in die Pflegestelle ziehen kann oder die Aufnahme von Lämmchen Mika. Dieser wurde mir von einer Tierschutzkollegin gebracht, weil sie es sich derzeit zeittechnisch nicht leisten konnte und auch kein weiteres Lamm hat und ich schließlich 2 plus ein Zicklein.
Am Donnerstagabend, dem 21.03.24 hatte ich eine Einsatzfahrt, wo es um lebensschwache Lämmchen ging. Die mich in die Nähe von Meiningen führte.
Dort angekommen wurde mir bereits mitgeteilt, dass das Kleinste in den letzten Zügen liegen würde. Als wir in den Stall kamen, sah ich ein Häufchen Elend, welches auf dem Schoß der Besitzerin lag und sabberte. Es war so schwach, dass es nicht mal mehr den Kopf halten konnte. Das kleinere Böckchen von den Drillingen kam kaum ans Gesäuge,daher sollte dieses mit. Für das Mädchen wäre es ohnehin zu spät. Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit, um auch die Kleine mitzubekommen. Da ich sie bei meinem Tierarzt vorstellen wollte. Die Frau überreichte mir den Winzling, während der Mann das fittere, aber magere Böckchen in die Transportbox verfrachtete.
Sie meinte beim Rausgehen noch so.
"Na ja, mehr als Sterben kann es nicht".
Während ich mir still dachte, was ich mit dem Lamm machen solle, wenn es wirklich stirbt, noch bevor ich beim Tierarzt bin.
Da das Kleine in der Box von ihrem Bruder getreten wurde, weil es auch hier sofort in die Seitenlage rutschte. Nahm ich es Ortseingang notgedrungen auf den Schoß unter den Mantel. Das arme Ding war eiskalt und es trat Schaum aus den Mäulchen, weil man es weiterhin versucht hatte zu füttern. Da die Körperwärme nicht reichte, musste ich die Heizung voll aufdrehen, um mich selbst mit dem Wintermantel in einen menschlichen Heizpilz zu verwandeln. In Kombi mit Massage um den Kreislauf anzuregen, verbesserte sich der Zustand ein klein wenig. Der Tierarzt war schnell verständigt und lag sogar auf dem Weg. Über die Autobahn, mit gefühlt 7 Baustellen und 10 Brücken, ging es nun nur schleppend voran, vor allem aber weil mir Zeit im Nacken saß. Deswegen fuhr ich an den Stellen, wo es ging, entweder die Geschwindigkeit voll aus, die vorgegeben war oder zwischen 160/180 km/h .
Was sich kurz vor Sömmerda rächen sollte. Auf der Höhe waren 130 km/h erlaubt; ich ordnete mich rechts ein, weil ich die Ausfahrt Sömmerda Süd nehmen wollte. Dummerweise aufgrund meiner minimalistisch ausgestatteten Beleuchtung am Auto und weil ich nicht bemerkt hatte, dass ich schon auf der Ausfahrtspur bin. Ich habe mich noch gewundert, wann die Ausfahrt endlich kommt. Da sehe ich auf einmal das Ausfahrtschild und die Kurve, die sich das Beispiel eines Kreisverkehrs angenommen hatte. Ich brauchte nicht auf den Tacho zu gucken, denn ich wusste, ich war immer noch viel zu schnell. Mir blieb nicht genug Zeit, ich ging in die Eisen und nahm die Kurve viel zu schnell. Immerhin flog ich nicht schon beim Ausfahrtschild aus der Kurve, sondern knapp dahinter. Leider musste auch ein Böller dran glauben. Bevor ich in den Graben bretterte und so viel Schwung drauf hatte, dass ich diesen wieder mit einigen heftigen Schlägen, die uns alle das Fliegen lehrten, ihn wieder verließ und erst im Gestrüpp zwischen Bäumen wieder zum Stehen kam. Instinktiv schirmte ich das Lämmchen mit meinem Körper ab, falls dem Erbeck auch noch der Versammlung beiwohnen wollte. Doch der blieb uns glücklicherweise fern.
Nach einer kurzen Gedenkpause, ob ich mich hier doch nicht doch noch mittels Rückwärtsgang aus der Affäre ziehen könne. Mit einem Blick in dem Rückspiegel konnte ich das Vorhaben verwerfen. Glücklicherweise hatten sich die Schäfchen nichts gebrochen. Der Box erging es da schon ein wenig schlechter. Die Tür und das Gitter oben hatten sich
verabschiedet und das Böckchen saß nun verdutzt im Fußraum. Jetzt, wo die Kleinen mal anders wachgerüttelt wurden und mir klar wurde, dass ich Hilfe brauchte, verständigte ich den Notdienst. Parallel traf die erste Ersthelferin an der Unglücksstelle ein und leuchtete mit dem Handy durchs Gestrüpp, um sich zu erkundigen, wie schlimm es ist. Ich war nicht verletzt, nur die Büsche blockierten die Tür. Gut, dass sie mir den Vorschlag unterbreiten, es an der Beifahrertür zu versuchen. Also schmiss ich das, was von der Transportbox übrig blieb, auf den Rücksitz und kam tatsächlich raus. Schnell schnappte ich mir das Mini, was mittlerweile sogar eigenständig den Kopf hob und drückt es, nachdem ich mich durchs Gestrüpp gekämpft hatte, der Retterin in die Hand. Dann holte ich das Zweite. Wir tauschten Nummern aus und sie fuhr die Lämmchen anstelle von mir zu Frau Dr. Karst, die wir schon mal Vorwarnung. Eigentlich wollte ich mit, doch ich wurde rechtzeitig darauf hingewiesen, dass ich doch lieber vor den verständigten Einsatzkräften warten solle.
Diese fuhren bestimmt dreimal an mir vorbei, ich hatte das mit dem Spruch "Wo ein Wille ist, da ist ein Gebüsch" wohl doch zu wörtlich genommen. Mit Warnblinker und Leuchten mit kaum mehr Akku sowie das Aufkommen an Ersthelfern. Fand man sich dann doch.
Während ein netter Feuerwehrmann aus Straßburg bei mir blieb und sich erkundigte, wie es mir ging. Inspizierten die Ersten das Fahrzeug und klemmten die Batterie ab. Hoffnungsvoll fragte ich, ob man mein Auto nicht wieder auf die Straße bekommen könne, da ich zum Tierarzt müsse. Doch der Feuerwehrmann erklärte, dass die Achse was abbekommen hatte und selbst wenn es jetzt noch fahrbar wäre, wäre es spätestens beim Bergen nicht mehr gewesen. Meine Hoffnung löste sich in Rauch auf. Daher musste ich umdenken und fragte, wie weit es zu Fuß nach Greußen wäre. Er meinte zu weit, aber bis jetzt hätten sie noch jeden nachhause bekommen. Bevor die Sanitäter sich der Party anschlossen, musste ich meine Mama anrufen, die zu der Zeit in Sonneberg arbeitete.
Und hier ein überlebenswichtiger Tipp an alle Kinder, die was ausgefressen haben (funktioniert auch mit wütenden Frauen) fangt nicht mit der Floskel an, "reg dich nicht auf". Ich hatte es versaut, Mutter war mehr als nur wütend. Zu meiner Oma meinte ich nur, dass ich in Sömmerda feststelle und nicht wüsste, wie spät es heute wird. Zumindest war es nicht gelogen. Angekommen fragten auch die Sanis wie es mir geht, und lösten den netten Feuerwehrmann ab. Bis auf etwas verprellten Rücken, einige Kratzer wie blaue Flecken vom Gestrüpp hatte ich allerdings nichts zu beklagen. Blutdruck und andere Werte bis auf den Puls bestätigten das auch. Nachdem ich ihn versichert hatte, dass ich keine Abkürzung zum Friedhof versuchte, die Narbe am Hals lediglich von der Schilddrüse-OP herrührt und daher auch der Puls für meine Verhältnisse top war. Kam als Letztes die Autobahnpolizei. Nahmen dir Personalien auf, ließen mich auf Drogen und Alkohol testen, aber solche Glanzleistungen bekomme ich auch so verdammt gut hin. Derzeit waren die Notfallsanitäter so lieb, mein Handy zu laden. Damit ich telefonieren konnte. Leider hatte ich bei niemandem Erfolg. Der Nachteil eben, wenn man mehr mit Tieren als mit Menschen zu tun hat...
Als sich die Geschichte mit den Lämmchen bestätigte, gab der Tierarzt ein Update, wie es den Schatzis geht und erklärte, dass sie kein Milchpulver da hätte und das Wichtigste nun Wärme und Milch wäre. Vereinte man mich wieder mit meinen Lämmchen.
Nach Konsultation und einem kurzen Hin und Her, wie ich denn jetzt hier wegkäme. Da meine anderen Schützlinge auch schon Hunger litten, war auswerten Schlafen keine Option, bot sich die Frau an, die bereits die Lämmchen fuhr, an, mich nachhause zufahren.
Nach einer kurzen Fahrt, die wir nutzen, um uns kennenzulernen und einer kleinen Sinnkrise, da ich den Autoschlüssel statt des Haustürschlüssels mitnahm, war ich endlich zu Hause , alle Tiere warm, trocken und was im Bauch hatten. Berichtete ich auch meiner Oma, dass ich das geerbte Auto ihres Lebensgefährten schrottgefahren habe. Die es aber mit Fassung trug.
Das weibliche Mini-Lamm überlebte die Nacht, wurde von Mandy indessen Li Belle genannt und das Böckchen wird noch von ihr getauft.
Die Rettungsaktion kostete mich ein vollgetanktes, treues Auto, 717, und ein paar Zerquetschten an Abschleppgebühren, Schimpfe von sehr vielen mir nahestehenden Personen, aber die Lämmchen sind gerettet und erholen sich.
Und die Moral von dieser Geschicht', auch bei zu rettenden Tieren rast man nicht!
Danke an die Ersthelfer und die, die gleich anhielt und fragte, ob sie helfen können, allen voran natürlich Mandy.
Die Männer und Frauen der Feuerwehren, die im Einsatz waren (gefühlt jedes Mal, wenn die RTW-Tür aufging, wurden es mehr. Diese haben auch sie Bilder vom Unfall gemacht und dürfen von mir verwendet werden.
Die Sanitäter, die mich mit meinen Lämmchen wieder vereinten und die Beamten Autobahnpolizei Nordhausen, die dennoch freundlich waren und mir das weitere Vorgehen erklärten.
Den Abschleppdienst Flügel, der das Auto nach Erfurt schleppte.
Und natürlich Dr. Teresa Karst die 2h länger blieb, um die Flauschis zu versorgen.
Lg Kira von der Klein.Tiernothilfe Thüringen