19/12/2024
Darf man Hunde vermenschlichen?
Von mir ein klares JA. Denn ich bin ein Mensch. Ich kann nicht denken und fühlen wie ein Hund. Was ich aber kann – so als Mensch – ich kann versuchen, meinen Hund zu verstehen. Nicht mehr und nicht weniger. Eigene Erwartungshaltungen spielen dabei aber keine Rolle, das ist wichtig.
Dazu eine kleine Geschichte.
Ich bekenne mich schuldig, sogar zweifach, ich nehme die Schuld meines Mannes gleich mit auf mein Schuldenkonto. Wir vermenschlichen unsere Hunde seit Jahren. Und wir tun es meisterlich. Wir legen unseren Hunden Worte in den Mund, wir sprechen sozusagen ihre Synchronstimmen laut aus. Inzwischen wohnt auch ein Kater bei uns, und auch der muss dran glauben.
Die Unterhaltungen, die sich aus solchen Gesprächen zwischen unseren tierischen Mitbewohnern und uns ergeben, sind- für uns - unterhaltsam, humorvoll und vor allem eins: authentisch.
Dahinter steck unsere Fähigkeit, dass wir inzwischen richtig gut darin sind, unsere Tiere zu lesen – nun ja, beim Kater sind wir noch am Üben und ich gebe zu, wir irren uns da regelmäßig - aber bei unseren Hunden, die aus der Vergangenheit und den in der Gegenwart, sind wir wahre Meister (ich bin besser als mein Mann 😎). Wir reden mit ihnen in ganzen Sätzen, stellen ihnen Fragen und übersetzen ihre Antworten. Wir diskutieren und philosophieren mit ihnen, wir schimpfen und zweifeln an unserem Verstand in ihrem Namen mit und an uns Menschen.
Ich gebe zu, dass der genaue Wortlaut der Hundegedanken unserer Fantasie entspringt. Abgehsehen davon, dass wir – also mein Mann und ich – eine Menge Spaß als Synchronsprecher haben, steckt eine sehr wichtige Absicht dahinter: wir haben unseren Hunden schon immer einen eigenen Willen, Gefühle und die Freiheit zugesprochen, das auch zeigen zu dürfen.
Hier mal ein typisches Beispiel, ist tatsächlich so abgelaufen. Die Vorgeschichte ist die, dass der Dobby sich davor fürchtet, im Dunkeln in den Garten zu gehen, ist eine Nachwirkung von Silvester. Und: wenn das Gras nass ist, ist es Lava.
Dobby und ich sitzen auf dem Sofa, Dobby springt auf und stellt sich in den Türrahmen, Po zu mir, Kopf in die Diele.
Ich: „Wat ist los?“
Dobby: „Ich habe einen Wunsch. Oder ich höre etwas, was komisch ist, du muss es erraten.“
Ich (kann nichts hören, also rate ich): „Möchtest du raus?“
Dobby: „Wahrscheinlich ja.“
Ich stehe auf, gehe zu ihm. „Du möchtest also raus?“
Dobby: „Wahrscheinlich ja.“
Ich, seufzend, gehe zur Terrassentür, er steht immer noch im Türrahmen.
Ich öffne die Tür zum Garten. „Möchtest du raus?“
Dobby, schaut mich an, verdreht dabei innerlich die Augen: „Geh mal ein Stück zur Seite, Du stehst im Weg.“ Jetzt seufzt er: „Bitte, wenn es dir möglich ist“.
Ich, mach den Weg frei. Er geht raus. Dabei murmelt er ein leises: “Geht doch“.
Diese Geschichte mag dazu beitragen, dass ich als Hundetrainerin nicht mehr ernst genommen werde, weil ich einen Sprung in der Schüssel habe.. Ist mir egal. Es kann auch sein, dass ihr denkt, dass mein Hund mir auf der Nase herumtanzt. Nun, das tut er nicht, und wenn ihr das denkt, kann ich es nicht verhindern.
Der wirkliche Gedanke, der dahinter steckt, ist aber, dass ich gelernt habe, meinen Hund zu verstehen, ihn zu lesen, dass ich ihn sehe und akzeptiere, so wie er ist, mit seinen Macken und Marotten. Und dass mir kein Zacken aus der Krone bricht, wenn ich mit ihm wertschätzend kommuniziere. Meine gedachten und ausgesprochenen Worte stimmen mit meiner Körpersprache überein. Die dabei entstehenden Dialoge sind der Spaß, den ich mir dabei gönne.
Weihnachten steht vor der Tür, das Fest der Familien und der Liebe – sagt man. Nehmt euch doch mal ein oder zwei Tage Zeit, wirklich eurem Hund zuzuhören und das dann auch laut auszusprechen. Lasst all eure eigenen Wünsche und Erwartungshaltungen weg und schaut richtig hin, Vergesst Unterstellungen und böse Absichten eures Hundes. Einfach mal ausprobieren, es lohnt sich.