03/12/2024
Sie machen es nicht um uns bewusst ein schlechtes Gefühl zu geben.
Warum und wie Hunde Leinenpöbler werden
„Meiner ist an der Leine bei Hundebegegnungen total dominant, größenwahnsinnig und denkt, er sei der Chef.“
So artikulieren es viele meiner Kunden, wenn sie mit einem sogenannten Leinenpöbler zu mir kommen.
Aber wie kommt es dazu, und was können wir Hundehalter machen, damit dieses Verhalten weniger bzw. besser wird?
Sie müssen bedenken, dass Hunde im Prinzip friedliebende Tiere sind und Konflikte vermeiden wo es nur geht. Fühlen sie sich bedroht, haben sie nur vier Möglichkeiten: Angriff, Flucht, Erstarren oder Übersprungshandlungen. Im Freilauf haben die wenigsten Hunde Probleme bei der Begegnung eines Artgenossen, denn sie können ihm bei Antipathie jederzeit ausweichen. An der Leine jedoch ist ihnen bewußt, dass dies nicht möglich ist und sie im Zweifelsfall keine Chance haben die Distanz zu vergrößern, wegzulaufen bzw. zu fliehen, sollte sich der andere als bedrohlich oder aggressiv zeigen. Dies gilt vor allem für kleine Hunderassen.
Da dem Hund nun durch die Leine die Chance genommen wird den Abstand zum anderen Hund zu vergrößern, bzw. zu fliehen, bleibt ihm nur die Möglichkeit des Angriffs. So drohen sie ihrerseits und das sicherheitshalber oftmals schon im Vorfeld, indem sie wild bellend und tobend beim Anblick eines anderen Hundes nach vorne in die Leine springen, um den vermeindlichen „Gegner“ direkt ins Gesicht zu schreien: "Geh weg! Hau ab! Du bist zu nahe!".
Das Ganze beginnt oft ab der Pubertät, und man kann ziemlich sicher sein, dass davor irgendein (und sei es noch so kleiner) Vorfall mit einem anderen Hund vorangegangen ist, durch den es zu dieser Leinenaggression gekommen ist. Und dies hat absolut nichts mit Dominanz oder Chef sein zu tun. Sondern mit genau dem Gegenteil.
Und ab da beginnt das Dilemma: Der Hundehalter erschrickt durch den abrupten Emotionsausbruch seines Hundes und reißt die Leine mit einem Ruck nach hinten und bestraft ihn dadurch. Oftmals sogar schon unbewußt.
Was lernt der Hund daraus?
Er lernt, dass sein Mensch, der einzige Ansprechpartner in seinem Leben ihn für seine Unsicherheit straft, anstatt ihm beizustehen. Aggression kommt immer aus Unsicherheit. Ein selbstsicherer Hund würde sich bei einer Hundebegegnung gelassen, stolz und souverän verhalten. Viele Hundehalter haben merkwürdigerweise große Probleme damit, die Gefühle und Emotionen ihrer Hunde richtig einzuschätzen, richtig zu lesen und zu deuten und diese dann auch ernst zu nehmen. Emotionen kommen von innen und sich nicht steuerbar. Geht uns Menschen genauso. Im Fall einer negativen Erregung braucht weder ein Hund noch ein Mensch Strafe, sondern genau das Gegenteil: Beistand. Schutz. Hilfe. Einen klugen, weisen und gelassenen Freund, der ihm hilft, der ihn erdet, der ihn beruhigt, der ihn versteht und schützt und mit ihm Lösungswege erarbeitet.
Emotionen kann man nicht bestrafen. Weder positive Emotionen wie Freude, Lust oder Liebe, noch negative Emotionen wie Angst, Wut, Unsicherheit, Zorn, Hass, Streß. Aber man kann beide noch mehr verstärken, wenn weitere adäquate negative Emotionsauslöser dazukommen.
Straft man einen Hund für seinen Ärger, für seine Wut, für seine Unsicherheit, für seine Hilflosigkeit in solchen Situationen beispielsweise mit einem Leinenruck, und den auch noch mit einem Halsband, kommen für den Hund weitere negative Emotionen hinzu plus dem vom eigenen Menschen ausgelösten Schmerz, und so wird die gegenwärtige negative Emotion nicht gelöscht, sondern verstärkt. Und als Nebeneffekt wird der eigene Hund dies immer mit dem Anblick eines anderen Hundes verknüpfen: Hundebegegnung = Schmerz, Wut, Hass, Hilflosigkeit und ein wütender Sozialpartner, der scheinbar ebenso emotional verwirrt und hochgradig erregt und gestresst ist, wenn er einen anderen Hund erblickt.
Je mehr Strafe (und dazu gehört auch schimpfen, maßregeln, verbales oder körpersprachliches Bedrohen) und negative Emotionen seitens des Menschen in so einer Situation erfolgen, desto schlimmer wird die Leinenaggression des Hundes. Ein Teufelskreis entsteht.
In diesem Sinne – seien und werden Sie ein weiser, kluger Sozialpartner auf den man sich verlassen kann.
Eva Windisch
Hundetrainerin, Hundeverhaltensberaterin, Hundepsychologin, Hund-Mensch-Coach
www.mithundensein.de
Tel.: 0177 2826344 (jederzeit kostenlose Beratung, damit ich mir nicht nach jedem Artikel die Finger wund tippen muss)
Mail: [email protected]
Instagram: https://www.instagram.com/mithundensein/
You Tube: https://www.youtube.com/user/Eva376
TikTok: www.tiktok.com/