10/05/2024
Wir wissen nun, dass wir zwischen Beschreibung und Interpretation beim Ausdrucksverhalten unterscheiden müssen. Aber werfen wir doch mal einen tieferen Blick auf die einzelnen Signale, die wir am Hund wahrnehmen.
Wenn wir die Gesamtheit des Ausdrucks betrachten und somit einzelne Signale zusammenfassen, aus denen wir eine Bedeutung ableiten, sprechen wir vom „Display“. Dies kann sowohl den Körper als auch die Mimik betreffen. Während wir am Körper viele Merkmale wie Position, Bewegung, Schwerpunkt, Spannung und Rute beobachten, sind im Gesicht weitere interessante Ausdruckselemente vorhanden. Neben der Kopfhaltung können wir die Stirn, den Nasenrücken, die Ohren, die Augen, die Lippen, den Fang und die Maulspalte analysieren. Sind Stirn und Nasenrücken glatt oder gekräuselt? Sind die Ohren nach vorne gerichtet oder angelegt? Sind die Augen schlitzförmig oder rundlich? Ist die Maulspalte lang oder rund? Sind die Zähne gebleckt? All dies sind beispielhafte Fragen, deren Beantwortung uns später Aufschluss über das gezeigte Verhalten und die Funktion geben kann.
Im vorigen Beitrag wurde bereits die Frage nach dem „Warum“ thematisiert, die uns oft so sehr beschäftigt. Warum zeigt mein Hund in Situation X das Verhalten Y? Die vier Fragestellungen von Nikolaas Tinbergen können helfen, Verhalten richtig zu interpretieren und eine Erklärung zu bekommen. Denn die vier Aspekte geben uns verschiedene wichtige Blickwinkel:
➡️ Wie ist der stammesgeschichtliche Hintergrund bzw. warum ist das Verhalten ggf. „canidentypisch“?
➡️ Inwiefern hat die individuelle Entwicklung zu der Verhaltensaneignung geführt?
➡️ Unter welchen Bedingungen wird das Verhalten gezeigt?
➡️ Welche Funktion (Nutzen) hat das Verhalten für den Hund?
In den kommenden Tagen widmen wir uns der Einordnung des Ausdrucksverhaltens in die verschiedenen Funktionskreise, damit wir ein Gespür für die richtigen Fachbegriffe von Hundeverhalten bekommen.
📸 Fotos: Leos photo diaries