22/04/2023
Es geht nichts über gute Beziehungen! 💞
Samstags mit Julie von Bismarck: Vertrauen kommt nicht von allein
Seit ich denken kann höre ich, wenn ich mit meinen Pferden irgendetwas unternehme, was normalerweise eher schwierig ist: „Mit deinen Pferden ist das ja auch keine Kunst, die sind ja so brav“.
Das ist ein Missverständnis.
Zu allererst deswegen, weil es „brav“ überhaupt nicht gibt. Es gibt a) unterwürfig, was das Ergebnis der gängigen Methoden der Anwendung von Zwang und Schmerz ist, und es gibt b) vertrauensvoll, das Ergebnis einer freundschaftlichen Verbindung zwischen Mensch und Pferd. In meinem Fall war es immer b). All meine Pferde hatten zu Beginn vor allem Angst, standen unter Hochspannung und explodierten wegen jeder Kleinigkeit, sowohl an der Hand als auch beim Reiten, auch Polar. Ja, alle wurden zu absolut verlässlichen, unerschrockenen „Polizeipferden“, aber das kam nicht von selbst.
Mein Weg: Jeden Tag mehrere Stunden mit dem Pferd verbringen, mit ihm am bequemen Stallhalfter, also ohne Druck oder Schmerz zuzufügen, spazierengehen, ihm neue Dinge zeigen und Herausforderungen meistern.
Immer gelassen bleiben und freundlich und konsequent Regeln etablieren = gutes Verhalten überschwänglich loben, unerwünschtes Verhalten, wie z.B. zwicken, tadeln. Niemals bestrafen. Ich nutze ein ernst gemeintes „nein“. Nach drei Mal „nein“ wussten alle meine Pferde, was es bedeutet.
Ich versuche, ausschließlich positive Erfahrungen zu schaffen. Beim Reiten und am Boden. Das bedeutet: Ruhe, Gelassenheit und freundliches Erklären. Dem Pferd zuhören, ihm 100% Aufmerksamkeit schenken und daraus eine nur für uns zwei verständliche Kommunikation und Beziehung zu entwickeln.
Für ein Pferd ist es lebenswichtig, sich sicher und wohl fühlen zu können. Das ist die instinktive Prägung des Flucht- und Herdentieres Pferd - die sich übrigens weder wegzüchten noch mit scharfer Ausrüstung wegzwingen lässt. Letzteres kaschiert lediglich und das Pferd lernt, dass der Reiter ihm Schmerz zufügt, wenn es nicht „gehorcht“.
Ich möchte aber keinen blinden Gehorsam, sondern mitdenkende, selbstbewusste Partner.
Und das sind dann die „braven“ Pferde, die so wirken, als seien sie schon immer so gewesen. 😉 ©Julie von Bismarck