06/12/2024
Haustiere sind keine Geschenke
In der Weihnachtszeit stellt sich bei jedem die Frage- was kann ich zum Fest verschenken? Gerade bei Kindern steht die Anschaffung eines Haustieres ganz oben auf dem Wunschzettel. Ein Lebewesen zu verschenken ist nie eine gute Idee und ein neues Familienmitglied hat nichts unter dem Weihnachtsbaum verloren.
Die Haltung von Haustieren liegt voll im Trend. In Deutschland hat sich die Zahl der tierischen Mitbewohner innerhalb der vergangenen zehn Jahre fast verdoppelt. In 45 Prozent aller Haushalte maunzen, bellen und zwitschern rund 34,3 Millionen Tiere. Die Beliebtheitsskala führen die 15,7 Millionen Katzen an, gefolgt von 10,5 Millionen Hunden, 4,6 Millionen Kleintieren, 3,5 Millionen Vögel gefolgt von über 2,5 Millionen Terrarien und Aquarien. Für Futter, Zubehör und Tierarzt geben die Tierhalter jedes Jahr einen zweistelligen Milliardenbetrag aus. In der Coronazeit waren Haustiere besonders beliebt, doch mittlerweile geben rund 20 Prozent der Tierhalter an, dass sie die Anschaffung des Haustiers bereuen.
„Ein Haustier ist ein Familienmitglied, für dass der Mensch die Verantwortung übernimmt. Und das in der Regel für viele Jahre. Eine Katze kann bei guter Versorgung 17 Jahre und älter werden, Hunde leben 14 bis 16 Jahre und auch Kaninchen und Meerschweinchen können 12 Jahre alt und älter werden“, erklärt Frank Weber, Leiter des Hamburger Franziskus Tierheimes. „Das wird häufig unterschätzt. Dazu kommen die Kosten für Zubehör, Futter, die tierärztliche Versorgung und bei Hunden die Steuer. Im Laufe der Zeit kommen da ziemliche Beträge zustande, das wird oft massiv unterschätzt. Die Kosten für die Anschaffung des Tieres sind da noch geringste Betrag. Das muss gut überlegt und kalkuliert werden“, erläutert der Tierheimleiter. Bei Kindern lässt das Interesse am Haustier gerade beim Eintritt in die Pubertät nach und dass ist auch ganz normal. Dann bleibt die Arbeit an den Eltern hängen. Die Anschaffung eines Haustieres darf keine spontane Entscheidung sein, dass muss gut überlegt sein.“
Ein großer Teil der Haustiere wird im Internet gekauft und verkauft. Gibt man Hund oder Katze ein, stößt man sofort auf die Verkaufsportale im Netz. Dort findet man rund um die Uhr mehrere tausend Angebot, sehr viele davon sind unseriös. „Dieses gewaltige Angebot ist erschreckend, die Tiere werden wie Einrichtungsgegenstände zu hohen Preisen verhökert. Da wird selten nachgefragt, welche Voraussetzungen sie für ein artgerechtes Leben brauchen,“ weiß Frank Weber. „Dadurch werden die Menschen regelrecht zu Spontankäufen animiert. Nach Weihnachten setzt dann der „Katzenjammer“ ein, sind die Tiere noch klein und niedlich werden sie im Internet gleich wieder weiterverkauft. Da setzt eine traurige Spirale ein, wir haben regelmäßig mit verhaltensauffälligen und kranken Tieren zu tun, die schon 5 oder 6 Vorbesitzer hatten.
Im Tierheim gibt es einige Tage vor dem Fest einen Vermittlungstop. „Man kann gerne ins Tierheim kommen, sich beraten lassen. Die Tiere werden aber erst nach den Festtagen an ihre neuen Besitzer abgegeben. Dann hat sich der Trubel um den Weihnachtsbaum gelegt und das Tier kann sich in Ruhe und ohne Feiertagsstress eingewöhnen. „Unter den Baum kann man dann das Zubehör, wie Körbchen, Spielsachen und ähnliches legen. Dann ist die Vorfreude auf den Einzug des neuen Familienmitgliedes umso größer.“
Verursacht durch die Verdopplung der Haustiere, den blühenden Handel und die fehlende Aufklärung über die Bedürfnisse der Tiere sind die Tierheime überfüllt, weitere Tiere können dort nicht mehr aufgenommen werden. „Wenn man Probleme mit dem Tier bekommt, kann man es nicht einfach im Tierheim abgeben. Diese Zeiten sind endgültig vorbei“, erklärt der Tierheimleiter. Deshalb ist es umso wichtiger, sich der Verantwortung im Klaren zu sein. Auch hier gilt – in guten wie in schlechten Zeiten. Da ist es besser, ganz auf die Anschaffung eines Tieres zu verzichten, zumindest bis die Vorrausetzungen dafür vorhanden sind. Tiere sind keine Geschenke und haben unter dem Weihnachtsbaum nichts zu suchen.