03/09/2025
Teil 3 unserer Cushing – Serie beschäftigt sich mit den Symptomen und Folgen des hohen Cortisolwertes bei einem Cushing-Patienten. Wichtig zu erwähnen ist, dass jeder Patient individuell ist und nicht immer alle Symptome bei jedem Patienten vorkommen und einzelne Symptome in unterschiedlicher Intensität auftreten können. Auch kann jedes Symptom einzeln andere Ursachen haben. Es ist immer der gesamte Patient mit allen Symptomen und seiner Krankengeschichte zu betrachten. Eine ausführliche Anamnese, Untersuchung, Diagnostik und Labordiagnostik durch einen erfahrenen Tierarzt ist essentiell.
• Fell: Das typische lange, stumpf-gelockte Fell, das sich vor allem im Frühjahr durch verzögerten oder unvollständigen Fellwechsel auszeichnet, ist fast pathognomonisch (beweisend) für das Vorliegen einer Cushing-Erkrankung, tritt jedoch erst bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium auf.
• Schwitzen: Einerseits simuliert ein hoher Cortisolwert eine Stressreaktion und erhöht die Schweißproduktion, andererseits haben die Pferde aufgrund des langen Fells auch ein gestörtes Mikroklima der Haut, sodass sie tendenziell schneller zum Schwitzen kommen.
• Infektionen: hohe Cortisolwerte unterdrücken Entzündungs- und Immunreaktionen, die jedoch bei der Bekämpfung von Infektionen eine wichtige Rolle spielen, sodass die Pferde anfälliger für Infekte sind. Als Folge leiden die Pferde unter wiederkehrenden, sich ausbreitenden, multiplen oder schwer therapierbaren Infekten
• Wundheilung: Auch hier sind Entzündungsreaktionen essentiell, schlechtere oder ausbleibende Wundheilung sowie chronische Wunden mit therapieresistenten Wundinfektionen können die Folge sein
• Parasiten: das häufig lange Fell sowie die erwähnte Unterdrückung des Immunsystems machen es insbesondere Ektoparasiten wie Haarlinge und Milben leicht sich anzusiedeln.
• Insulinresistenz: Cortisol beeinflusst den Glukosestoffwechsel, indem es die Glukoseaufnahme in Muskel- und Fettzellen reduziert und gleichzeitig die Glukoseproduktion in der Leber anregt. Das Hormon kann die Wirkung von Insulin in den Zellen schwächen, wodurch diese den Blutzucker nicht mehr richtig aufnehmen und verwerten können.
• Körperstammfett: Cortisol fördert die Einlagerung von Fett, insbesondere im Körperstamm (Mähnenkamm, Schulterblätter, seitlicher Rücken- und Rippenbereich, rechts und links der Schweifwurzel) sowie über den Augen. Insulinresistenz fördert diese Fettumverteilung.
• Muskelschwund: Cortisol kann Muskelabbau fördern, da es bei Stress katabol wirkt und Muskelproteine in Glukose umwandelt (Glukoneogenese), um dem Körper schnell Energie zuzuführen. Ein langfristig erhöhter Cortisolspiegel kann den Muskelaufbau hemmen, die Regeneration verlangsamen und das Verhältnis von anabolen zu katabolen Hormonen negativ beeinflussen.
• Hufrehe: Cortisol kann bei Pferden gefäßverengende Effekte haben, wobei durch die Verengung der Blutgefäße in der Huflederhaut Durchblutungsstörungen mit nachfolgender Hufrehe begünstigt werden. Diese zeigen sich häufig chronisch und schwer therapierbar.
• Depression/ Verhaltensänderung: Durch permanent hohe „Stresshormone“ können Pferde apathisch werden und depressiv oder matt und erschöpft erscheinen
• Knochendichte: Cortisol kann die Knochendichte verringern, da es indirekt die Kalziumaufnahme hemmt, die Knochenzellbildung reduziert und den Knochenabbau fördert, was zu einer «sekundären Osteoporose» führen kann. Im schlimmsten Fall können Spontanfrakturen bei „Lapidarunfällen“ die Folge sein.
• Parodontosen: die reduzierte Knochendichte sowie das geschwächte Immunsystem führen zu einer Lockerung des Zahnhalteapparates sowie einer erhöhten Gefahr einer schmerzhaften Parodontitis, was zu frühzeitigem Zahnverlust führen kann.
• Bindegewebsschwäche: Cortisol kann das Bindegewebe schädigen, indem es die Kollagenproduktion hemmt und den Abbau von Bindegewebe fördert, was zu Bindegewebsschwäche, dünner Haut und verzögerter Wundheilung führt, beim Pferd können chronische Sehnen- und Fesselträgerschäden, Senkrücken und Hängebauch die Folge sein
• Wassereinlagerungen: Cortisol führt zu einer vermehrten Einlagerung von Natrium, wodurch Wasser im Körper gebunden wird und es zu angelaufenen Beinen kommen kann.
Ihr seht Cushing ist ein „Alleskönner“ an Symptomen und ganz so einfach wie „langes Fell“ und im Sommer mal scheren, ist es dann eben doch nicht, aber Diagnostik und Therapie verraten wir euch dann im nächsten Beitrag.