26/04/2022
Nicht gerechtfertigt!
Aktuell werden für Welpen aus der „Privatzucht“ Preise aufgeworfen, da zieht es uns als Trainern die Schuhe aus. 1500-2500€ sind Standard. Für einen Hund, bei dem kein wirkliches Geld investiert wurde – dazu später jedoch mehr.
Für einen Mischling (vergesst die ganzen Fantasienamen – es ist nur eine Möglichkeit gutes Geld zu machen) oder auch reinrassig, weil zufällig gerade 2 Labradore miteinander Spaß hatten.
Oft hören wir „Ja man bekommt ja kaum nen Hund, was sollen wir denn machen“?
Warten!!
Früher – ja früher – noch vor ein paar Jahren, war es so, wenn man einen Welpen von einem Züchter wollte, hat man sich vorgestellt, hat Verpaarungen angeschaut und sich auf eine Warteliste setzen lassen. Und wenn der nächste Wurf geplant wurde, hat man sich überraschen lassen, wie viele Welpen und welche Geschlechter.
Wartezeit – 1 Jahr.
Ein guter Züchter hat auch nicht ständig Welpen.
Ich habe schon mal 2 Jahre auf einen Welpen gewartet, weil die Hündin eben erst in 2 Jahren wieder gedeckt wurde. Heutzutage kommt es vor, dass eine Hündin 2x im Jahr Welpen hat.
Und nur weil sie auch mal aufs Sofa darf, ist es nicht minder eine Ausbeutung der Hündin. Nur vielleicht ein bisschen komfortabler.
An dieser Stelle sei gesagt, es geht nicht darum, ob man überhaupt einen Welpen braucht, oder einen Welpen von einem Züchter. Es geht darum kritischer zu werden.
Nun aber zurück zum Züchter – warum haben denn früher Hunde von einem gewissenhaften Züchter 1500€ gekostet und der tatsächliche Unfallwurf von Frau Müller von nebenan 300€ (ich entschuldige mich bei allen Müllers für die Verwendung ihres Namens)
Weil ein gewissenhafter Züchter immens in Vorleistung gehen musste.
Gewisse Gesundheitsuntersuchungen, Deckgebühr (weil auch der Rüde Vorgaben hatte), vielleicht Leistungsuntersuchungen, Shows, viele viele Stunden Aufwand, viele km Fahrt etc.
Das hat richtig Geld gekostet und tut es auch heute noch – denn die nächste Leistungsprüfung ist vielleicht 800km weg – das ist mal „schnell“ ein Aufwand von 3-4Tagen, das kostet Geld!
Nun, jetzt sagen viele jedoch, „Das brauchen wir alles nicht“ – hmm…warum dann ein reinrassiger Hund und kein Hund aus dem Tierheim?
Nur über eine gewisse Überprüfung eines Standards ist gewährleistet, dass der Hund auch der Rasse entspricht, die Ihr Euch wünscht.
Nicht umsonst ist es so, dass viele Hunderassen ja gar nicht mehr dem entsprechen, was man überall liest…
Warum ist denn der eine Hund, der überall als ausgeglichen, menschenbezogen und familientauglich gilt, wie ein Duracell Häschen auf Ecstasy?
Oder ein explosiver und reaktiver Hund, der bei allem durch die Decke geht.
Weil einfach nicht jede Hündin und jeder Rüde zusammenpassen, nur weil sie der gleichen Rasse angehören.
Zucht ist nicht wahllos zwei Hunde miteinander S*x haben zu lassen, sondern erfordert Recherche.
Erst kürzlich habe ich mit jemandem telefoniert, der mir ganz klar sagte, er wird seine zwei Hunde miteinander decken lassen, weil „nicht schneller ist aktuell Geld verdient, als mit Hundewelpen“.
Und es ist so.
Da werden zwei Hunde verpaart, man gibt ihnen einen exotischen Namen (bei denen selbst langjährige Hundetrainer nicht wissen, was das denn sein soll)
Oder Fehlfarben - bei vielen Rassen gibt es Farbschläge, die man früher vermieden hat.
Weil sie nachweislich nicht alt oder krank waren.
Diese Farben hat man nicht miteinander verpaart. Weil es war klar, dass diese Hunde nicht gesund sind. Heutzutage werden genau diese gekreuzt, weil durch die Seltenheit zahlen die Leute mehr Geld.
Noch vor 10-15 Jahren hat man da u.U. solche eine Fehlfarbe sogar „günstiger“ bekommen, weil der Züchter daraufhin gewiesen hat, dass in absehbarer Zeit immense Kosten auf einen zukommen und er einen guten Platz für den Hund möchte.
Es ist verrückt.
Rassespezifische Untersuchungen – Fehlanzeige
„Die Eltern sind gesund“ – aaaahaaa – es gibt unzählige Krankheiten, die nicht sofort erkennbar sind, sondern erst, wenn sie ausbrechen, oder - ja oder wirklich untersucht werden.
Und ein guter seriöser und offizieller Züchter liebt seine Tiere genauso – nur weil da steht „Hobbyzucht“ oder „Familienzucht“ ist das nicht ein Prädikat für besser!
Und nein, es ist auch nicht so, dass Hobbyzüchter schlecht sind.
Nur, 1500€ für einen Mischling oder reinrassigen von nebenan zu zahlen ist purer Wahnsinn, vor allem noch dann, wenn keinerlei Vorleistung erbracht wird.
Es ist Geldmacherrei und zeigt nicht von Tierliebe oder Tierwohl
„wir lieben unseren Hund trotzdem“ – ja, von Herzen, das glaube ich auch. Es geht in diesen Zeilen darum, aufzuklären, Liebe für Euren zukünftigen Hund bedeutet auch, Kritik im Vorfeld walten zu lassen.
Nicht jetzt die Entscheidung zu treffen und in 2 Monaten soll dann schon der Hund einziehen.
Es bedeutet viel Zeit, viele Telefonate etc. Vorfreude.
Lasst Euch auch von Hobbyzüchtern relevante Gesundheitsuntersuchungen zeigen, denn immerhin hat der „Hobbyzüchter“ durchaus wissentlich diese Welpen in die Welt gesetzt.
Ihr wisst nicht, was Ihr Euch vorzeigen lassen sollt – googelt Krankheiten der Rasse und schon wisst ihr, was relevante Untersuchungen sind. Jede Rasse hat seine Krankheiten.
Wahrscheinlich erhalte ich für diese Zeilen wieder einen Sh*tstorm, aber es ist wichtig und wertvoll, auch als Trainer und Hundeschule darauf hinzuweisen, dass ihr als Hundeinteressenten ebenso Rechte habt.
Wenn Ihr unerfahren seid, holt Euch kompetente Hilfe – eine neutrale Person, die sich auskennt und die Euch anleitet.
Ansonsten, haben wir auf der Homepage auch eine grobe Checkliste, auf was man achten sollte:
https://doggyschool.de/wp-content/uploads/ein-guter-zuechter_checkliste.pdf
Der Beitrag darf sehr gerne geteilt werden, denn nur mit Aufklärung kann man etwas bewirken
Ein kleiner Nachtrag: Es geht nicht darum, dass verantwortungsbewusste Züchter schlecht sind!! Der Preis eines Hundes sagt nichts über den Züchter / Hund aus! Ein guter Züchter achtet auf Genetik, auf Gesundheit UND DAS IST WICHTIG. Und ein guter Züchter sagt auch mal "ich denke, dass ist keine Rasse für sie" Es geht ihm nicht ums pauschale Verkaufen - was und nun zu den "Adopt not shop" dann langfristig auch die Fehlkäufe in den Tierheimen dezimieren würde. Wie viele unüberlegte und unreflektierte Hundekäufe sitzen denn im Tierheim? Schaut man mal bei gewissen Rassen, wie viele werden denn mit 1-2 Jahren abgegeben, weil sie dann auf einmal nicht mehr süß sind, sondern ihre Potential zeigen. Ein guter Züchter sagt nicht, lass ich mal die Hündin mit dem Rüden...ein guter Züchter fährt teils 500-1000km um den geeigneten Rüden für den Deckakt zu besuchen. Viel zu häufig ist halt die Hündin da und der Rüde auch...beide gleiche Rasse und schon sind ein paar Tausender verdient. - das ist nicht züchten!