Umorientierung.
Die Umorientierung als Lösungsstrategie ergibt immer dann Sinn, wenn der Hund mit einem bestimmten Auslöser Probleme hat.
Aufgebaut wird dieses Alternativverhalten sehr reizarm und ohne auslösende Komponenten.
Tuko mag keine ihm nicht bekannten Menschen. Auf seiner Standardrunde noch viel weniger. Da schlägt dann doch der halbe Aussie in ihm durch. Er hat nachhaltig gelernt sich von bewegenden Reizen abzuwenden. Und genau das ruft er hier ab: Mensch wahrnehmen, Wichtigkeit des Menschen im Gehirn verarbeiten, Mensch für unwichtig erklären.
Das, was ich will.
Generalisierung ist hier das Schlüsselwort für nachhaltig bombenfest sitzendes Training! Ohne Generalisierung funktioniert das nicht.
Yume und die Leinenführigkeit Teil 2.
Heute war das Kleinchen wieder ein paar Minuten während des Hobbymantrailings an der Leine. Heißt hier gab es schon die erste Ablenkung in der Ferne in Form von Menschen und Hunden. Wir sind dafür extra ein bisschen weiter weg gelaufen.
Zwischen den beiden Beiträgen zur Leinenführigkeit war übrigens nur gestern im Herumstehen ohne Ablenkung eine Leine an ihm dran als er eh schon müde war und sich nicht groß bewegen wollte.
Den Rest der Zeit purzelt das Kleinchen im Freilauf herum.
Den Unterschied zum ersten Video sieht man sehr schön. Der Leine zu folgen, also die Spannung zu lösen, hat er schon ganz gut verstanden (meine Tochter dann auch☺️).
Ich möchte, dass meine Hunde gerne an die Leine gehen und im besten Fall immer darauf achten, was wann wie mit der Leine kommuniziert wird. Vielen Hunden ist es "egal" geworden, weil die Sensibilität der Leine als Mittel zum Zweck abgenutzt ist. Natürlich ist genau das dann schwieriger zu lernen, wenn die Leinenführigkeit, also das Verhalten an der Leine, schon falsch etabliert ist oder schleifen gelassen wurde...
Ella und Pan kamen als nicht leinenführige Hunde hier an. Ein Fehlverhalten zu löschen ist immer schwieriger als etwas komplett neu aufzubauen.
Yume lernt die Leine schrittweise als ausschließlich positive "Begrenzung" kennen, die Sicherheit gibt, Vertrauen schafft und (ganz wichtig!) KEINE Eingrenzung darstellt.
#Leinenführigkeit
Leinenführigkeit.
Yume hat heute das erste Mal eine Leine an sich dran gehabt. Mit seinen morgen 10 Wochen denkt man das zu Üben sollte normal sein...
Wenn ich mir diesen Winzling so anschaue, der, gerade seit 2 Tagen aus seinem gewohnten Umfeld gerissen, eine komplett andere Welt kennenlernt, wird mir ganz anders. Wie viel muss auf so einen Zwerg an Eindrücken einprasseln, wie viel muss dieses Kleinchen eigentlich verarbeiten? Andere Hunde, andere Menschen, andere Gerüche, andere Ruheorte, andere Lösestellen, andere Räumlichkeiten, keine Geschwister, anderes Essen, andere Schlafplätze,... Puh, die Liste ist gefühlt unendlich.
Ja, Hunde sind anpassungsfähig. Aber auch sie haben Gefühle, ähnlich denen von uns Menschen. Die Eingewöhnung meiner Tochter in der Kita hat fast 4 Wochen gedauert bis sie gerne ihr gewohntes Nest verließ.
Ich versuche Yumes Tagesablauf strukturiert zu gestalten, Routinen einzuführen, die ihm Sicherheit geben. Er ist von Corinna unfassbar gut auf neue Dinge vorbereitet worden und trotzdem merkt man, wie sehr er mit der Umstellung im neuen Leben zu tun hat. Pan, mein Spitz, ist sein Anker. Ich bin froh, dass er einen so sozialen Begleiter an seiner Seite hat. Wie geht es da bloß Unmengen an anderen Welpen?!
Leinenführigkeit ist DAS größte Thema in der Hundeerziehung. Ich habe den Luxus, einen großen Hof und Garten zu haben, das Feld vor der Haustür zu wissen und die Lebensaufgabe "Leine" in Minischritten aufbauen zu können. Mein Zwerg wird den Rest der Zeit spielend/erkundend im Freilauf mit meinen 4 erwachsenen Hunden oder schlafend in seinem Rückzugsort im Auto oder Zuhause verbringen.
Heute ist er seit 2 Tagen da. Heute hat er unfassbar viel geschlafen... Die letzten Tage haben viel von ihm abverlangt. Mehr als 2 Minuten zu üben an lockerer Leine rum zu sitzen und der Leine zu folgen, wollte ich ihm nicht zutrauen, nachdem er zusätzlich noch seinen Namen kennengelernt hat und abends beim Tricktraining in sei
Impulskontrolle vs. Warte-Kommando.
Analyse Video:
Tuko läuft vorwärts, nimmt den Sprung Rehe wahr, hält inne, wendet sich ab und wird hier mit seinem Supermarkerwort "Bombe" für außergewöhnlich gute Arbeit belohnt.
Danach läuft er vorwärts, läuft für mein Empfinden zu weit in Richtung Feld, bekommt daher sein Kommando "Warte", hält an und kommt zurück, um sich sein langweiliges Leckerli abzuholen.
In der Folge soll er eigenständig normal auf dem Weg weiter spazieren gehen können. Was er macht.
Viel Arbeit steckt hinter dieser kurzen Sequenz...
Zu Beginn ruft Tuko die kleinschrittig und präzise aufgebaute Verhaltenskette "Anzeige und Umorientierung" ab. Dieses nonverbale Kommando passiert ausschließlich durch eigenständige Arbeit beim Hund. Ich nehme hier keine Einflussnahme. Der Hund hat gelernt Bewegungsreizen zu widerstehen und sich aus freien Stücken von ihnen abzuwenden.
In der Folge ist die Distanzkontrolle zu sehen, die ich dann abrufe, wenn der Hund mir zu weit weg läuft. Dieses Kommando ist mein Notanker, wenn die Erregung des Hundes aus dem Ruder gerät und somit seine eigene Impulskontrolle nicht mehr steuerbar ist.
Letzteres zeigt die Fähigkeit nach einer solchen Begegnung normal spazieren gehen zu können. Die Ansprechbarkeit ist hier enorm wichtig. Solange der Hund nicht wieder aufnahmefähig ist, sollte es hier niemals weiter gehen.
Die Schleppleine ist meine Absicherung. Hier kommt sie allerdings nicht für die Jagdkontrolle zu Gebrauch. Tuko könnte all dies auch ohne Schleppleine abrufen.
Den Aufbau dieses langwierigen, aber nachhaltig bombenfesten Jagdkontrolltrainings kann man in den Stunden "Freilaufkunde/Jagdkontrolle" erarbeiten.
https://www.hundertideen.de/sorglos-leinenlos
Teilnehmen dürfen alle Hunde, die ich zumindest durch Einzelstunden oder in der ein oder anderen Grunderziehungskursstunde kennengelernt habe.
#jagdkontrolle #borderaussie #impulskontrolle
Ein knapp 2-minütiger Ausschnitt aus dem heutigen social walk "im Freilauf".
Teilgenommen haben ein 2-jähriger, unkastrierter Aussierüde, der voller Hormone denkt, die Welt gehöre ihm, ein kastrierter Herdenschutzhund-Mix, der mit potenter Konkurrenz ein nicht unerhebliches Thema hat, eine schüchterne Beagle-Dame, die mittlerweile nicht mehr nur fiddelt, sondern andere Hunde mit Vorsicht und Distanz genießt und eine reizarm aufgewachsene Herdenschutzhund-Hüterli-Lady, die sich noch vor ein paar Monaten alle Hunde mit vehementem Aggressionsverhalten vom Leib gehalten hat. Zwergnase war als Erziehungsberechtigter natürlich auch dabei.
Die erste halbe Stunde musste viel angeleitet werden: Eigenständiges Abwenden wurde hochfrequentiert belohnt, mögliche Konfliktsituation über Wegbleiben reguliert. Die Hunde hatten ziemlich zu tun, bis sie die Spielregeln verstanden haben. Aber dann lief es vorbildlich. Jeder konnte eigenständig seinen Rahmen einhalten. Eine kleine Erinnerung hier und da reichte.
Im Video sieht man sehr viel Hundekommunikation: Von höflichem Anstellen an interessanten Stellen, über unsichere Distanz zu den Hunden, bis zu ganz viel Beschwichtigung in Stresssituationen.
Der Mensch ist dafür da, die Spielregeln umzusetzen. Die 4 Teilnehmer haben das heute ganz wunderbar angeleitet!
(In den social walks dürfen Hunde teilnehmen, die ich kenne und einschätzen kann. Die Konstellation ergibt sich aus den Anmeldungen. Nicht umsonst tragen 3 von 5 Hunden einen gut und wie man sieht stressfrei auftrainierten Maulkorb.)
#hundetraining #socialwalk #maulkorbliebe
Ganzheitliche Betrachtung: Warum es wichtig ist, das große Ganze zu sehen.
In der Verhaltens- und Problemberatung beginnt keiner meiner Ersttermine ohne ein ausführliches Anamnesegespräch. Warum das so enorm wichtig ist, sieht man an Bodhis Geschichte. Der junge Gordon Setter Rüde ist mittlerweile 3 Jahre alt. Das Erstgespräch hatten sein Frauchen und ich im April 2021. Seitdem sind über 1,5 Jahre vergangen und es ist viel passiert...
Bodhi wurde mir vorgestellt als ein junger Rüde, der alles jagte, was sich nicht vor ihm verstecken konnte. Das waren Hunde, Vögel, Schmetterlinge, Bienen, Käfer, Blätter und sogar Lichtreflexe oder Schatten. Er war dauerhaft auf der Suche nach Bewegungsreizen, dieses Verhalten hatte bereits einen ordentlich zwanghaften Touch.
Im Wald spazieren gehen konnte Frauchen nicht, auch nicht in dessen Nähe. Alleine die Vorstellung und dementsprechende Erwartungshaltung an Wild ließen Bodhis Gehirn auf Hochtouren laufen.
Sein Frauchen verfiel aufgrund dieser allumfassenden Jagdprobleme in eine Beschäftigungsspirale. Gut gemeint sollte er täglich sein Futter durch Apportieren erarbeiten, Spaziergänge wurden mit Suchspielen gestaltet sowie mit Tricks gefüllt.
Als ich Bodhi kennenlernte war er ein Beschäftigungsjunkie und neurotischer Bewegungsreizsucher, der überhaupt nicht mehr normal spazieren oder sich geschweige denn im Garten aufhalten konnte, ohne sich hormonell wegzubeamen.
In das Anamnesegespräch gehören Fragen und Betrachtungen, um Auffälligkeiten im Alltag oder im gesundheitlichen Bereich auf die Schliche zu kommen, denn diese können großen Einfluss auf die Psyche haben.
Auffällig war Bodhis miserables Gangbild. Seinem Frauchen war die Auffälligkeit bewusst, sie hatte bis dato noch kein HD-Röntgen veranlasst. Mein dringender Rat war Bodhis Hüfte professionell zu röntgen und das Ergebnis von einem Spezialisten auswerten zu lassen. Desweiteren ist es bei solch einer gravierenden Verhaltensstörung wichtig
Kind und Hund.
Ein sensibles Thema, was man nie, und ich meine wirklich NIE, pauschalisieren kann.
Oft fragen mich Kunden mit Kindern, wie man diese in die Hundeerziehung einbinden kann, so dass der Hund "mehr Respekt" vor dem Kind hat. Oder wie man Kind und Hund spielerisch zusammen wachsen lassen kann. Oder wie das Kind den Hund sinnvoll beschäftigen darf.
Und nicht selten könnte ich, ob der Erwartungshaltung der Eltern, innerlich platzen. Muss sich ein Hund vom Kind wirklich alles gefallen lassen? Muss ein Hund echt jeden Ball zurück bringen, den der kleine Mensch wirft? Muss ein Hund tatsächlich seinen Ruheplatz räumen, weil das Baby angekrabbelt kommt?
Meine Tochter wurde in einen Haushalt mit 2 Hunden geboren. Mittlerweile lebt sie mit 4 Hunden zusammen.
Hund 1 wollte Zeit seines Lebens Kinder fressen, weil er sie einfach unfassbar gruselig fand (und fremde immer noch findet). 3 Monate dauerte es, bis dieser Hund das Baby nach der Geburt nicht mehr attackierte. Solange er ausweichen kann, lässt er sich mittlerweile alles gefallen und würde nie nach vorne gehen. Bei anderen Kindern ist er nicht dabei...
Hund 2 wuchs mit dem Kind auf. Die beiden schliefen quasi in einem Bett. Besagte Hündin ist diejenige, die dem Kind die souveränsten Grenzen setzt, auch wenn es dabei mal auf dem Hosenboden landet. Die beiden kann ich besten Gewissens alleine agieren lassen.
Hund 3 zog ein als meine Tochter 3 Jahre alt war. Solange das Mädchen ihn in Ruhe lässt, lässt er sie auch in Ruhe. Kommt hier Unruhe rein, fällt er in unüberschaubares Gefiddel. Er würde nie beißen, stürzt sich aber in unschöne Übersprunghandlungen.
Hund 4 ist ein unfassbarer und leider fast nicht mehr wünschenswerter "Kinderhund". Das Kind darf alles und damit meine ich alles. Ich bin verdammt froh, dass Ella hier als letzter Hund einzog, denn sonst hätte das Kind nie gelernt, dass es Hunde gibt, die sich nicht alles gefallen lassen möchten!
Was darf mein Kind nun mit den Hunden
Zuhause mit kastrierter Ella
Zu Beginn des Spaziergangs
Hunde und ihre Sucht oder "einmal Junkie immer Junkie"
Tuko war heute Vorzeigehund im Festigungskurs. Es war die Stunde ohne Freilauf, er durfte/musste in den ersten 20 Minuten einige Übungen zeigen.
Das Thema war Territorialverhalten, bzw Revier. Was passt da besser, als das Wegschicken?
Geübt wurde diese Übung am sich nähernden Menschen. Tuko durfte das vorführen. Wenn man ihn kennt, kann man sich vorstellen, wie anstrengend dieser ganze Kontext ist.
Desweiteren zeigte er das hinten laufen auf Hunde zu sowie Leinenführigkeit/Impulskontrolle an anderen, teilweise sehr dynamischen Hunden.
Er hat es toll gemeistert! Aaaaaber (und jetzt zum Video)...
Diese 20 Minuten sind für meinen Bub absolut ausreichend, um das Gehirn zum Glühen zu bringen. Wer ihn kurz betrachtet hat, hat nichts gesehen außer einen gut erzogenen Hund. Wer ihn ganz genau beobachtet hat, hat sehr viele feine Stress-/Beschwichtigungssignale wahrgenommen: angespannter Körper, angelegte Ohren, abgewandte Position, übermäßiges Speicheln, große Pupillen, ständiges hingucken-weggucken, welches hier sein antrainiertes, eigenständig abrufbares Alternativverhalten ist, um sich selbst nicht bis zur Eskalation hochstressen zu müssen.
Das Video zeigt das wieder-Zuhause-sein, unmittelbar nach den Kursen. Im Garten angekommen, schnappt er sich ein Spielzeug und rennt herum. Ende der Sequenz (und jetzt wird's spannend!) ist, dass er mir das Spielzeug vor die Füße legt. Dieses absolut und seit mehreren Jahren nicht mehr bediente Verhalten, zeigt er ausschließlich in Situationen, in denen er absolut überreizt ist.
Tuko ist ein trockener Spielzeugjunkie. Bis er etwa 3,5 Jahre alt war, wurde er mit Frisbee und Ballspiel "bespaßt". In dieser Zeit sah es immer so aus, dass er uns das Spielzeug vor die Füße legte, damit wir es wieder weg warfen und er hinterher hetzen konnte. Das hat er ohne Ende oder jegliche Ermüdungserscheinungen gemacht. Klar. Hetzen=Adrenalin=Aufputschmittel, gerade
Mal wieder eine Dummyübung mit Tuko:
"Memory + diverses"
(Vorbereitet wurde 1 Dummy für die Freiverlorensuche sowie 1 Pocketdummy für die kleine Suche.)
Ich werfe eine Markierung, die sich Tuko über mehrere Minuten/Ablenkungen hinweg merken soll. Zwischendurch machen wir diverse andere Übungen:
-Abruf
-Freiverlorensuche
-Fuß laufen
-Halten üben
-voraus + Kl. Suche
-Markierung + Fuß laufen + Abruf über Markierung + Back/Weiter auf Markierung
Zum Schluss soll er die allererste Markierung apportieren, die er sich über all die Übungen hinweg merken musste.
Man sieht, dass er ordentlich zu tun hat, fiel die Markierung doch etwa 50m weit entfernt in den Graben. Der Wind kam dazu noch aus seinem Rücken. Er absolviert die vorherigen Übungen bravourös, hat sich sogar grob die Fallstelle der ersten Markierung gemerkt und arbeitet sie nach erster Sicht-Einschätzung im Anschluss mit der Nase weiter.
Dass er zum Schluss das Dummy nicht ganz zu mir bringt, liegt an dem Leckerli, welches in der Eile (Arbeitsjunkie halt🙄) nach all den Minuten doch noch aus seiner Schnute rausfällt.