05/04/2023
... Kompensation.
Dieser Artikel beschreibt exakt den Grund, warum ich immer so oft darüber rede.
Warum das Körperteil, das die Probleme bereitet ganz häufig gar nicht die Ursache ist... 🫳🏼🫳🌿🐴🐴🐴
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Kompensation
Pferde haben ausgefeilte Kompensationstechniken, um Schmerzen oder Schwäche zu verbergen. Dies ist ein Überbleibsel des Lebens als Beutetier, für welches es lebensrettend sein kann, sich vor den lauernden Räubern nicht als das schwächste Tier der Herde zu identifizieren.
Leider führt diese Fähigkeit dazu, dass Verletzungen oder Erkrankungen häufig erst spät erkannt werden und dass viele Reiter - ohne es zu wissen - auf Pferden reiten, die unter Schmerzen leiden.
„Widersetzlichkeit“, „Triebigkeit“, „Faulheit“, „nicht am Zügel gehen“, „Blockieren/Steigen/Bocken“ etc. können auf negative Erfahrungen, Reiterfehler oder schlechtes Reiten zurückgehen - sie können aber ebenso gut Hinweise auf Schmerzen sein.
Ein Beispiel:
Bei Schmerzen im Vorderbein wird mehr Gewicht auf das gesunde Bein verlagert, was in der Regel zu einem Anheben des Kopfes und relativ schnell zu deutlich sichtbarer Lahmheit führt. Im Hinterbein fällt das komplexer aus: Das Pferd versucht, das schmerzende Bein zu entlasten und verlagert zu diesem Zweck Gewicht auf das diagonale Vorderbein UND das gesunde Hinterbein. Nun wird in der Hinterhand des Pferdes aber der Schub erzeugt, und die Vorwärtsbewegung eingeleitet.
Nutzt das Pferd das eine Hinterbein als Stütze, verlagert also einen unnatürlich großen Anteil seines Gewichts auf dieses Bein, und ist somit bemüht, selbiges bei jedem Schritt so schnell wie möglich wieder abzusetzen, um das schmerzende Bein zu entlasten, wird sich der Bewegungsablauf naturgemäß verändern:
Die Kruppe kommt hoch, das stützende Hinterbein wird niedriger angehoben und weniger weit vorgesetzt, die Schrittlänge nimmt ab, gleichzeitig versucht das Pferd das schmerzende Bein nur so kurz wie möglich aufzusetzen. Damit ist nicht nur der Schub, sondern auch das Gleichgewicht des Pferdes massiv gestört. Die Bewegung wird „unrund“, das Pferd mag nicht vorwärtsgehen, wirkt „faul“ ...
Nein, der Tierarzt, Schmied, Sattler und Osteopath können gutes Reiten nicht ersetzen, aber gutes Reiten nützt auch nichts, wenn das Pferd irgendwo Schmerzen hat. Es ist wirklich wichtig, das differenzieren zu können und im Zweifel lieber einmal mehr nachzuschauen. ©Julie von Bismarck Das Bild ist ein negativ Beispiel.