19/08/2024
Sommer, Sonne, Sonnenschein – wer kennt es nicht, sobald die Temperaturen steigen und die Glückshormone sich entfalten, treibt es uns hinaus in die Natur und wir wollen am liebsten den ganzen Tag im Freien verbringen. Klettert das Thermometer dabei unaufhörlich der 30 Grad-Marke entgegen, würden wohl die Wenigsten von uns auf die Idee kommen, einen ausgiebigen Dauerlauf in der sengenden Hitze zu absolvieren. Umso verwunderlicher ist es dann, wenn HundebesitzerInnen im luftigen Outfit, womöglich noch mit dem E-Bike, angeradelt kommen und einen hechelnden Hund im Laufschritt auf dem Radweg neben sich herlaufen lassen.
Auch wenn der Hund, genauso wie wir Menschen, zu den Säugetieren gehört, und wir uns in Vielem gleich sind, so gibt es doch, gerade im Bereich der Sinnes- und Schmerzwahrnehmung ein paar gravierende Unterschiede, die wir bei der Wahl gemeinsamer Freizeitaktivitäten berücksichtigen sollten.
Wie wir sicherlich alle schon einmal beobachtet haben, hecheln Hunde. Warum? Sie besitzen nicht die Möglichkeit, in der gleichen Art und Weise zu schwitzen wie der Mensch und so ihre Körperoberfläche bei Bedarf zu kühlen. Die Schweißabsonderung geschieht bei Tier und Mensch über sogenannte ekkrine Drüsen und ist bei Caniden lediglich an den Pfotenballen möglich. Aus diesem Grund versuchen Hunde durch Hecheln ihre Körpertemperatur konstant zu halten und ein Überhitzen zu verhindern. Ist der Hund gezwungen, über eine längere Strecke bei hohen Temperaturen im zügigen Tempo neben dem Fahrrad herzulaufen, bedeutet dies nicht nur einen enormen körperlichen Kraftaufwand, sondern kann unter Umständen sogar zu einer ernsthaften Gesundheitsgefahr werden. Gleiches gilt auch, wenn der Hund bei warmen Temperaturen im Auto zurückgelassen wird. Durch Hecheln alleine kann er die im Fahrzeug entstehende Stauungsh*tze nicht lange kompensieren und ein lebensbedrohlicher Kollaps kann die Folge sein.
Betrachten wir die Pfoten unserer Hunde, werden wir feststellen, dass diese aufgrund ihrer starken Pigmentation und Verhornung, im Gegensatz zu uns Menschen, relativ gut gegen Bodenhitze geschützt sind, jedoch geht es beim Hund, im Zusammenhang mit Hitze, um ein Ganzkörpergefühl. Menschen und Caniden besitzen für die Wärmedetektion in der Haut eingelagerte, sogenannte RUFFINI-Körperchen, die an das Zentralnervensystem innerhalb von tausendstel Sekunden melden, wenn wir beispielsweise auf eine heiße Herdplatte fassen. Noch bevor wir uns ernsthaft verbrennen, haben wir die Hand bereits reflexartig zurückgezogen. Beim Hund sind diese Wärmerezeptoren allerdings an die Schmerz wahrnehmenden Sensorien gekoppelt, die sogenannten Nociceptoren, die ihre Informationen ebenfalls an das Gehirn übermitteln. Für Hunde ist Wärme bzw. Hitze also ein Schmerzsignal, dem wir den besten Freund des Menschen bewusst aussetzen, wenn wir ihn zwingen, mit uns gemeinsam eine Fahrradtour zu absolvieren. Und ja, der Hund wird uns treu begleiten, weil er den Schmerz aushält, um bei Herrchen und Frauchen sein zu können. Es liegt aber in der Verantwortung von eben diesem Herrchen und Frauchen, Fürsorge zu tragen, für das Geschöpf, das sich in ihrer Obhut befindet.
Machen wir es also besser, damit wir mit gutem Gewissen die sonnigen Tage mit unseren vierbeinigen Freunden genießen können!
Mehr zum Thema findet Ihr auch in unserer Seminarreihe APP: Anatomie - Physiologie - Pathologie Sinnesorgane I-III.
https://www.c-hinterseher-wissen.com/seminar/chw-app-sinnesorgane-i/?asl_highlight=Sinnesorgane&p_asid=1