06/04/2022
Sie werden werden wieder aktiv: Zecken. Welches Mittel hilft? Ilka hat einen ausführlichen Text dazu 👆🐾
In jedem Jahr stellt sich jeder Hundehalter wieder die Frage:“ Was ist beste Zeckenabwehr für meinen Hund?“
Im folgenden Versuche ich ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und liefere Fakten und meine eigene Meinung dazu. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit im Artikel.
Zeckenabwehr für Hunde – was gibt es da auf dem Markt?
Hier kommt eine (fast) unbewertete Aufzählung:
Man kann unterscheiden in innerliche und äußerliche Anwendung.
In natürlich und chemisch. Wobei „natürlich“ nicht mit „unschädlich“ gleichzusetzen ist.
Auch hier macht die Dosis das Gift.
Es gibt apothekenpflichtige und freiverkäufliche, sowie Mittel die nur beim Tierarzt erhältlich sind.
Auch Hausmittel werden gerne empfohlen.
Biologischer Zeckenschutz/Hausmittel/ Nahrungsergänzungen:
Kokosöl – wird sowohl innerlich und äußerlich angewandt. Die Laurinsäure wirkt gegen Parasiten
Schwarzkümmelöl- innerlich angewandt dürfen nur geringe Dosen gewählt werden, da es sonst lebertoxisch wirken kann. Kann auch auf das Fell aufgetragen werden.
Knoblauch – darf innerlich nicht in zu hohen Dosierungen gegeben werden.
Verschiedene ätherische Öle – da gibt es tolle Mischungen, oft sind die starken Gerüche für die Hundenase aber schwer zu ertragen
Bernstein- oder EM-Halsbänder – verbleiben dauerhaft am Hund, riechen nicht, wirken über das Fell. Elektrostatische Aufladung bzw. Resonanzschwingungen
Halsbänder mit unterschiedlichen „natürlichen“ Wirkstoffen wie zum Beispiel Margosa Extrakt
Tipclics – Metallblättchen die mit bioenergetischer Energie Ungeziefer vertreiben
Vitamin-B-Komplex – dadurch verändert sich das Hautmilieu und der Hund riecht für die Zecke nicht mehr so attraktiv.
Spray mit ätherischen Ölen – diese wirken als Duftglocke um den Hund unsichtbar“ für Zecken zu machen. (Tatsächlich sind manche Mischungen für Hunde olfaktorisch kaum zu ertragen und das auftragen ist schon fast tierschutzwidrig, weil es aber „natürlich“ ist finden die Sprays/Roll-Ons großen Anklang.
Es gibt noch viele weitere „biologische“ Mittelchen oder Nahrungsergänzungen, viele helfen tatsächlich bei manchen Hunden, einige sind völliger Unsinn oder sogar gefährlich. Wenn ich zum Beispiel an die Empfehlungen denke, den Hunden löffelweise Schwarzkümmelöl zu füttern, dann ist das schlichtweg gefährlich.
Auch Cistrose sollte nicht dauerhaft gegeben werden und bei magenempfindlichen Hunde würde ich es garnicht anwenden.
Beim Tierarzt erhältlich sind Tabletten, Spot-Ons oder Halsbäder mit Insektiziden. Die Halsbänder verbleiben dauerhaft am Hund und sind somit für Menschen mit Kindern im Haushalt nicht unbedingt empfehlenswert, da sich das Insektizid im Fell befindet. Können aber bis zu 8 Monaten am Hund wirksam sein.
Die Spot-Ons werden monatlich auf die Haut aufgetragen und wirken systemisch, die Insektizide kommen in die Blutlaufbahn, damit der Parasit stirbt muss er den Hund erst stechen, somit könnten schon erste Bakterien in den Hund gelangen. Die Anaplasmose z.B. wird durch den Speichel der Zecke übertragen.
Über die verschiedenen Tabletten (Bravecto und Simparica) gibt es mittlerweile viele Erfahrungsberichte von Hundehaltern im WWW zu lesen. Wenn man diese durchliest, so fällt auf, das sehr viele Erkrankungen durchaus auch auftreten hätten können ohne die Einnahme der Tablette. Momentan, so scheint es, wird jede Erkrankung nach der Einnahme sofort den Tabletten zugeordnet. Ich denke ganz so schlimm wird es nicht sein, da unsere Tierärzte alle erkennbaren Nebenwirkungen sofort der Aufsichtsbehörde melden. Aber auch jeder einzelne Fall eines kranken Hundes nach der Einnahme der Tablette zur Parasitenabwehr ist einer zu viel. Es ist auch zu bedenken das die Tablette einmal im Hund, nicht mehr raus kommt bis die Wirkstoffe vom Körper abgebaut sind.
Für mich, als medizinischen Laien, schon eine gruselige Vorstellung, dass diese Tabletten das Blut des Wirts so verändern (über Monate) das die blutsaugenden Parasiten daran sterben. Außerdem ist im Beipackzettel zu lesen:
„Parasiten müssen mit der Nahrungsaufnahme auf dem Wirt beginnen, um gegen Fluralaner exponiert zu werden. Deshalb kann ein Risiko der Übertragung parasitär bedingter Erkrankungen nicht ausgeschlossen werden.“ Also doch eher suboptimal, oder?
Da die Zecke sich auf verschiedene Gerüche Ihres Wirts spezialisiert hat, wie z.B. Ammoniak, Buttersäure oder Kohlendioxid ist für mich klar, dass der Zeckenschutz unbedingt eine abwehrende Wirkung haben sollte. Den Hund quasi unsichtbar oder unattraktiv für die Zecke machen.
Wie attraktiv der Hund für die Zecken ist, hängt auch von seiner Gesundheit, seiner Ernährung, von seinem Säure-Basenhaushalt und auch von seinem Lebenswandel ab. Daher kann man nur dazu raten die Hunde so gesund als möglich zu halten.
Der Lebenswandel:
Ich z.B. habe zwei sehr unterschiedliche Hunde, einer mit Locken und 50 cm Schulterhöhe, er steckt seine Nase in jedes Grasbüschel am Wegesrand, stromert unter jeder Hecke durch und hopst durch jede Wiese. Ein sogenanntes Zeckentaxi. In der Hochsaison im vergangen Jahr habe ich nach den Spaziergängen beim Absuchen bis zu 25 Zecken gefunden (dass dies nicht alle waren, konnte man in den Tagen danach feststellen).
Das Absuchen nach Spaziergängen ist sehr hilfreich, man sollte sich selbst dabei nicht vergessen.
Unsere verstorbene Hündin hingegen blieb gerne auf dem Weg und ging selten unter Büschen durch, sie hatte kurzes schwarzes Fell und ging nur hin und wieder durch hohes Gras. Sie hat auch nur ab und zu eine Zecke, die beim Absuchen gut gefunden werden kann.
Beide Hunde wurden ähnlich ernährt und immer wieder parasitologisch Untersucht, es ist eben nicht jeder Hund gleich. Außerdem spielt die Spazierumgebung eine übergeordnete Rolle. Wer immer im Stadtpark auf gemähtem Rasen unterwegs ist, der hat geringere Chancen Zecken zu bekommen, als der der im Hochsommer über Wiesen oder in Fluss- und Waldnähe marschiert.
Das nur dazu, da es auch immer wieder den Tipp gibt „ Du musst Deinen Hund nur gesund ernähren und schon geht keine Zecke mehr an ihn ran.“
Diese Aussage nervt mich maßlos, da hier versucht wird dem Gegenüber ein schlechtes Gewissen zu machen. Gesunde Ernährung gehört dazu, ist aber nicht der alles entscheidende Aspekt.
Meine verwegene Theorie ist ja auch das die Zecke einen gesunden Wirt sucht, was soll sie mit einem schon erkrankten. Bakterien die sie in sich trägt wollen auch gesunde Körper befallen.
Was völlig konträr zu dem ist, was viele behaupten, den der allgemeine Tenor ist das die Zecke einen kranken Organismus bevorzugt.
In den letzten Jahren war in vielen Gesprächen festzustellen das Hundehalter mit ihrer über Jahre hin favorisierten Zeckenabwehr nicht mehr zufrieden waren. Mittel A hat die letzten Jahr perfekt geholfen, im nächsten Jahr dann wieder nicht mehr. Aber ein anderer Halter aus einer anderen Gegend, der konnte mit Mittel A sehr gute Ergebnisse erzielen. Daher gibt es nicht DIE Empfehlung.
Es gib tatsächlich eine „Leitlinie Verhinderung der Erregerübertragung durch Blut saugende Vektoren bei Hunden“http://www.dvg.net/fileadmin/Bilder/…/PDF/DTB_Leitlinien.pdf – das darf man sich gerne einmal anschauen und sich ein eigenes Bild machen.
Welches Zeckenmittel ist nun das Beste?
Das kann pauschal nicht beantwortet werden denn jeder muss sich genau anschauen was bei seinem Hund nötig ist und welches Mittelchen für den eigenen Lebenswandel geeignet ist. Nichts gegen Zecken zu tun halte ich aber für fahrlässig, denn die Erkrankungen, die die Zecken (siehe Text zuvor) übertragen verlaufen teilweise sehr schwer und nicht selten auch tödlich. Setzt Euch also damit auseinander, was ihr dafür tun könnt um Eure Hunde zu schützen. Wenn Mittelchen A bei Eurem Hund nicht wirkt, dann schaut Euch weiter um, aber wartet nicht darauf bis die Zecken überhand genommen haben.
Vorsorge ist Fürsorge!
Die perfekte Zeckenabwehr !?
Ihr werdet nun kein Rezept von mir bekommen und dann wird bei Euch alles gut werden, denn DIESES EINE REZEPT gibt es offensichtlich nicht.
Bei meinen Hunden ist es sehr unterschiedlich was ich anwende, denn sie sind unterschiedlich betroffen.
Mein kleines lockiges Zeckentaxi ist ein sehr gesunder Hund da habe ich keinerlei Probleme auch chemische Mittel einzusetzen, denn die Gefahr durch die Zecken ist mir dann doch zu groß. Zumal ich diese Biester richtig eklig finde und nicht dauerhaft abgefallene Zecken im Haus, auf dem Sofa oder wo auch immer haben will. In der Vorsaison sprühe ich ihn mit einem Gemisch aus ätherischen Ölen ein. Eine Anregung für ein Rezept poste ich die Tage noch.
In der Hauptsaison schütze ich ihn mit einem Zeckenhalsband, welches in den letzten Jahre super funktioniert hat. Das verbleibt von April bis circa September am Hund, dann steige ich meist wieder um auf ätherische Öle. Im Herbst gibt es dann meist nochmal einen (oder zwei) Spot on, da diese auch gegen die Flöhe bzw. Sarcoptesmilbe (Fuchsräude) helfen.
Wir leben mitten im Wald umgeben von Igeln und Füchsen daher ist das für uns in diesem Fall besser geeignet.
Unsere Hündin bekam aufgrund einer Herzerkrankung dauerhaft Medikamente und daher „spare“ ich da gerne an zusätzlicher Chemie, zumal sie ganz gut abzusuchen ist und sehr selten Zecken hatte.
Um eine Entscheidung zu treffen was für Euren Hund das Richtige ist, solltet ihr Euch nicht davon leiten lassen, was gerade „angesagt“ ist auf dem Markt.
So wie es zum Beispiel mit dem Schwarzkümmelöl oder dem Cistus incantus war. Beides Produkte die niemals einfach so gegeben werden sollten, sondern immer nur korrekt dosiert werden dürfen. Es kann zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen oder bei einer Überdosierung auch Probleme mit der Leber/Magen geben.
Seid ihr täglich im Wald oder auf Wiesen, an Bächen und Flüssen unterwegs, oder wohnt ihr in der Stadt und solche Ausflüge gibt es nur am Wochenende? Dann reicht es vielleicht die Hunde mit einem Repellent einzusprühen und gut abzusuchen.
Habt ihr Kinder die mit dem Hund kuscheln – dann würde ich persönlich kein Zeckenhalsband empfehlen. Neigt Euer Hund vielleicht zu Hautkrankheiten wie Hot Spots und ist da sehr empfindlich, da würde ich auf Spot ons verzichten.
Du lebst am Meer und kannst in der Zeckenhochzeit dort spazieren gehen, dann brauchst du vielleicht gar keine Prophylaxe.
Lasst Euch kein schlechtes Gewissen machen: „du musst Deinen Hund nur gesund ernähren“ oder „Chemie kommt mir niemals an den Hund, ich will den doch nicht vergiften“.
Seid frei in Eurer Entscheidung, aber macht Euch vorher schlau mit welchen Nebenwirkungen vielleicht zu rechnen ist. Wägt gut ab, was das Richtige für Euch und Euren Hund ist, denn jeder lebt in einer anderen Situation. Sprecht mit eurem Tierarzt, Heilpraktiker oder Ernährungsberater sie kennen Euch und Eure Situation dann bekommt ihr bestimmt (hoffentlich) einen guten persönlichen Tipp.
Wenn ich Euch jetzt enttäuscht habe und ihr auf DAS Rezept gewartet habt, dann lest den Artikel noch einmal von vorne, irgendwo werdet ihr sicher fündig was für Dich und Deinen Hund am besten passt.