19/06/2022
🌸🌞♥️ Vitéz -Ritter der Herzen- zur Sommersonnenwende 2022 ♥️🌞🌸
Am 21. Juni ist Sommersonnenwende, damit längster Tag des Jahres und astronomischer Sommeranfang. Die zweite Jahreshälfte beginnt und Mutter Erde atmet, nach Auffassung der Naturvölker, wieder ein. 🌱🐝 Mit ihr atmen auch meine Familie und ich zunehmend entspannt durch und ziehen Zwischenbilanz über unser Zusammenleben mit dem Ritter (Ung. Vitéz). 🐶
5 Monate ist das Schlappohr nun bei uns und es waren Monate des großen Glücks🍀 , aber auch eine Zeit geprägt von Schweiß und Tränen. Mit meinem Erfahrungsschatz, aufgebaut durch meine verhaltenskreative Emma, und einem Studium der Hundewissenschaften im Gepäck, fühlte ich mich stabil aufgestellt.
Sein Körper spricht Bände und wir haben nicht groß nach Vorgeschichte oder Macken gefragt, sondern dem Magyar Vizsla-Riesen Anfang des Jahres kurzerhand ein neues Zugause gegeben. 🏡🐶
Vitéz ist ein intakter Rüde mit einem starkem Charakter und das ist auch gut so, denn sonst hätte er damals auf 22 kg abgemagert und mit einem schmerzenden alten Bruch im Hinterlauf auf Ungarns Landstraßen sicherlich nicht überlebt. 💪🏻
Eigentlich sollte er mit seinen drei Beinen in Bewegungsradius und Geschwindigkeit eingeschränkt sein, aber das scheint er selbst am wenigsten zu wissen. 🚀 Er ist ein intelligentes und sensibles Wesen, dem das Umfeld in seinem bisherigen Leben auf dem Land südöstlich von Budapest nicht nur sichtbare, sondern auch Narben an der zarten Seele zugefügt hat. Im Zusammenleben mit ihm ist genau dieser Punkt jeden Tag wieder eine Herausforderung für uns. Er braucht eine klare Führung -Ansagen, was erlaubt ist und was nicht- und dennoch Ansprache frei von Angst und Schrecken, davon hatte er in seinem Leben mehr als genug.
Schon sehr bald nach seinem Einzug wurden wir mit seinen Traumata und Flashbacks konfrontiert, die klar in Richtung männliche Zweibeiner gehen. Das ein um das andere Mal waren Vitéz 42 gute Argumente am Arm meines Mannes oder Sohnes, und zwar immer wenn es Abend wurde, wenn die Dämmerung hereinbrach. Ein Gegenstand in der Hand war zusätzliches Auslösekriterium für seine Angriffe, die von seiner Körpersprache her immer Angst und Panik motiviert waren. Schreckgespenster der Vergangenheit, Flashbacks eben. Aber er hat nie beschädigt, schien in dem Moment, in dem seine Zähne die Menschenhaut berührten wie aus einem Film zu erwachen und kam danach angekuschelt, als wolle er sich entschuldigen. Unser Plan, mit seinen Traumata gut umzugehen, stützt sich nach wie vor auf Umweltmanagement, Vertrauensbildung, Habituation und… Zeit. 😌☝🏻☕️
Andere Hunde braucht Vitéz nicht zum Leben. Die Kommunikation unter Hunden hat er scheinbar nie gelernt und auch Emmas Spielaufforderungen versteht er nicht. Eine echte Herausforderung in unserer dicht besiedelten Gegend! Draußen bellt er jeden Vierbeiner aufgeregt an und kommt es zu Hundebegegnungen auf Tuchfühlung, wird der andere Hund zur Personenkontrolle gestoppt und darf sich nicht mehr bewegen. Wie gut, dass er es bisher ausschließlich mit toleranten und gutmütigen Goldies und Labbis zu tun bekam. Manchmal kannˋs einem da hundselend werden, aber wir machen auch an dieser Front kleinschrittig Fortschritte. Hat er Anfangs andere Vierbeiner gefühlt schon auf die Entfernung bis zum Horizont angepöbelt, so geht eine Annäherung mittlerweile meistens recht gut bis auf 10/15 Meter (gut gemeinte Ratschläge und böse Blicke in der freien Wildbahn garantiert). 😈
Neben diesen zwei großen Baustellen gab und gibt es nach wie vor die ein oder andere kleine. Gerade gestern poppte noch eine auf, als wir beim Slalomlauf um die große Hunde-Halter-Meute am kühlen Bachnass schnell über ein Brückchen witschen wollten: Der Vischel geht NICHT über kleine Brücken. Wir sind dann mit sandigen Schuhen und von der Sonne gar geröstet eine Stunde später als geplant wieder am parkenden Auto zurück gewesen. Kinderkram, eigentlich. 🤭🥾
Ursprünglich wollten wir als Pflegestelle fungieren, aber uns war schnell klar, dass eine ordentliche Weitervermittlung in ein für-immer-Zuhause für einen Hund wie Vitéz nahezu unmöglich sein würde. Es würde uns das Herz brechen, diesen wundervollen Hund als Wanderpokal oder wieder in einem Shelter zu sehen. Er hat sich ein tolles Leben mehr als verdient und ihm soll es für den Rest seines Lebens richtig gut gehen. Man kann zusammenfassend sagen, dass der Alltag mit Zweithund Vitéz in unserem Wohnumfeld, in Kombination mit unserer immer noch anspruchsvollen Emma und neben einem umfangreichem Workload jeden Tag aufˋs Neue eine Herausforderung darstellt und dennoch…
… muss man das charmanten Kerlchen einmal erlebt haben wie er vorzugsweise Frauen in Null-komma-nix um die kleine Kralle wickelt. Oder wie er im Handstand pieselt -gelegentlich mit der Schnauze stabilisiert-, weil er es wohl einfach gewohnt ist, das noch verbliebene Hinterbein zu heben. Oder wie er mit drei Beinen gleichzeitig in die Luft springt, wenn nachmittags ein prall gefüllter Futternapf mit leckerem und gesunden Fresschen zu seinem Platz getragen wird. Ein kurzer Blick in seine tiefgründigen bernsteinfarbenen Augen und man weiß sehr genau, was man zu tun hat.. ♥️🐶🫶🏻🌸🌞🥰