23/03/2023
Bericht aus der Praxis – Die traurige Geschichte von Kater „Ti“
Wir haben das hier schon oft geschrieben, aber …
Es ist schon schlimm, wenn man einen geliebten Menschen verliert, und zwar für Mensch und Tier gleichermaßen. Als plötzlich sein Herrchen verstarb, änderte sich für „Ti“ die ganze Welt. Nichts war mehr so, wie es einmal war.
„Ti“ musste umziehen – in einen anderen Ort und in ein anderes Haus, zur Tochter seines verstorbenen Herrchens hier nach Quedlinburg.
Geliebt und umsorgt ließ seine neue – aber bekannte - Dosenöffnerin ihn erst einmal ankommen und etwas zur Ruhe kommen. Sie respektierte seine Eigenheiten und kümmerte sich rührend um seine Bedürfnisse.
Plötzlich fraß „Ti“ nicht mehr richtig. Die Tochter wusste, dass er derartiges Verhalten auch zeitweise bei Ihren Vater zeigte und bemühte sie sich über ein paar Tage ihn wieder zum besseren fressen zu bewegen. Sie besorgte alles, was er gern mag. Der Erfolg war leider nur mäßig.
Da es nicht besser wurde und „Ti“ aus Sicht der neuen Besitzerin auch Schmerzen beim Urin- und Kotabsatz zeigte, fuhr sie in eine größere Tierarztpraxis.
Ja, irgendwie hatte niemand so richtig eine Idee. Erst als der Kater Urin in der Praxis abgesetzt hat und man darin Blut erkennen konnte sowie auf nochmaliges Drängen der Besitzerin wurde der Urin untersucht. Man diagnostizierte eine Harnwegsinfektion und verabreichte ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel. Nach 4 Tagen sollte „Ti“ wieder vorgestellt werden.
Bis dahin ging es ihm eher noch schlechter und er fraß so gut wie gar nichts mehr. Die Besitzerin war in großer Sorge. Sie fuhr dann nach 3 Tagen wieder dorthin und man verabreichte zum 2. Mal ein Antibiotikum. Man schlug vor, dass es auch die Zähne sein könnten, da wäre etwas Zahnstein und man könnte dann auch gleich Blut abnehmen. Wenn es dann aber nicht die Zähne sind und warum er nicht frisst, lethargisch ist, kann man sich dann nicht mehr erklären.
Nach wiederum 2 Tagen legte man „Ti“ in Narkose und nahm Blut ab. Die Zähne schienen auch das Problem nicht zu sein, denn unter dem geringen Zahnstein befanden sich keine entzündlichen Prozesse, die das „Nichtfressen“ erklären würden. Die Blutergebnisse wären auch nicht auffällig. Man schickte die Besitzerin mit „Ti“ nach Hause.
Nach diesem Tag ging es noch mehr Berg ab mit „Ti“. Völlig verzweifelt wandte die Besitzerin sich an unsere Praxis und bat um Hilfe.
Wir bekamen einen völlig dehydrierten, lethargischen, ängstlichen wenngleich sehr sensiblen Kater zu sehen.
Nach einer ausführlichen Anamnese war klar, was zu tun ist. Die uns vorgelegten Blutergebnisse waren ebenfalls klar aussagekräftig. Es lag deutlich u. a. eine Anämie vor, die nicht von einer Blutung erzeugt wurde. Man hätte sofort durch weitere diagnostische Maßnahmen die Ursache finden und dann natürlich sofort behandeln müssen. Auch hat man nach der 2. Gabe eines Antibiotikums keine Kontrolle des Urins durchgeführt, um festzustellen, dann sie Behandlung erfolgreich war oder ob es ggf. noch andere Ursachen für das Blut im Urin gab.
Als erstes haben wir über eine Infusion und entsprechenden Präparaten per Injektion „Ti“ wieder stabilisiert. Die Besitzerin sollte dann Urin auffangen, damit wir diesen im Labor untersuchen lassen und ebenfalls den Zustand der Nieren bestimmen lassen konnten. Wir gingen hier bereits von einer chronischen Nierenerkrankung aus. Zumindest sprach bereits jetzt viel dafür. Je nach Ergebnis finden dann noch weitere Diagnostik fest.
Zum Schluss der an diesem Tag durchgeführten Therapien bekam „Ti“ noch eine Bioresonanzbehandlung. Während dessen konnte er sich gut entspannen. Das hat uns besonders gefreut.
Einen Tag später berichtete die Besitzerin, dass er jetzt so ca. 70 g pro Tag vom Löffel gefressen hat. Hurra, ein Erfolg für den armen Kerl. Urin hatte sie auch schon aufgefangen und wir konnten diesen schnellstmöglich labortechnisch untersuchen lassen.
Das Ergebnis war auch niederschmetternd. Ein sog. UPC-Verfahren (Überprüfung der Nierenfunktion) konnte nicht bestimmt werden, da immer noch Blut im Urin war. Ein Infekt hingegen konnte nicht bestätigt werden. Super …
Vermutlich war auch schon bei der Urinuntersuchung in der Tierarztpraxis das Blut kein Indiz für einen Infekt, sondern eher für eine Nierenerkrankung. Diese wiederum führt nämlich u. a. zu Appetitmangel, merkwürdigen Fressverhalten, etc.
Nierenerkrankungen sind bei Katzen nicht selten und haben meist ihre Ursache in einer Blutdruckproblematik, dazu muss man kein großer Fachmann auch diesem Gebiet sein.
Also nächster Schritt, schnellstmöglich eine Ultraschalluntersuchung in unserer Kooperationspraxis für Kardiologie und Ultraschalldiagnostik vereinbart.
Ein paar Tage mussten wir noch überbrücken, bevor wir genau wussten, was unser kleiner „Ti“ noch alles für „Baustellen“ hat.
In der zu überbrückenden Zeit haben wir „Ti“ weiter stabilisieren können und zumindest erreicht, dass er jetzt täglich wieder kleine Mahlzeiten, wenn auch manchmal mit persönlicher Aufforderung, zu sich nimmt. Wir haben aber aufgrund der Tatsache, dass „Ti“ nun auch schon sehr gestresst war, darauf verzichtet, ihn einer Blutdruckmessung in unserer Praxis zu unterziehen. Aufgrund unserer Verdachtsdiagnose einer Nierenerkrankung ist leider eben auch ein Bluthochdruck naheliegend.
Zwischenzeitlich liegt uns nun das Ergebnis des Ultraschalls vor. Unsere Verdachtsdiagnose einer chronischen Nierenerkrankung hat sich bestätigt. Darüber hinaus – wie könnte es anders sein – leidet er an einem zu hohen Blutdruck und benötigt ab sofort leider Medikamente dagegen. Natürlich hat er noch weitere organische Erkrankungen, die jetzt ebenfalls behandlungsbedürftig werden.
Alles in allem hätten alle diese Ergebnisse nach 3 Vorstellungen in einer Tierarztpraxis genauso vorliegen müssen! Das ist sehr ärgerlich und hat dem Kater im Grunde wertvolle Zeit und Wohlbefinden gestohlen!
Aufgrund der umfangreich eingeleiteten diagnostischen Maßnahmen wissen wir nun genau, wo wir ansetzen müssen. Heilen können wir leider nicht alle Baustellen, aber wir werden insbesondere bei der chronischen Nierenerkrankung mit unserer bereits bei vielen Tieren angewandten Therapieform dafür sorgen, dass das noch funktionsfähige Nierengewebe bestmöglich funktionieren kann.
Des Weiteren werden wir „Ti“ auch noch einmal einer Blutuntersuchung unterziehen müssen, um die bei Katzen leider oft vorliegenden Infektionskrankheiten (FIP, FIV, Leukose) auszuschließen. Das wiederum geht aber erst 6 – 8 Wochen nach der letzten Gabe von Kortison, welches er auch in der Tierarztpraxis bekommen hat.
Dann werden wir regelmäßig den Blutdruck kontrollieren müssen. Das ist für die Katzen leider nicht so angenehm, aber unbedingt notwendig.
Unsere Praxis verfügt seit Jahren über ein eigenes Blutdruckmessgerät. Wir sind versiert im Umgang damit. Katzenbesitzer sollten ohnehin – insbesondere in fortgeschrittenem Alter ihrer Lieblinge – den Blutdruck kontrollieren lassen.
Unser „Ti“ wird eine ganze Weile behandlungsbedürftig sein und es wird auch für ihn und seine Besitzerin sicher eine anstrengende Zeit, aber wir geben alles, damit es ihm bald noch besser geht und er ein noch tolles Leben mit seinen geschätzten 12 Jahren haben kann.
Dass wir die Tiere immer in einem sehr schlechten Zustand in unserer Praxis bekommen, daran haben wir uns leider gewöhnen müssen. Um so schöner ist es dann immer für uns wieder, wenn wir eine erfolgreiche Therapie beenden können und das Tier und der Mensch wieder „lächeln“.
Woran wir uns aber leider niemals gewöhnen wollen, sind oberflächliche, lustlose und sinnlose Behandlungen!
In diesem Sinne drücken wir alle Daumen und Pfötchen für „Ti“.
Bitte gestatten Sie uns an dieser Stelle ein Hinweis in eigener Sache.
Wenn Sie mit Ihrem Liebling zu uns kommen möchten, bitte vereinbaren Sie ausschließlich telefonisch einen Termin, bitte nicht über den Messenger oder WhatsApp. Wenn Sie uns einmal nicht erreichen, hinterlassen Sie auf der Mailbox einfach eine Nachricht, wir melden uns dann bei Ihnen sobald es uns möglich ist, zurück.
Vielen Dank!
Herzlichst Ihre
Tierheilpraxis Susanne Traubach