02/09/2024
Ein Fallbeispiel
Hmmm… aber welches nehme ich eigentlich?
Den Kunden neulich mit einem griechischen Herdenschützer, dem sein Hundetrainer erzählt hat, dass das Misstrauen seines Hundes alterstypisch ist und sich verwachsen wird?
Nein. Die Familie mit dem Zwergpudel und den beiden Kindern.
Deren Welpe wurde speziell für das autistische Kind angeschafft und hat schon von Beginn an alles angebellt – sowohl Menschen als auch Hunde. Ausdauernd.
Ausdauerndst!
Die Hundeschule, die sie seit Tag 1 besucht hatten, hatte sie deswegen vom Unterricht quasi ausgeschlossen bis der Hund ruhiger geworden wäre. Wie das aber geschehen sollte, sagte den beiden niemand während sie trotz voller Bezahlung jede Stunde mit einem kläffenden Hund nur am Rand des Platzes standen.
Hundetrainer*in 2 kam zu einem Hausbesuch und war wohl zuvor beim Mexikaner essen. Hier wurde der Hund direkt beim Betreten des Hauses angezischt und dann auf den Rücken geworfen. Da war er zwar ruhig, aber auch nur in Anwesenheit des Trainer*ins… wie gendert man den Genitiv?
Hundetrainer*in Nummer 3 ging mit den Leuten und dem Hund in einen Park, wies erstere an letzteren abzuleinen und erkannte dann „mangelnde Bindung“ als das Hundchen, das an der Leine schon keinerlei Orientierung zeigte, springend und bellend am Horizont verschwand.
Nummer 4 war wieder von der Sorte „Gib mir mal die Leine“. Nach einem Leinenruck, der das Hundchen von den Füßen riss, wurde diese Stunde dann von den Besitzern frühzeitig abgebrochen.
Warum dieses „bashing“? Weil ich selbst keine Leichen im professionellen Keller habe? – Schön wärs.
Wir haben alle unser Lehrgeld bezahlt… besser gesagt unsere Kunden für uns.
Aber wenn ich heute höre, dass die meisten Hundehalter, die einen wie auch immer problematischen Hund haben, vier bis fünf Hundeschulen besucht haben bevor sie eine finden, die ihnen weiterhelfen kann… und ich rede hier nicht von Einzelfällen… ja, dann ist die Zeit reif für „halb so wild“. Genau gegen diesen Missstand wollen wir angehen.
Zum einen mit immer detaillierteren und besseren Fortbildungen für Hundetrainer*innen. Was wir unterrichten kommt direkt aus der Praxis und bereitet auf den Beruf vor – nicht auf eine Prüfung.
Zum anderen sind wir dabei in Süddeutschland ein Netzwerk von Hundeschulen aufzubauen. Eines, das hoffentlich irgendwann einmal dicht genug sein wird, dass jede® im Umkreis von 100km eine „halb so wild“-Hundeschule erreichen kann.
Um nur noch dort hinzugehen? Weil nur die was können? Oder gar die allerbesten sind? – Nein. Es gibt unter den ganzen schlechten Hundeschulen auch viele gute und sehr gute. Und nicht alle werden „halb so wild“ heißen.
Das Ziel ist, dass Kunden wissen, dass sie bei Problemen mit ihrem Vierbeiner bei „halb so wild“ gut aufgehoben sind. Gute Beratung, alltagstaugliche Lösungen und ein fairer Umgang mit Mensch und Tier. Darauf sollen sich Kunden verlassen können.
Wie lange wir dafür brauchen werden? – Ich habe keine Ahnung. Die Zeit wird es zeigen. Momentan sind wir dabei die Geschäftsführung auf solide Füße zu stellen (also nicht mehr auf meine), Aufnahmekriterien zu schaffen und dergleichen.
Es ist ein großes Ziel – das braucht ein solides Fundament.
So, nun seid ihr auch wieder auf dem Laufenden.
Und btw… schon die leider verstorbene Dr. Feddersen-Petersen sagte einmal über Zwergpudel, dass sie in ihren Augen die dümmsten Hunde sind. Weil kaum mehr differenziertes Sozialverhalten erkennbar sei und sie auf fast alles mit Aufregung und Gekläffe reagieren würden.
Und wenn man (ungewollt) Hunden – egal welcher Rasse – einen so hohen Stellenwert in der Familie vermittelt, zeigen die meisten daraufhin unangemessene Verhaltenstendenzen.
Das hörte die Familie mit dem Zwergpudel allerdings zum ersten Mal als ich neulich zum Erstgespräch zu ihnen kam. Der Hund ist nun 2,5 Jahre alt und wir mussten ihn im Haus lassen und auf die Terrasse gehen, weil ein Gespräch sonst auch nach über 30 Minuten nicht möglich war bei dem Gekläffe…
Ich wünsch Euch eine schöne Woche.
(Bild von fanjianhua auf Freepik)