23/06/2022
Wenn die Schätze älter werden
Irgendwann fällt es einem auf: Das Ruhebedürfnis steigt, die Spaziergänge werden langsamer und kürzer und die grauen Haare sprießen. Der Stubenwolf wird alt. Manchen merkt man es früher an, manchen später. Mein Rüde wird im September 12 Jahre alt. Sind wir früher mindestens 10km am Tag spazieren gegangen, so sind es jetzt eher 4-5km. Und auch das Tempo ist nicht mehr so schnell. Er legt zwischen seinen Trabphasen mittlerweile mehr Schrittphasen ein als früher, bummelt mehr herum und liest am interessanten Grashalm noch das Impressum und die AGB. Bei Temperaturen über 22 Grad findet er Gassi doof. Richtig doof. Das war früher kein Problem. Immerhin ist er ein afrikanischer Hund. aber halt ein alter afrikanischer Hund.
Und Kunden berichten mir von ihren Senioren ähnliches.
So möchte ich an dieser Stelle einmal zusammenfassen, was ich für meinen Hund beschlossen habe, worauf ich jetzt besonders achte und was ich auch Kunden mit auf den Weg gebe:
Krallenlänge
****************
Die Spaziergänge werden kürzer: Achtet auf die Krallenlänge, denn diese schleifen sich u.U. nicht mehr so gut ab wie früher. Im Stand sollen die Krallen den Boden nicht berühren, sonst gibt es bei jedem Schritt einen ungebremsten Knall in die Zehengelenke. Aua.
Auto
******
Springen in und vor allem aus dem Auto fällt sehr schwer: hier bin ich ein absoluter Befürworter von Hunderampen. Insbesondere wenn man einen SUV fährt. Es ist darauf zu achten, dass die Hunderampe dem Gewicht des Hundes und seiner Spurbreite angepasst ist. Spart hier nicht am falschen Ende, sondern kauft eine Gute. Kracht das Teil zusammen oder der Hund rutscht seitlich runter, kann er sich nicht nur verletzen, sondern wird u.U. nie wieder auf eine Rampe gehen wollen.
Wasser
*********
Wie oft bei alten Menschen zu beobachten ist, so sinkt auch das Durstgefühl bei den Seniorhunden: achtet also darauf, dass er genug säuft und animiert ihn zusätzlich und insbesondere bei den warmen Temperaturen im Sommer. Ein Schuß Würstchenwasser, Sahne oder Leberwurstwasser lassen jedes Glas Leitungswasser (bitte nicht (!) eiskalt, sondern zimmerwarm) in eine Delikatesse verwandeln. Das gilt insbesondere für Hunde, die mit Trockenfutter gefüttert werden, denn dieses Futter entzieht dem Körper noch zusätzliich Wasser, anstatt Feuchtigkeit mitzubringen.
Ruhebedürfnis
*****************
Alte Hunde haben ein erhöhtes Ruhebedürfnis. Es ist durchaus ok, wenn der Senior bis zu 22 Stunden schlafen möchte (jaaaa, nicht am Stück natürlich :-) )Zwingt sie nicht zu Aktivitäten, übertreibt es nicht mit dem Bespaßen. Das ist purer Streß für den Senior.
Ein Job
*********
Auch alte Hunde möchten noch gebraucht werden. Wenn sie auch körperlich nicht mehr voll leistungsfähig sind, so sollte man die Schaltzentrale möglichst lange im Vollbetrieb aufrecht erhalten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, den Hund mental zu beschäftigen und ebenso unzählige Bücher, online-Videos etc. wenn ihr selber keine Ideen habt. Bitte stellt nur die Senioren nicht einfach in die Ecke und traut ihnen nichts mehr zu.
Gewichtsmanagement
**************************
Ich höre oft "lieber ein Kilo zu viel, als ein Kilo zu wenig". Dem halte ich mit "lieber zu wenig, als zu viel" entgegen, denn auch die Muskelkraft lässt nach, das Skelett wird dadurch mehr belastet, eventuell sind Arthrosen vorhanden und jedes Kilo zu viel wirkt sich negativ aus. Immer. Ohne Ausnahme.
Gesundheitscheck
**********************
Es sollte sich herumgesprochen haben, dass es rein gar nichts schadet, den Senior auch ab und an vom Tierarzt durchchecken zu lassen. Aber ich kann es echt nur jedem ans Herz legen, auch den Bewegungsapparat nicht zu vergessen. Muskelabbau kann schleichend sein und wenn man das Tier Tag und Nacht um sich hat, bemerkt man oft viel zu spät, wenn die Muskelmasse insbesondere in der Hinterhand schwindet. Irgendwann fällt dann auf, dass das Aufstehen schwer fällt, er nicht mehr länger stehen kann bei Anstrengung anfängt, leicht zu zittern und zu taumeln. Hier muss man rechtzeitig gegensteuern. Mein eigener Hund hat 2x/Woche festen Termin bei mir, um genau das zu verhindern. Ich mache mit ihm Muskelaufbau und Gleichgewichtsübungen, Dehnübungen, lockere seine Faszien.
Wichtig ist auch: Zähne! Vergesst auf gar keinen Fall die Zähne, denn oft ist eine Zahnbehandlung nur in Vollnarkose möglich und das will man einem alten Hund ja nun wirklich nicht mehr antun, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
..und wenn dann mal was daneben geht
**********************************************
dann schimpft auf keinen Fall. Kommt es häufiger sein, geht dem nach: eine Blockade, insbesondere im Hinteren Rücken, oder eine organische Ursache können dahinter stecken.
Stattdessen
*************
Genießt jeden einzelnen Tag, den ihr gemeinsam mit eurem alten Hund teilen dürft. Eines Tages wird er nicht mehr da sein und dann möchte man sich schließlich an eine wunderbare Zeit mit viel Liebe und Freude erinnern.
Bestimmt habe ich jetzt irgendetwas vergessen. Daher darf dieser Beitrag gerne ergänzt werden.