15/09/2022
So wahr 🙏
Man "verkauft" nicht nur einen Welpen, man gibt ein Stück seines Herzens.
Die ganzen Sorgen, Ängste, Liebe, Zeit und Fürsorge, ganz zu schweigen von dem Schmerz der Abgabe sind unbezahlbar ❤️.
Dankt es eurem Züchter, er gibt euch ein Stück seines Herzens
Ein sehr schöner Text über Züchter. Autorin ist Gerda Bergmüller, vom Zwinger Boxer vom Eulenhorst:
ZÜCHTER WERDEN IST NICHT SCHWER, ZÜCHTER SEIN DAGEGEN SEHR
In Anlehnung an den Beitrag "Hundezucht und Gewinn" von Andrea Weikert.
GRAU IST ALLE THEORIE !!!
Wer kennt ihn nicht, den Spruch: Züchter wollen nur Kohle machen.
Die verdienen doch genug mit dem Verkauf ihrer Hunde, bei den Preisen? Die Medien sind voll davon, von journalistisch theoretischem Kalkül, nachgefaselt in der Bevölkerung, alles was mit Hundezucht zu tun hat, ist schon mal suspekt, denn wo Geld im Spiel ist, muss etwas verdächtig sein. Das ist in der Welt da draußen nicht anders als in der Szene selbst.
Auch hier rechnen Kritiker ganz schnell Anzahl der Würfe x Welpenkaufpreis zusammen und finden es scheinbar bestätigt: Die Züchter müssen sich ja eine goldene Nase verdienen, die Hintergründe will keiner wissen.
Wenn von Züchtern gesprochen wird, dann sind auch solche gemeint: seriöse Menschen, die aus Liebe zu ihrer Rasse ein Zuchtziel verfolgen und die alles in ihre Tiere stecken. Jeder kluge Züchter, ob nun Pferde, Rinder, Hunde, Katzen, Vögel oder Karpfen weiß, dass nur etwas vernünftiges herauskommt, wenn man zuvor genug hineingesteckt hat.
Das aber scheint bei der Meinungsmache und vorschnell gewählten Verurteilung der Züchter schlechthin gänzlich unterzugehen. Und offensichtlich sind da selbst die vielen Theoretiker in den Vereinen, die “normalen” Hundehalter und selbst einige Züchter untereinander, die es besser wissen müssten, nicht fein, dem anderen Profitgier zu unterstellen. Denn diese Schiene zu fahren wirkt immer, das versteht sogar der Dümmste und es ist eine scheinbar legitime Art, Neid und Missgunst zu verspritzen….
Kennt man die Praxis und viele, viele Züchter, dann sieht die Sache ganz, ganz anders aus. Von Gewinnstreben kann überhaupt nicht die Rede sein.
Wie viele Züchter machen nichts anderes, als von den Einnahmen aus dem Welpenverkauf Löcher zu stopfen. Wie viele Züchter verzichten selbst auf alles -Urlaub, Freizeitvergnügungen jeglicher Art usw.- nur damit es ihren Hunden und Welpen an nichts mangelt. Fragt man die Züchter nach ihren Kosten, dann zucken sie nur die Achseln. Mal ehrlich, wer davon rechnet wirklich nach? Die Kosten werden nämlich ganz einfach verdrängt. Wäre es nicht so, würden viele längst die Zucht aufgegeben haben, weil rationale, wirtschaftliche Beweggründe dem entgegenstehen. Also verschließen die meisten Züchter hier ihre Augen und fangen gar nicht erst an nachzurechnen.
Und kaum ist ein Wurf aus dem Haus, wird das keineswegs “leichtverdiente” Geld sofort investiert: in den Ersatz von zu Bruch gegangenen Einrichtungsgegenständen, in die Renovierung der Welpenräumlichkeiten, in neue Hundebetten, evtl. in eine neue Waschmaschine und Trockner, weil man die nunmal braucht zum waschen und trocknen der Hundedecken, in eine neue Umzäunung, mal wieder der Reparatur der Grünflächen, für die Kosten der zur Zucht notwendigen gesundheitlichen Untersuchungen der Nachwuchshunde und und und, nicht zuletzt auch noch als Rücklage für den nächsten (teuren) Deckakt.
Und dann passiert ein Unfall oder sonst ein unerwarteter Fall und es kommen hohe Tierarztkosten auf den Züchter zu, die die Rücklage ganz schnell aufzehren und schon ist er wieder in den roten Zahlen. Aber die Unterhaltskosten laufen weiter....nichts ist sicher, nichts ist planbar.
Und so hangelt er sich von Wurf zu Wurf. Das ist die andere Seite der Medaille.
Wer als Züchter nicht das Glück hat im ererbten Geld zu schwimmen, wer keinen Partner hat, der bereit ist, für das Hobby seines Lebensgefährten oder seiner Frau, sein hartverdientes Geld vor die Hunde zu werfen, der muss von einem normalen bis guten Einkommen nicht nur leben, sondern auch noch die Hundehaltung und -zucht bestreiten. Dabei muss er aber auch noch genug Zeit zur Verfügung haben, um sich seinen Hunden und der Zucht zu widmen, ansonsten kann er nicht züchten und das zehrt (so ganz selbstverständlich natürlich) seine Freizeit gänzlich auf und das alles nur, damit andere Leute ihren Spaß an einen gut gezüchteten und gut aufgezogenen Rassehund haben.
Jeder normale Geschäftsmann würde dazu sagen: Was sich nicht amortisiert, ist ein Konkursunternehmen.
Aber Züchter sind halt keine Geschäftsleute. Sie züchten mit dem Herzen und sie verfolgen ideelle Ziele und niemals machen sie eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf.
Motivation kommt aus dem Bauch. Rassehundezüchter wird man auch nicht, weil man Geld im Überfluss hat und sich nach einem lustigen Hobby umsieht oder Geld im Überfluss mit seiner Zucht machen will, sofern er es denn richtig macht und nicht nur einfach 2 Hunde gleicher Rasse miteinander verpaart.
Rassehundezucht macht Arbeit, Dreck und Mühe. Rassehundezucht kostet Schweiß und Tränen, Kraft und Nerven. Rassehundezüchter wird man aus Passion und Liebe zur Rasse. Darüber machen sich wahrscheinlich die wenigsten Gedanken die so auf die "Einnahmen" der Züchter neidisch sind und sie geldgierig nennen. Jeder Mensch möchte für seine Arbeit auch einen adäquaten Lohn haben, aber den Züchtern wird dieses abgesprochen und das ist schlichtweg unfair. Wenn ich etwas kaufen möchte -ganz gleich was es auch ist- und ich das nötige Geld dafür nicht habe, gibt es nur 2 Möglichkeiten: entweder ich verzichte oder ich spare bis ich den Betrag zusammen habe.
© Gerda Bergmüller, Boxerzucht vom Eulenhorst