24/05/2025
Mindset-Shift im Pferdetraining: Die Game Changer
Game Changer #1: Nicht jede Einheit ist gleich – und das sollte sie auch nicht sein.
Eine der häufigsten Ursachen für Frust im Training ist, dass wir selbst nicht ganz klar sind, was wir da gerade eigentlich üben. Etwas Neues lernen? Wiederholen? Verfestigen? Wenn du das bewusst unterscheidest, verändert sich dein Training komplett – und das Miteinander auch.
In dieser neuen Serie zeige ich dir echte Game Changer – Denkansätze, die alles verändern können.
Wenn ich mit Pferden arbeite oder andere dabei begleite, wird mir immer wieder klar: Viele Missverständnisse entstehen nicht, weil jemand etwas „falsch“ macht – sondern weil wir uns selbst nicht genug klarmachen, welche Art von Einheit wir da gerade eigentlich trainieren.
Ist es ein Moment, in dem das Pferd etwas Neues lernen soll? Oder wiederholen wir Bekanntes? Arbeiten wir gerade an einem Problem? Oder steht ein Kurs, Turnier oder eine andere „Präsentation“ an?
All das braucht einen unterschiedlichen inneren Zustand – bei uns und beim Pferd. Und genau deshalb ist es so hilfreich, zwischen verschiedenen Trainingsarten zu unterscheiden.
Ich unterscheide fünf grundsätzliche Kategorien:
1. Lernen
Hier geht’s um echte neue Impulse. Das Pferd kennt die Aufgabe noch nicht – wir betreten Neuland. Das braucht Ruhe, Konzentration, Geduld und Zeit zum Nachdenken. Es geht nicht darum, alles sofort richtig zu machen, sondern darum, dem Pferd zu zeigen: Du darfst in Ruhe herausfinden, was gemeint ist.Und ja, das ist anstrengend – auch emotional. Denn jedes Lernen heißt: Raus aus der Komfortzone. Das ist wichtig zu wissen.
2. Bekanntes weiterentwickeln
Das fühlt sich etwas vertraut an, aber wir bauen einen neuen Entwicklungsschritt ein. Zum Beispiel: Ich nehme eine Übung, die das Pferd kennt, und baue eine kleine neue Variation ein – ein Übergang, eine neue Energie, eine veränderte Linie.
Hier wächst das Pferd ein Stück – körperlich oder emotional. Solche Einheiten bringen Spannung, aber auch Selbstvertrauen, wenn sie klar und ruhig begleitet werden. 👉 Mach nicht zu viele Änderungen auf einmal.
3. Wiederholen und festigen
Hier entsteht Wohlfühlen, echtes Vertrauen, Sicherheit – durch Wiederholung, durch Ruhe, durch Klarheit. Wenn ich eine Übung nehme, die bekannt ist, und sie nochmal wiederhole – etwas feiner, etwas klarer, vielleicht mit mehr Leichtigkeit – dann ist das genau diese Art von Einheit.
Das sind diese oft unterschätzten Momente, in denen Pferde sich wirklich entspannen und loslassen. Nicht, weil alles spektakulär ist, sondern weil sie wissen, was kommt – und sich dadurch sicher fühlen.
👉 85 % unseres Trainings sollten in diesen Bereich fallen.
4. Probleme klären / Unerwünschtes Verhalten verstehen
Diese Einheiten fühlen sich oft nicht „schön“ an – aber sie sind wertvoll. Denn hier zeigen sich emotionale Grenzen, alte Erfahrungen, Unsicherheiten. Wenn ich mich diesen Themen ruhig und klar stelle, wächst das Vertrauen. Das ist anstrengend – aber auch wichtig. Denn wenn Pferde sich „verweigern“, ist das niemals ein „Ich will nicht“, sondern immer ein „Ich kann (noch) nicht“.
Vielleicht fehlt körperliche Fähigkeit, vielleicht emotionale Stabilität, vielleicht war die Frage zu unklar.
👉 Unsere Aufgabe ist Lösungen anzubieten.
5. Präsentieren
Ein Kurs, ein Turnier, ein Video, ein Besuch von außen – egal in welcher Form:
Sobald wir uns selbst zeigen wollen, steigt oft die innere Spannung. Auch dann, wenn wir nach außen genau dasselbe tun wie sonst. Pferde spüren das und viele werden dadurch unsicher. Deshalb ist es so wichtig, dass wir wissen, was genau wir da eigentlich gerade trainieren: Vielleicht unsere Gelassenheit?
Warum ist das wichtig?
Wenn ich mir bewusst mache, welche Art von Trainingseinheit ich heute wähle, kann ich:
• realistische Erwartungen an mich und mein Pferd haben
• das richtige Maß an Spannung zulassen (oder vermeiden)
• mein Pferd nicht mit zu vielen Fragen gleichzeitig überfordern
• meine eigene Kommunikation klarer steuern
Und ich kann meine Rolle finden, nicht als jemand, der „etwas durchsetzen“ muss,
sondern als jemand, der ruhig führt, verlässlich ist und Lösungen bietet.
Denn eine gute Pferd-Mensch-Beziehung entsteht durch Vertrauen, Zeit und das richtige Maß an Herausforderung.