16/09/2023
"Dann könnt ihr halt keine Tiere halten"
Ein Satz den wir Weidetierhalter immer und immer wieder hören. Und zwar von selbsternannten "Experten und Botschafter des Wolfes und des wolfsabweisenden Herdenschutzes".
Wir sollen halt überdenken ob das Halten der Weidetiere noch Sinn hat. Ich versuche diesen Menschen immer zu erklären, dass etliche Weidetiere gehalten werden um unsere Kulturlandschaft offen zu halten und vor dem Verbuschen bewahrt. Na und? Kommt dann. Lass doch zuwachsen. Ist dann halt Natur. Nein!
Die zunehmende Verbuschung von Brachflächen drängt artenreich blühende Wiesen immer mehr zurück und das führt wiederum auch zum Rückgang des vielfältigen Insekten-und Vogellebens. Ich halte eine spezielle Rinderrasse, die auch bei der unteren Natrschutzbehörde gern gesehen ist, denn sie fressen Hecken zurück, drücken sie herunter und auch das unangenehmste Gestrüpp wie zB Schwarzdornhecken wird zu Humus. Unsere Rinder leisten einen wichtigen Teil zur Landschaftspflege und zum Erhalt der Artenvielfalt. Leider können wir aufgrund des hohen Wolfsaufkommens nicht mehr alle Wiesen die es dringend nötig hätten, weit außerhalb der Ortschaften beweiden. Gerne würde ich die besserwissenden Wolfsexperten einladen um genau diese Flächen, die mit Maschinen nicht zu pflegen sind, zu begutachten. Ich habe euch schonmal eine Hangweide der unteren Naturschutzbehörde vor einiger Zeit abgefilmt, die nun mehr Schwarzdornhecke, als Blühfläche ist. Ob der Wolf ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität ist bleibt dahin gestellt. Niemand der Experten kann mir beantworten wie der Wolf zum Artenreichtum beiträgt, außer "na der frisst doch Wild. Vorzugsweise krankes und altes Wild".
Auch hier wünsche ich jedem Märchenerzähler, dass er endlich mal sein Gesäß vom Sofa hoch bewegt und sich mit Jägern zB unterhält. Mir ist beim Morgenansitz ein etwa 12 Wochen altes Rotwildkalb in Anblick gekommen. Um sechs Uhr morgens betrat es orientierungslos und alleine eine Freifläche und irrte herum. Bis neun Uhr habe ich auf das Alttier gewartet und mich schließlich entschieden, das Kalb zu schießen. Es ist nicht das erste Mal das verwaiste Kälber und Kitze im Revier herumirren seit die Wölfe hier sind. Jetzt mag jeder Experte schon den Zeigefinger erheben und sagen "jaha Aber nee, der Wolf frisst erst die kleineren, schwächeren Tiere, eben Kalb und Kitz". Fehlanzeige. Das Muttertier stellt sich in der Regel dem Angreifer um das Jungtier zu verteidigen und wird somit selbst zum Opfer. Dies zeigen im übrigen auch etliche gefundene Risse laktierender Muttertiere. Diese Schönrederei von der Natur, die in unsere Kulturlandschaft wieder einkehren soll mit dem Wolf als Allheilbringenden kotzt mich nur noch an.
📸 Ein zwölf Wochen junges, verwaistes Rotkalb. Wer das schön findet, dem gehört der Puls gefühlt.