27/12/2024
Das richtige Tool für den Job: Stallhalfter oder Knotenhalfter – Wann passt was?
Man kann sicher auch mit einem Hammer eine Schraube in ein Stück Holz machen, aber mit dem richtigen Werkzeug geht es einfach leichter ;-).
Auch und besonders im Umgang mit dem Pferd ist es wichtig, das richtige Werkzeug für die jeweilige Aufgabe zu wählen. Hier ein paar Gedanken dazu, wie ich die verschiedenen Halfter einsetze und warum.
Das Stallhalfter – praktisch, aber begrenzt
Das Stallhalfter ist im Alltag fast unverzichtbar: er eignet sich immer dann perfekt, wenn ihr das Pferd irgendwo ALLEIN LASSEN möchtet. So ist es ideal zum Anbinden, ob am Putzplatz oder im Anhänger, oder auch zum Tragen für den Auflauf oder die Koppel. Diese Halfter haben eingebaute Sollbruchstellen, damit sie in einem Notfall kaputt gehen.
Zum Führen, Spazieren gehen oder auch für die Bodenarbeit – also überall dort, wo es darum geht, dass das Pferd leichten Hilfen folgt – hat die Verwendung eines Stallhalfters einen gegenteiligen Effekt. Es sitzt locker, gibt wenig präzise Impulse, und das Pferd wird durch die breiten Riemen dazu eingeladen, gegen den Druck zu ziehen.
Der typische Strick mit Panikhaken – gut für den Alltag
Ein kurzer Strick mit Panikhaken ist praktisch, wenn du dein Pferd von der Weide holst oder es kurzzeitig irgendwo anbindest. Er ist leicht und handlich, und der Panikhaken kann im Notfall schnell gelöst werden oder öffnet von selbst, wenn das Pferd sich erschrickt oder festzieht.
Er läßt allerdings durch die begrenzte Länge wenig Spielraum, das Pferd auf Abstand zu halten und öffnet sich manchmal auch bei einem starken Ruck, was beim Führen eines etwas „lustigen“ Pferdes etwas unschön sein kann.
Das Knotenhalfter – Kommunikation auf den Punkt
Zum Führen, zum Spazierengehen oder auch für die Bodenarbeit nutze ich gerne ein Knotenhalfter. Es ist leicht, liegt eng am Pferdekopf an und gibt mit den Knoten nur dann gezielte Impulse, wenn das Pferd gegen den Mensch zieht. Damit kannst du deinem Pferd effektiv beibringen, auf leichten Druck zu reagieren und ihm einfache Hilfen geben – vorausgesetzt, du arbeitest mit feinen, bewussten Signalen.
Wichtig: Das Knotenhalfter ist kein Werkzeug, um ein Pferd anzubinden oder es damit in einer Halle, auf einem Auslauf oder der Koppel frei laufen zu lassen. Es hat KEINE Sollbruchstelle und kann dadurch Verletzungen verursachen, wenn das Pferd damit irgendwo hängen bleibt.
Das lange, schwere Führseil – Präzision und Kontrolle
Ein schweres Führseil mit einer Länge von 3,5 bis 4,5 Metern ermöglicht es dir genügend Abstand zu haben, um deinem Pferd Raum zu geben, während du es dennoch kontrollieren kannst. Das Gewicht des Seils und Hakens sorgen dafür, dass es auch bei höheren Gangarten ruhig liegt und Signale klar und präzise übertragen werden. Während ein leichter Strick labbrig „hängt“ und keine feinen Impulse weitergibt, ermöglicht dir ein schwereres Seil eine gleichmäßige und sanfte Signalübertragung. Zudem liegt es stabil und angenehm in der Hand und liegt ruhig, was dir eine sanftere Einwirkung ermöglicht.
Auch die Art des Verschlusses spielt eine Rolle. Hochwertige Führseile haben oft einen stabilen Drehverschluss oder Karabiner am Seilende. Das verhindert das unruhige Hin- und Herwippen, das bei leichteren Seilen oder Haken oft auftritt.
Während der kurze Strick mit Panikhaken im Alltag nützlich ist, ist ein langes, schweres Führseil für die Bodenarbeit unverzichtbar, wenn du Wert auf feine, pferdegerechte Kommunikation legst. Es ermöglicht dir nicht nur mehr Kontrolle und Präzision, sondern schafft auch eine ruhigere, angenehmere Arbeitsatmosphäre für dein Pferd.
Warum das richtige Werkzeug so wichtig ist
Es geht letztlich darum, deinem Pferd klar und fair zu kommunizieren, was du von ihm möchtest. Jedes Tool hat seine Stärken und Schwächen, und der Erfolg hängt davon ab, dass du es für „den richtigen Job“ einsetzt. Ein Stallhalfter kann schnell zum Frust führen, wenn du Bodenarbeit mit feiner Einwirkung machen möchtest. Umgekehrt kann ein Knotenhalfter Schaden anrichten, wenn es unsachgemäß verwendet wird.
Mein Ansatz: Wähle bewusst das Werkzeug, das für dein Ziel am besten geeignet ist, und arbeite daran, es korrekt einzusetzen. Dann ist nicht nur dein Pferd entspannter, sondern auch du hast mehr Freude an der gemeinsamen Arbeit!