25/04/2024
HUNDEFÜTTERUNG – WIE OFT, WANN UND WIE?
Zur idealen Hundefütterung gibt es viele Ratschläge und Meinungen. Besonders die Art der Fütterung spaltet die Hundehalterschaft regelrecht in unversöhnliche Lager. Soll es Barf, selbst gekocht, Dose oder Trockenfutter sein, ist oft und kontrovers Diskussionsstoff im realen Leben und in sozialen Medien. Darum soll es heute aber gar nicht gehen, sondern mehr um das „Wie“ der Fütterung, denn auch die Frage nach der Häufigkeit, dem Zeitpunkt und sonstigen Begleitumständen spielt für das Wohlbefinden des Hundes eine nicht unerhebliche Rolle. Doch auch bei diesen Punkten gibt es nur eine allgemeingültige Antwort: „Es kommt drauf an….“.
Worauf genau es ankommt und natürlich auch meine persönliche Meinung und Erfahrungswerte nun im Folgenden.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Mahlzeiten hängt erstmal ab vom Alter des Hundes. Welpen sind darauf angewiesen, mehrfach am Tag Energie zugeführt zu bekommen. Die Mutterhündin säugt zu Anfang bis zu alle zwei Stunden. Mit den Wochen wird das seltener, der Züchter beginnt dann auch zuzufüttern und diese feste Nahrung hält meist auch etwas länger satt, aber bis zur Abgabe vom Züchter ist es doch die Regel, dass die Welpen noch ca. 4 x täglich zu fressen bekommen und das sollte man dann am besten auch noch eine Zeitlang so beibehalten, als groben Richtwert ca. bis zum vierten Lebensmonat.
Bis zum sechsten Lebensmonat reichen dann auch 3 Mahlzeiten pro Tag, danach kann man auf zweimal täglich umsteigen.
Persönlich würde ich raten, bei zwei Mahlzeiten zu bleiben, es gibt aber durchaus auch Hundehalter, die nur einmal am Tag füttern und gut damit klarkommen. Folgende Argumente allerdings sprechen für zweimal tägliche Fütterung beim erwachsenen Hund:
Risiko einer Magendrehung: Besonders bei großen Hunden mit tiefem Brustkorb ist die Magendrehung ein gefürchteter, lebensbedrohlicher tiermedizinischer Notfall. Große Mengen Futter, die womöglich auch noch aufquellen, scheinen – neben anderen Faktoren – das Risiko zu erhöhen. Insofern ist eine zweimalige Fütterung täglich mit dann natürlich auch nur halb so großen Futtermengen risikoärmer.
Gleichmäßigere Energiezufuhr über den Tag verteilt:
Besonders bei Hunden, die körperlich viel leisten, aber auch bei trächtigen oder säugenden Hunden unerlässlich. Auch sehr kleine Hunderassen haben einen im Verhältnis zu ihrem Magenvolumen relativ hohen Energiebedarf, eine einmalige Fütterung am Tag wird dem unter Umständen gar nicht gerecht. Es gibt auch Versuche mit Hunden, die festgestellt haben, dass Hunde, die gefrühstückt hatten, sich nachfolgend deutlich besser auf anstrengende mentale Aufgaben konzentrieren konnten (konkret war es Sucharbeit), als Hunde ohne Frühstück. Auch übermäßigem Schlingen kann eine etwas gleichmäßigere Energiezufuhr eventuell vorbeugen.
Allerdings sollte man es vermeiden, den Hund ohne größere Pausen ganztägig immer wieder mit etwas Futter zu versorgen, beispielweise als Belohnungen für wünschenswertes Verhalten. Der Verdauungstrakt des Hundes braucht wie der des Menschen längere Pausen, um immer wieder zur Ruhe zu kommen, die Produktion von Verdauungssäften und Enzymen einzustellen und sich so zu regenerieren. Besonders der Bauchspeicheldrüse tut eine regelrechte Dauerfütterung gar nicht gut, auch die Dauerproduktion von Magensäure kann Probleme verursachen. Beim Menschen weiß man, dass Intervallfasten, also lange Pausen zwischen den Mahlzeiten, einigen Krankheiten, wie z.B. Diabetes, effektiv vorbeugen kann.
Wann?
Eine gewisse Regelmäßigkeit macht Sinn, um dem Hund einen strukturierten Tagesablauf, auch im Hinblick auf seine Mahlzeiten, bieten zu können. Struktur und Regelmäßigkeit entspannen, da der Hund weiß, worauf er sich einstellen und verlassen kann. Also z.B. einmal morgens und einmal abends. Auf allzu feste Zeiten würde ich persönlich mich nicht festlegen. Ein Zeitfenster von ca. 2 Stunden, in dem eben üblicherweise gefüttert wird, ist vollkommen okay und verhindert auch, dass der Hund regelrecht einen inneren Wecker entwickelt und dann eben immer genau zu dieser Zeit sein Futter vehement einfordert. Auch in der Natur oder – beim Straßenhund – auf der Straße steht das Futter ja nicht immer pünktlich zur gewohnten Zeit bereit.
Grundsätzlich dürfte es sinnig sein, das Futter nach dem jeweiligen Spaziergang zu reichen, da körperliche Anstrengungen, Bewegung, mit vollem Bauch eher ungünstig ist und eben auch den körperlichen Abläufen widerspricht. Für die Verdauungstätigkeiten wird das Blut aus dem restlichen Körper, aus der Muskulatur, teilweise abgezogen und auf die Verdauungsorgane konzentriert, deshalb fühlt man sich nach dem Essen eher etwas müde und träge und ist nicht auf körperliche Höchstleistungen aus. Es bestand auch lange die Vermutung, dass eine Magendrehung eher vorkommt, wenn nach dem Fressen getobt wird. Neuere Studien konnten dies allerdings nicht bestätigen, diesbezüglich also zumindest Entwarnung.
Solltet ihr allerdings einen sogenannten „Staubsaugerhund“ haben, der draußen auf dem Spaziergang alles, was auch nur ansatzweise fressbar ist, regelrecht inhaliert, kann es auch Sinn machen, jeweils VOR dem Spaziergang bereits eine kleinere Menge der jeweiligen Mahlzeit zu verfüttern, damit schonmal eine gewisse Sättigung vorhanden ist.
Wann man die abendliche Mahlzeit reicht, ist nun auch wieder abhängig von den persönlichen Lebensumständen und dem individuellen Hund. Ich persönlich finde es dem Hund gegenüber schlicht nett, ihn vor der eigenen Mahlzeit zu füttern. So muss er nicht sehnsüchtig und hungrig zuschaun, wie sein Mensch es sich gutgehen lässt, sondern kann sich entspannt und satt auf seinen Platz legen. Altertümliche, inzwischen überholte Erziehungsvorstellungen, die davon ausgingen, dass eine Rangzuweisung an den Hund unter anderem auch dadurch zustande kommt, dass er als letzter im angeblichen Rudel gefüttert wird, könnt ihr getrost vergessen.
Ob euer Hund euch ernst nimmt und eurem Führungsanspruch gerne folgt, hängt ganz sicher nicht davon ab.
Dann spielt bezüglich der Fütterungszeit auch eine Rolle, ob man einen Hund hat, der sich immer zu einer gewissen Zeit nach der Mahlzeit lösen muss. Das etwas zu beobachten und dann eben zeitlich so einzurichten, dass man noch vor dem Zubettgehen die letzte Gassirunde gehen kann, macht auf jeden Fall Sinn.
Es gibt allerdings auch immer wieder Hunde, deren Magen nicht so gut mit einer sehr langen Nüchternphase über Nacht klarkommt und die morgens dann zu Sodbrennen, Erbrechen, Übelkeit neigen. Hier kann es helfen, eben doch spät am Abend zu füttern oder zumindest vor dem Zubettgehen noch eine kleines „Betthupferl“ zu geben.
Mit dieser einfachen Maßnahme ist oft bereits Abhilfe für dieses doch sehr unangenehme Phänomen geschaffen.
Wie?
Wichtig auf jeden Fall und bei jedem Hund: In Ruhe! D.h. richtet eurem Hund einen Platz ein, wo er entspannt und ungestört fressen kann, ohne zu befürchten, dass Kinder, andere Haustiere, der Zweithund oder wer auch immer sie stören und ihnen womöglich das Futter streitig machen. So beugt ihr auch am besten Futteraggression vor. Man kann die Türen schließen oder den Hund in einer Box füttern, um dies zu erreichen.
Aus welchem Gefäß der Hund frisst, dürfte wieder individuell zu entscheiden sein. Es gibt empfindliche Hunde, die aus bestimmten Materialien oder auch Formen nicht gern fressen möchten, die scheppernde Geräusche eines auf dem Boden herumrutschenden Napfes gruselig finden oder die auch mit einem sogenannten Anti-Schling-Napf zu langsamerem Fressen gebracht werden können. Aus gewissen Trainingsgründen kann es auch eine Zeitlang Sinn machen, den Hund aus der menschlichen Hand zu füttern. Den Napf erhöht zu stellen, würde ich eher nicht empfehlen, es sei denn, Probleme im Bewegungsapparat machen es erforderlich. Bei erhöhter Gabe des Futters wurde eine verstärkte Neigung, Luft abzuschlucken, beobachtet, was ebenfalls das Risiko einer Magendrehung erhöhen kann.
Sonstiges:
Achtet bitte auch auf Hygiene des Futternapfes! Länger herumstehende Futterreste oder auch Näpfe, die nicht regelmäßig gründlich gereinigt werden, können schnell zu Keimschleudern werden und den Hund, aber auch die mit ihm lebenden Menschen krank machen!
Manche Hunde müssen sich direkt nach dem Fressen lösen, dieses Bedürfnis sollte natürlich auch befriedigt werden können! Anschließend ist erstmal Verdauungspause, sprich Ruhe, angesagt. Solltet ihr aber die Beobachtung machen, dass euer Hund immer direkt nach dem Fressen einen regelrechten Energieschub hat und zum Herumtollen neigt – besonders bei Welpen sieht man das oft – müsst ihr euch nicht allzu viele Gedanken machen, denn wie schon geschrieben kommen Magendrehungen tatsächlich viel häufiger während einer Ruhephase vor, als in der Bewegung. Allerdings solltet ihr das tobende Verhalten natürlich nicht auch noch selbst in irgendeiner Weise befeuern, sondern am besten ignorieren in der Hoffnung, dass zügig dann doch Ruhe einkehrt und der Hund erstmals Pause macht.
Frisches Wasser sollte dem Hund natürlich ständig zur Verfügung stehen, denn wir können schlicht nicht exakt einschätzen, welchen Flüssigkeitsbedarf der Hund jeweils hat. Sehr selten gibt es mal Hunde, die aus Langeweile trinken, hier kann ein abweichendes Verhalten erforderlich sein, wenn gesundheitliche Gründe abgeklärt sind.
Deutlich häufiger gibt es Hunde, die auch bei ausreichendem Angebot eher zu wenig trinken. Diesen kann man das Wasser entweder immer mal wieder etwas schmackhaft machen durch beigefügte Zusätze wie ein bisschen Lachsöl, Joghurt, Fleischbrühe. Oder man gibt immer eine Portion Wasser bereits zum Futter hinzu.
Einen Teil der täglichen Futterration fürs Training zu nutzen, als Belohnung sozusagen, und jeweils erarbeiten zu lassen, ist auf alle Fälle auch sehr sinnvoll, auch um Übergewicht durch zu viele zusätzliche Futterbelohnungen in Form von Leckerchen vorzubeugen. Das gilt besonders für Hunde, die aktuell eben stark im Training stehen, Welpen und Junghunde etwa. Einen gewissen Anteil - aus meiner Sicht mindestens 50 % - sollte der Hund aber IMMER entspannt und „for free“ erhalten, denn das bedingungslose Erfüllen der Grundbedürfnisse ist ein Pfeiler einer gesunden, bindungsstarken Beziehung zwischen Hund und Mensch.
© Angelika Prinz; Rundumhund-Ostalb
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