31/10/2023
⚖Tierärztliche Sterbehilfe - Ethische Aspekte
Bevor rechtliche oder medizinische Aspekte bei der tierärztlichen Sterbehilfe thematisiert werden, müssen zunächst die ethischen Gesichtspunkte beachtet werden.
"Warum ist die tierärztliche Sterbehilfe gewünscht oder nötig?"
Dieses können Gründe sein wie eine allgemeine Altersschwäche, schwere und/oder chronische Erkrankungen, ein Unfall, aber leider auch Tierschutzverstöße.
Hieraus ergeben sich für den Tierarzt zwei wichtige Fragen, die es abzuwägen gilt: "Wäre der Tod weniger schlimm für das Tier als ein qualvolles Weiterleben" und "Gibt es Alternativen, die ein leidfreies Weiterleben ermöglichen würden?".
Diese Abwägung kann sehr einfach sein (z.B. ein einfacher Knochenbruch) oder sehr schwierig sein, z.B. bei schweren Erkrankungen die tödlich Verlaufen: Wann überwiegt das Leid, wann ist das Leben nicht mehr lebenswert...
Auch moralische Fragen müssen im Rahmen der tierärztlichen Sterbehilfe Beachtung finden: Die wichtigste Frage, die sich Tierarzt und Tierhalter stellen müssen ist, ob das Tier einzig aus dem Grund eingeschläfert werden soll, um dem Tier Schmerzen und Leid zu ersparen. Gerade das Finanzielle ( "So viele tausend Euro für die OP?") oder Haltungsfragen ( "Wie soll ich meinem Tier lebenslang alle 12h Medikamente geben? Da kann ich nie mehr von zuhause weg!") stellen sich immer wieder. Das Wichtige ist, diese Fragen auch laut auszusprechen, denn nur so können Lösungen gefunden werden!
Abhängig vom Grund für den Wunsch zum Einschläfern müssen wir Tierärzte auch überlegen, ob weitere Tiere vor dem gleichen Schicksal beschützt werden können oder sogar beschützt werden müssen.
Dieses kann die Einzelfallaufklärung sein, aber auch die allgemeine Aufklärung: z.B. die Aufklärung zum Thema richtige Haltung und Fütterung, Aufklärung über tierartliche oder rassespezifische Besonderheiten sowie Etablierung von Prophylaxemaßnahmen (allgemein und individuell).