06/06/2017
Der Kangal ist schuld!
Ein Kangal hat einen Menschen getötet, dies ist und bleibt unbestritten eine Tragödie! Ausgelöst durch diesen Vorfall scheint der Gesetzgeber erneut unter enormen öffentlichen Druck geraten zu sein. Damit die Bevölkerung effektiver vor gefährlichen Hunden geschützt wird, scheint eine neue Listung in verschiedenen Bundesländern die Lösung.
Im Jahr 2000 ereignete sich in Hamburg eine ähnliche schreckliche Szene mit zwei Hunden einer bestimmten Rasse, bei dem ein Kind getötet wurde. Dieser Vorfall hatte zur Folge, dass sich die Hundeverordnung nicht nur in Bayern verschärfte, sondern die fragliche Liste von 1992 in ihrer Richtigkeit scheinbar bestätigt wurde und viele Bundesländer diese nachahmten. Unter ebenso enormem öffentlichen Druck musste eine möglichst schnelle und greifende Lösung gefunden werden – vielleicht um diverse Fehler der Behörden zu vertuschen? Oder gar ein super nützlicher Aufhänger für manch Politiker?
Dass die Hunde - bei beiden Vorfällen - den Behörden längstens bekannt waren, wird dabei gekonnt und redegewandt unter den Tisch gekehrt.
Es muss unbedingt von einer weiteren Schnelllösung abgesehen und die tatsächlichen Fehler erkannt werden! Vielleicht sollte lieber überprüft werden, wer sich wie und unter welchen Bedingungen einen Hund hält? Weiter sollte unbedingt die Genetik unserer Hunde beachtet werden und die Erziehung bestimmter Typen nicht einem Weichspülprogramm ähneln. Erziehung ist kein romantisches Märchen, und die Hundehaltung kein sonniger Werbefilm.
Abgesehen von der Erziehung leben in der Türkei tausende Kangals und deren Mischlinge auf der Straße, und keiner stößt sich wirklich an deren Existenz. Und die unerzogenen Hunde gefährden nicht wirklich jemanden…
Dass eine bestimmte Haltebedingung und eine eventuell seltsame Vorgeschichte ein einzelnes Individuum in eine bestimmte Richtung geformt haben könnte, wird ausgeklammert. Lieber wird generalisiert. Wenn eine Kuh einen Menschen tötet fällt das Augenmerk doch auch nur auf diese einzelne Kuh und die Umstände, die dazu geführt haben. Oder ist vielleicht doch jede Kuh ein potenzieller Killer?
Vielleicht war der Kangal gar ein Aksaray Malaklısı, also ein türkischer Mastiff, der dem Kangal zum Verwechseln ähnlich sieht? – Oder doch ein Mischling? Spätestens hier sollte jeder merken, dass eine Listung unsinnig, aber ein schnelles Handeln der Behörden bei konkreter Gefahrenmeldung notwendig ist!
Ich fürchte diverse Politiker mehr als Hunde...
Nachdenklich und grüßend,
Euer Gerd Schuster