02/10/2024
Die Freiheit der Hunde ist unantastbar?!
Ich respektiere Hunde! Ich respektiere mich! Ich respektiere Menschen!
Wenn Hunde mich nicht respektieren, hat dies Konsequenzen, auch wenn Menschen mich nicht respektieren hat dies Konsequenzen. Ich tue mir schwer, die richtigen Worte zu finden, denn ich weiß genau, dass entsprechende Leute dies wie auch immer ich es sage oder schreibe mir falsch auslegen werden. Trotzdem möchte ich versuchen, euch meine Gedanken und Erfahrungen nach fast 20 Jahren Training darzustellen. Es häufen sich die E-Mails, die Telefonate, die Einzeltermine in denen Menschen, deren Angehörige, Nachbarn, fremde Menschen und leider auch Kinder schwer zu schaden gekommen sind. Es geht von leichten Bissverletzungen bis hin zu Krankenhausaufenthalten, Intensivstation, ja sogar bis zum Tod. Menschen werden gebissen, Menschen werden niedergerissen, Menschen werden umgeschmissen, Menschen werden verletzt. Die zu Schaden gekommenen oder getöteten anderen Tiere lasse ich jetzt mal außen vor. Es sei nur gesagt, dass dies auch nicht gerade unerheblich ist. Ich lese ständig respektvollen Umgang mit dem Hund, ich lese ständig absolut positives Training für den Hund, ich lese ständig verständnisvollen Umgang mit dem Hund. Ich kann euch sagen, dass ich mehr schwer verletzte Menschen durch Hunde in den letzten Jahren erlebt habe, wie schwer verletzte Hunde durch Menschen.
Es geht für mich in eine Richtung, die nur schwer zu begreifen ist. Immer wieder werde ich gefragt wie stoppe ich denn Verhalten XY, da kann ich machen was ich will, der Hund hört nicht auf. Ja stimmt, denn es gibt Hunde die gehen bis zum Äußersten. Die fragen auch niemanden, wo denn dessen Grenze ist. Sie überschreiten diese einfach.
Menschen verbringen Tage im Krankenhaus und ringen mit dem Tod wegen ihrem Hund und stellen mir dann ernsthaft die Frage ob denn der Hund wirklich besser am Halsband geführt werden soll, dies wäre doch bestimmt unangenehm für ihn.
Echt jetzt!?
Ja und die ganzen „Uschis“ die jetzt ums Eck kommen mit, ja aber mit ganz viel Liebe und Verständnis bekommt man alles hin, kommt super gerne vorbei und ich gebe euch Hunde an die Hand, die euch sehr gerne zeigen wo ihr euch eure Liebe hinstecken könnt. In entsprechenden Situationen und bei entsprechenden Hunden, stehst du oder du fehlst!
Ich kenne auch ganz viele einfach nette Hunde, aber es gibt auch andere und wer jetzt sagt, naja da ist immer das andere Ende der Leine Schuld. Nein ist es nicht immer und wer noch nie so einen Hund erlebt hat, enthaltet euch einfach. Es entzieht sich schlicht und ergreifend eurer Vorstellungskraft.
Es gibt auch Hunde die nicht von klein auf bei ihrem Menschen sind und der „Second-Hand-Hund“ kommt gerne auch mal mit ein paar Extras gratis.
Ja und es gibt die Hunde, die Prinzen und Prinzessinnen, die von klein auf da sind und ihr Königreich führen MÜSSEN!
Ja und die ganz sensiblen, unsicheren Hunde, denen alles ganz schnell einfach zu viel ist und die nur viel Freiraum brauchen. Die dann aber an der 5 Meter Leine durch etliche Situationen flüchten und gerne panisch, unangemessen auf alles reagieren was da so kommt. Diese meist mehr als froh wären, würde sie endlich jemand souverän führen, an die Hand nehmen und sie nicht auf sich allein gestellt Dinge oder Situationen aussetzen, die sie wirklich überfordern.
Wann hat es begonnen, dass eine Korrektur eines unerwünschten Verhaltens, eines der letzten Möglichkeiten ist? Es wäre für die Hunde so viel einfacher, hätten sie einen klaren Rahmen, klare Grenzen und einen fairen Umgang. Dies macht übrigens selbstbewusste Hunde! Ja mir tun auch die Hunde leid, die so lange nicht erzogen werden, „Biss“ es kippt. Abgabe, Euthanasie oder soziale Isolation ist dann eher noch ein Schritt, bevor man einfach den Hund erzieht. Denn dazu muss man ja selber mal an sich arbeiten, man muss seine Komfortzone verlassen, man muss bei der Sache sein und ja es ist auch anstrengend. Aber wer sich einen Hund holt, geht damit die Verantwortung für dieses Lebewesen ein und ist für dieses und dessen Tun verantwortlich.
Übrigens sind nicht die misshandelten Hunde die auffälligsten, nicht die aus schlechter Haltung, es sind die unerzogenen, die keine Grenzen und Regeln kennengelernt haben. Die, die schon von Beginn an mit respektlosen Verhalten zum Ziel gekommen sind und ihnen niemand gesagt hat, dass dies so nicht geht.
Das macht mich wirklich traurig.
Gerade während ich diese Zeilen tippe bekomme ich eine Nachricht, ein Mann ist beim Fahrrad fahren von einem Hund attackiert worden und das Einzige was die Halter dazu gesagt haben ist, er solle doch jetzt einfach weiter fahren denn sonst beruhigt sich der Hund nicht. Aha!
Eine Bekannte war mit Hund und Kleinkind unterwegs und ein Flexileinenhund stand quer mit gespannter Leine und Getöse mitten am Weg. Die Halterin meinte nur zu meiner Bekannten, sie könne ruhig mit ihrem Kind vorbei laufen. Diese bat natürlich darum, dass sie doch bitte erst ihren Hund zu sich nehmen möchte. Was tatsächlich auf völliges Unverständnis bei der Hundehalterin stoß. Was stimmt denn nicht mehr? Die Freiheit der Hunde ist unantastbar?! Die Unversehrtheit aller anderen ist egal, Hauptsache der Hund muss nicht eingeschränkt werden?
Man tut damit und das ist das erschreckende auch seinem Hund keinen Gefallen. In andauernder Erregung, nervös, dauernd gestresst, immer in Habachtstellung und jeden Tag aufs Neue auf Konfrontationskurs.
Klare Abläufe, klare Regeln, klare Grenzen und ja natürlich auch viel Liebe und soziale Zuwendung, dies macht einen Hund wirklich glücklich.
Aber es ist irgendwie nur noch selten zu sehen, dass Menschen dies adäquat hinbekommen. Warum? Dies frage ich mich wirklich schon lange.