25/08/2024
Die Trageerschöpfung und wie man sie frühzeitig erkennt
Was ist eigentlich genau die Trageerschöpfung?
Es ist eine pathologische Veränderung des Bewegungsapparates des Pferdes aufgrund fehlerhaften Reiten oder unzureichende Bewegungsmöglichkeiten über einen längeren Zeitraum hinweg (Pferde können sich kaputt stehen).
Betrachtet man dies genauer, spricht man vorwiegend von der Schulter-Rumpf-Synsarkose (Der Brustkorb ist ohne knöcherne Verbindung, sondern nur durch Bindegewebe, mit den Schulterblättern verbunden) und vom langen Rückenmuskel, der keine Tragearbeit leisten kann und auch nicht soll. (Genau: Kein Pferd der Welt ist ein Gewichtsträger). Der lange Rückenmuskel ist nämlich ein Bewegungsmuskel.
(Achtung! Kleiner Spoiler: Die Mehrheit der Reiter wollen dies nicht akzeptieren. Jeder hat schon gehört, dass das Pferd eigentlich nicht zum Reiten gemacht ist und das stimmt auch. Deswegen steht der Reiter in der Verantwortung, den Rückenmuskel zu trainieren, sodass er in der Lage ist, Tragearbeit zu leisten. Das heißt aber erstmal nur Handarbeit, Handarbeit, Handarbeit…. Ja… und wie viele Reiter kennst du, die Handarbeit langweilig finden und lieber gleich reiten wollen?)
Eine Trageerschöpfung beginnt still und leise und entwickelt sich langsam, aber fortschreitend, in den aller meisten Fällen damit, dass das Pferd auf die Reiterei gar nicht vorbereitet wird. Das heißt schlicht gesagt, dass der Aufbau der Rückenmuskulatur, das Heben des Rückens und des Brustkorbes und die Hinterhandaktivierung teilweise oder komplett ausbleiben.
Sind die oben beschriebenen Gegebenheiten ein Dauerzustand, grüßen die Konsequenzen. Die ersten Anzeichen sind:
1. Durchhängender und schmerzempfindlicher Pferderücken
2. Wenig Rückenmuskulatur, aber viel Verspannung
3. Die Bauchmuskulatur ist schwach
4. Der Übergang vom Widerrist zum Rücken ist unproportional steil
5. Hinter den Schulterblättern sind Mulden sichtbar
Weitere Anzeichen, die auf eine fortgeschrittene Trageerschöpfung hinweisen:
6. Gut bemuskelter Unterhals, oberer Teil des Halses ist wenig bemuskelt, der gesamte Hals-Brust- Übergang ist verspannt
7. Der Brustkorb ist nach vorne unten geschoben und der Axthieb bildet sich am Mähnenkamm vor dem Widerrist (hier gibt es Ausnahmen. Bei manchen Pferden ist der Axthieb anatomisch rassebedingt)
8. Der Widerrist steht sehr hoch, weil der Brustkorb nach unten wandert (Die Muskelansätze von Rumpfträger und Gliedmaßenträger nähern sich an)
9. Eingeschränkte Leistungsbereitschaft
10. Die Vorderhufe treten platt und ohne Elastizität auf (=Stampfen, die Stoßdämpfer-Funktion der Bänder und Sehnen ist verloren gegangen)
Anzeichen, die auf eine weit fortgeschrittene Trageerschöpfung hinweisen:
11. Die Vorderbeine sind rückständig
12. Das Sternum (Brustbein) steht weit gerade nach vorne raus
13. Die Hinterbeine sind zurückgestellt
14. Die Muskulatur der Vorhand ist weiter ausgebaut als die Muskulatur der Hinterhand. Bei chronischer muskulären Überlastung kann auch die Vorhandmuskulatur atrophieren.
15. Der Bauch hängt tief nach unten, da schwache Muskulatur
16. Verknöcherungen am ISG und den beteiligten Knochen, sichtbar und palpierbar am dorsalen Teil des Sacrums
17. Lethargie und keine Leistungsbereitschaft
Das Nackenband kann durch myofasziale Dysbalancen in Verspannung/Anspannung geraten, wodurch sich Schleimbeutelentzündungen bilden können.
Welche Möglichkeiten gibt es, ein Pferd aus einer Trageerschöpfung zu holen? Darüber schreibe ich im nächsten Beitrag.
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