Die Legende der Barsois
Am Ende Welt, das weder Mensch noch Tier, geschweige denn unserer Technik bisher fand, wo sich die Füchse schon meilenweit vorher "Gute Nacht" sagen, da steht das Schloß des Königs der Winde. Aber wenn es darauf ankommt, dann halten die Vier zusammen wie Pech und Schwefel. Einmal im Jahr, so zwischen Weihnachten und Neujahr - man sagt auch: in den Tagen zwischen den Jahren
- da treffen sich die Söhne im Schloss des Vaters. In dieser Nacht ist auf der ganzen Erde Windstille. Dann sitzen sie zusammen und erzählen und prahlen, was sie im vergangenen Jahr so alles geheult, geblasen, gewirbelt, gestürmt und gepfiffen haben. Sie sprechen von eisigen Blizzarden, vernichtenden Orkanen, rasenden Tornados, übermütigen Böen, heissen Schirokkos oder leicht verspielten Brisen. Die Ohren würden uns Menschen davon zu sausen beginnen. Natürlich weiß der Nordwind immer die kältesten Geschichten zu erzählen. Wohl ist der Ostwind der stürmischste der Vier - ja - der Wildeste, doch an die Schärfe seines Bruders kommt er nicht heran. Südwind und Westwind hingegen flüstern sich in dieser Nacht Geschichten so sanft und lieblich zu, dass es klingt wie Harfentöne, zarte Melodien, wie Märchengeflüster. Jeder dieser Windsöhne besitzt ein Rudel herrlicher, schlanker Windhunde. Diese fliegen mit ihren Herren in alle Himmelsrichtungen. Nur ganz selten kann ein Sonntagskind einen der rasanten, wundervollen Hunde am Himmel, in den Wolken der Stürme dahineilen sehen. Die Hunde des Nordwindes sind grau-weiß gefleckt, die des Ostwindes schwarz-weiß gescheckt, die Tiere des Südwindes haben langes, schneeweiß lockiges und dies des Westwindes rotbraunes Fell. Jeder der vier Königssöhne protzt in jedem Jahr neu damit, meist am Ende der Erzählungen über ihre Taten und Untaten, dass er den schnellsten aller Hunde besitzt. Darüber geraten sie in jedem Jahr so in Streit, dass sie wie wild auseinanderstieben. Da beschloss der König des Windes, dass ist nun schon lange her, dem ein Ende zu bereiten. Er nahm seine Söhne vor und sprach zu ihnen:
>> Jeder von Euch soll sein lieb Tier einmal um die Erde jagen lassen. So kann ich erkennen, wer von euch fähig ist, mein Nachfolger zu werden und die Macht über alle Winde zu besitzen. Zu stürmisch ist ungesund, ebenso wie zu milde. Mein Nachfolger muss all seine Eigenschaften in wohlüberlegter Manier einsetzen können. Wenn sein Hund wirklich liebt, wer ihn immer gerecht behandelt hat, der wird ihn als Ersten zurückkommen sehen. So sei es!