Gestern ging's noch. Über Nacht alles vergessen?
Gestern konnte das Zauberstütchen noch problemlos die #Pferdewippe betreten und ihre Rumpfmuskeln trainieren – heute macht sie einen Bogen um das Gerät. Sie kann doch unmöglich über Nacht alles vergessen haben?
Nein, hat sie auch nicht. Aber Pferde sind sehr feine Beobachter, sie nehmen viele Dinge wahr, die uns nicht wichtig erscheinen oder die wir gar nicht bemerken. Dazu kann auffrischender Wind genauso zählen wie veränderte Lichtbedingungen, ein Fleck auf zuvor sauberem Untergrund, eine veränderte Geräuschkulisse, körperliche Probleme wie Muskelkater oder Schlafmangel, oder, oder, oder…. Diese Liste lässt sich beliebig verlängern.
Bringt euren Pferden Verständnis entgegen und helft ihnen, indem ihr sie im Training dort abholt, wo sie HEUTE stehen. Denn heute kann die Welt ganz anders aussehen als gestern.
20 Clicks, um ein Rührbein abzustellen 😁
Ganz gleich, ob das Pferd ein Verhalten noch nie wirklich konnte oder ob es umständehalber seine Tugenden "vergessen" hat, bieten Click und Belohnung zum richtigen Zeitpunkt Abhilfe im (Futter)Handumdrehen.
Der Schimmel und sein Lieblingsmensch zeigen, wie sie es gemacht haben. Die nächsten Trainingsschritte verlängern die Dauer, verändern den Ort und die Winkelungen der Beine beim Auskratzen und generalisieren Reize an den Hufen, bevor anschließend weitergeht mit Hufbock-Training.
Weitere Vlog-Artikel rund ums Plus-R Medical Training findet ihr hier: https://plus-r-pferdetraining.de/category/medical-training/
Etwas scherzhaft stelle ich einem Novizen des Pferdeclickerns das Training gern als Sportart vor. Das hat maßgeblich drei Gründe:
1. Bei der Bodenarbeit begleiten wir das Tier zu Fuß, und eine Fitnessuhr würde dabei erstaunliche Messwerte aufzeichnen
2. Das Pferd spricht Körpersprache, so dass ich nicht umhin komme zu lernen, meine Körperteile bewusst und mit guter Präzision zu bewegen, um mich dem Tier möglichst leicht verständlich machen zu können
3. Die Magie des Futterpunkts. In Fachkreisen gibt es den wundervollen Merksatz: Der Pferdkopf ist dort, wo es Futter gibt.
Das Phänomen lässt sich immer dann sehr einprägsam beobachten, wenn Menschen nicht so genau darauf achten, WO sie das Pferd füttern: aus Bequemlichkeit gern direkt vorm eigenen Bauch. Keine große Überraschung, dass der Pferdekopf künftig verstärkt direkt vorm Menschen wiederzufinden ist. Das ist nicht jedem angenehm.
Diesen letzten Punkt betrachten wir mal näher. Wenn ich mir bewusst mache, dass die Pferdenase bevorzugt dort "parkt", wo ich das Futter überreiche, kann ich mir die Magie des Futterpunkts zunutze machen, um meinem Pferd eine bestimmte Kopf-/Halshaltung beizubringen. Das beginnt bei der Grundposition, in der das Pony in einer guten Haltung ruhig neben mir steht, und reicht bis zur Wunsch-Silhouette im Gerätetraining.
Sich Gedanken über den Futterpunkt zu machen, um den magischen Moment der Futterübergabe im Training zu nutzen, hilft dem Pferd beim Lernen enorm weiter.
Eigentlich gibt es nur einen einzigen gravierenden Nachteil bei der Angelegenheit: Selbst ein Pony ist bereits zu groß, als dass der Futterpunkt immer in bequemer Reichweite wäre.
Da heißt es oftmals, flink auf den Beinen zu sein und mit seinen Gliedmaßen eine gute Raumorientierung zu haben. Wer Yoga oder Tai Chi als Vorbildung mitbringt, ist klar im Vorteil. Na, das gilt ja auch fürs Reiten. Von daher fördern Pferde die menschliche Gesundheit, auch wenn man bei der Krankenkasse
Wir haben uns auf der #Pferdewippe Steigerwald T-1500 ins neue Jahr geschaukelt :-) Und wie haltet ihr euch fit?
Im gestrigen #MedicalTraining Coaching mit #Nina Steigerwald war die Spritzenvorbereitung eines der spannenden Themen.
Das haben wir zum Anlass genommen, uns mal wieder dem Setzen von Reizen unterschiedlicher Qualität und Quantität am Pferdehals zu widmen. Das Training war ein "Pausenfüller" zwischen den recht anstrengenden Einheiten einer Biegepony-Übung. Daher brauchte ich ein Kooperationsverhalten, dass ich im wahrsten Sinne überall "zur Hand" habe.
Eines von mehreren ist bei uns der Lufthalftergriff. DC tut so, als hätte sie ein Halfter an, in das ich hineingreife. Der eigentlich wichtige Teil daran ist, dass ich mit dem Piesacken aufhöre, sowie sie mir das Lufthalfter "aus der Hand zieht".
Es ist spannend zu erleben, wie viel selbst empfindliche Ponys auszuhalten bereit sind, wenn man ihnen die so wichtige Selbstwirksamkeit zugesteht.
Bahnschranken-Magie
Wenn das rote Licht ausgeht, darf ich losfahren. So die verkehrsspezifische Sichtzeichensprache an unbeschrankten Bahnübergängen. Damit bei der Gleisüberquerung nichts schiefgeht, lernen alle Fahrschüler, was das rote Blinklicht zu bedeuten hat. So eine Vereinbarung heißt im Schlaumeierjargon "Signal". Wir zeigen ein Verhalten (Losfahren) erst und nur dann, wenn wir das Signal bekommen (Licht aus). Sicher ist sicher.
Ganz ähnlich auch beim Pony. Aus vergleichbaren Gründen 😂 So ein Tier hat haufenweise Anbauteile mit erheblichem Gefahrenpotential. Besser, es schwingt Kopf und Beine nur auf Signal.
Um Signalkontrolle zu üben, empfiehlt sich, ein "harmloses" Verhalten zu wählen - in unserem Falle ein Nasentarget - und mal zu schauen, wie weit man kommt.
Das Pony "abholen"
Sowie es darum geht, jemandem ein Thema zu erklären, hört man in der Regel, dass es wichtig ist, den Lernenden "dort abzuholen, wo er steht". Das ist ja auch ganz logisch. Wie so vieles allerdings in der Theorie leicht gesagt, in der Praxis hingegen nicht ganz so leicht umgesetzt.
Das Herzenspony reagiert von Haus aus stark auf Reize, auch auf optische wie eine flatternde Decke. Über Medical Training kann das Pony lernen, mit solchen Reizen entspannter umzugehen. Das wünsche ich mir sehr, und habe deshalb eine liebe Helferin gebeten, uns beim Flattertraining zu unterstützen.
Die Kunst zu Beginn des Trainings besteht wie eingangs erwähnt darin herauszufinden, bei welcher Reizintensität das Pony noch entspannt stillstehen kann. Nach meiner Einschätzung hätten 20 Meter Abstand ausreichend sein sollen, um die Decke einmal anheben und wieder absenken zu können.
Das Pony dachte anders darüber. Zum Glück sabbeln unsere Pferde ja gern und viel. In einem Frage-Antwort-Spiel stellte sich am Ende heraus, dass "Abholen" für das Pony bedeutete, die Decke komplett zusammenzurollen und sie auf einer Distanz von 35 Metern bis maximal Hüfthöhe anzuheben.
Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, wie zum Beispiel mit einem kleineren Textil (Handtuch, ggf. Waschlappen) auf einer geringeren Distanz zu beginnen. Oder die Decke zu einem Ball zusammenzuknüllen. Oder auf einen windstillen Tag zu warten. Oder oder oder. Jeder dieser Wege hat seine Vor- und Nachteile.
Wie reagieren eure Pferde auf Geflatter? Man munkelt ja, dass viele Ponys damit überhaupt kein Problem haben.
Medical Training für Pferde
*** Buchempfehlung, gilt vermutlich laut Statuten als Werbung ***
Frisch aus der Druckpresse kommt Nina Steigerwalds Buch "Medical Training für Pferde".
Es ist das erste Fachbuch zu diesem Thema, das im Buchhandel erschienen ist. Mit knapp 300 Seiten bekommt der interessierte Leser einen umfassenden Einblick, wie man einem Pferd beibringt, bei pflegerischen und medizinischen Maßnahmen aus freien Stücken mitzumachen, ja - je nach Aufgabenstellung sogar mitzuhelfen.
Das reicht vom Angussverband über Inhalieren, Maulkontrolle, Röntgen bis zu Spritzen, Wurmkur und Zahnsteinentfernung.
Aus dem bunten Strauß an Trainingsoptionen haben wir uns bei gefühlten 30 Grad das Thema "Wasser" herausgepickt und das Trainingsrezept von Seite 246 nachgekocht: Wie man ohne evolutionäre Zwischenschritte aus einer Angsthäsin eine Wasserratte machen kann. In der ersten Trainingseinheit sind wir bis Schritt 4 gekommen.
Was wäre im Moment euer brennendstes Trainingsthema?
Lange Zeit ließ sich das Stütchen nicht freiwillig anfassen.
Zum Glück ändern sich die Zeiten. Besonders nachhaltig durchs Clickertraining 😅
Ein wichtiger Teil der Fortbildung zum Steigerwald.T Medical Trainer ist das Zahn/arzt/pflege/kontroll-Training. Dabei lernt das Zauberpony unter anderem, brav still zu halten, wenn man den Zustand des ersten Backenzahns mit dem Finger ermittelt. Um die wertvollen Finger nicht in Gefahr zu bringen, gehört das Training einer "Maulsperre" dazu.
Nur ist das nicht die eigentliche Herausforderung. Selbst "überhaupt-kein-bisschen-oral-orientierte" Stuten können rasch lernen, einen Gegenstand zwischen die Zähne zu nehmen. Interessant wird danach, wenn es gilt, das Mäulchen trotz des Fremdkörpers still zu halten.
Bei unseren allerersten Versuchen war daran zunächst gar nicht zu denken. DCs erster Impuls, den Gegenstand auszuspucken, trieb Zunge und Lippen in den Overdrive. Und noch viel schöner: vor lauter Freude, dass sie den Hammer überhaupt zwischen die Schneidezähne genommen hatte, clickte und fütterte ich den Schnuten-Breakdance sogar noch.
Das Ende vom Lied war ein komplettes Reset, zurück zu dem Trainingsschritt, an dem noch Ruhe im Maul herrschte: 5 mm Holz zwischen den Zähnen statt 8 cm Gummi.
Heute war es nun soweit: der Hammer stand (wieder) hochkant, und ich durfte bei dem dentalpanischen Pony nach den Backenzähnen tasten.
Lufthalftergriff im Zahnarzt-Training
Im Zuge der spannenden Fortbildung zum Steigerwald.T Medical Trainer ist eines des Trainingsthemen auch der weit verbreitete Halftergriff. Der war lange Zeit für DC ein großes Problem. Ihre Reaktion darauf reichte vom kurzen Wegziehen des Kopfes bis hin zu schlagartigem Rückwärtsschießen mit himmelwärts weisender Nase. Sie kann recht schnell recht ausdrucksstark werden, wenn man ihr leises "Nein" stumpf übergeht.
Um aus dem Halfter für sie ein Objekt großer Freude statt großer Gegenwehr zu machen, haben wir im Laufe der Zeit mit vielen verschiedenen Halftern geübt - Stallhalftern aus Nylon, Leder und Biothane mit und ohne Extrapolstern, geflochtenen Minimalhalftern, gebisslosen Reithalftern aller Couleur, nackenschonenden Spezialhalftern, aus einem Strick improvisierten Spontanhalftern und eben auch mit dem sündhaft teuren, aber wie ich finde optisch und haptisch sehr eleganten Lufthalfter. Genau genommen ist es das einzige Halfter, das ich an DC richtig schick finde.
In dieser Einheit zum Thema "Zähne" haben wir mit dem Lufthalftergriff gearbeitet und ihn als Kooperationssignal genutzt.
Die elektische Zahnbürste hat sich für DC als ein hilfreicher Einstieg in die spätere Geräusch- und Gefühlskulisse einer Fräse erwiesen, ganz ähnlich wie das Geratter "Holz auf Reibeisen" außen am Kopf dem Gefühl von "feilen am Zahn" schon recht nahe kommt. Herrlich einfache und enorm hilfreiche Ideen von Nina Steigerwald, um bestehende Zahnarzt-Phobien in Angriff zu nehmen.
Für Doro unser aktueller Stand beim Stimmsignal "Stopp", dem Steh-Bleib und Rückruf mit ausreichender Beleuchtung 😄 Du findest bestimmt noch mehr Schummeleien.
Wer macht mit bei der Challenge, auf die Signale und die daraufhin gezeigten Verhalten die Lupe zu legen?
- Pferd bleibt stehen auf Stimmsignal, auch wenn der Mensch weiterläuft
- es kann bis zu 15 Sekunden auf das nächste Signal warten
- wenn das nächste Signal der Rückruf ist, geht es zum Trainer (und schlägt sich verdient den Bauch voll ☺️)
Nun brauchen wir noch eine Deadline....wie wäre es mit Weihnachten 2021...?
Sesam, öffne dich! Oder: Begeisterung für die Maulspritze
Sesam, öffne dich! Oder: Begeisterung für die Maulspritze
Weil's kürzlich Thema war, haben DC und ich die Maulspritze trainiert. Wie jeder Pferdemensch weiß, besitzt man ja automatisch 2 Pferde: ein linkes und ein rechtes. Die Experten sagen, dass das mit den Hirnhälften zu tun hat. Und diese beide Pferde kennen sich zwar, tauschen Informationen aber nur unzureichend untereinander aus.
So hatten wir vor ein paar Tagen die große Freude, mit der "rechten DC" zu trainieren, was die linke schon kann: Aktive Mithilfe bei der Gabe einer Maulspritze.
Von all den möglichen Trainingswegen waren die großen Meilensteine unseres (zweiten) Weges:
1. Stillhalten, wenn die Spritze das Maul berührt
2. Still stehen bleiben und die Lippen leicht öffnen, wenn die Spritze das Maul berührt
3. Die Lippen öffnen und still stehen bleiben, wenn die Spritze ins Maul geschoben wird
4. Still stehen bleiben, wenn aus der Spritze etwas Luft ins Mäulchen gepustet wird
5. Still stehen bleiben, wenn etwas Wasser ins Maul gespritzt wird
6. Still stehen bleiben, wenn Wasser mit ein paar Bittertropfen ins Maul gespritzt wird
7. …. weitere Reize trainieren bis zum Ziel-Geschmack (z.B. Wurmkur)
Lippe riskieren…?
Lippe riskieren...?
Die Frage stellt sich DC regelmäßig, seit ich nach vier Jahren Wartezeit eine seltene Gelegenheit ergriffen hatte, das Flehmen bei ihr einzufangen.
Einzufangen? Klingt recht martialisch, ist aber nur ein Fachausdruck dafür, ein zufällig gezeigtes Zielverhalten zu verstärken - ähnlich wie beim Einfangen eines goldenen Moments mit einem Fotoapparat.
Da DC fast nie flehmt, sich dieses Verhalten auch nicht durch Geruchstrigger oder Lippe kitzeln auslösen ließ, hatten wir den Lippenroller all die Jahre nicht im Programm.
Kein Wunder also, dass ich die Gelegenheit mit beiden Händen beim Schopfe gepackt habe, als DC bei einem Inhalator-Test mehrfach nacheinander flehmte. Click! Wohl wissend, welchen "Pferdefuß" wir uns durch das Einfangen einfangen. Denn ähnlich wie beim geshapten Verhalten bekommt das Pferd spontan den Eindruck, dass das neue Verhalten IMMER gut ist. So scheint es ja zunächst auch zu sein. Wie viele Pferde leben dauerhaft in diesem Irrglauben und spulen ihr gesamtes Repertoire bis zum Umfallen ab, sowie ein Mensch in der Nähe ist? Und werden nicht selten rappelig dabei.
Um DC diesen Frust, sich nutzlos abzurackern, künftig zu ersparen, haben wir ein Geheimzeichen fürs Flehmen vereinbart: Ein Doppelclick auf die Oberlippe mit einem himmelwärts weisenden Arm. Nun kann sie ganz entspannt abwarten, bis "Flehmen" wirklich dran ist, ohne stundenlang blind herumprobieren zu müssen. Click!
Wenn's ins Auge gehen soll
Wenn's ins Auge gehen soll: Medical Training statt Nasenbremse
Lange geht es gut, doch dann trifft’s einen doch: die Pferdeaugen sind entzündet. Und entzündete Pferdeaugen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Tierarzt kommt, verschreibt Tropfen oder eine Salbe, um das Augenlicht des geliebten Vierbeiners zu erhalten. So weit, so hoffnungsvoll.
Doch von Haus aus ist dem Pferd nicht klar, wie wichtig die Therapie ist, dass es womöglich seine Sehkraft und seine Augen verlieren könnte, wenn die Entzündungen nicht ausheilen. Die Augen sind lichtempfindlich, sie schmerzen – und nun kommt der Mensch, und will kaltes, nasses Zeug in die geschundenen Augen schmieren. Nur wenige Pferde lassen so eine Prozedur klaglos über sich ergehen.
Dem mitfühlenden Menschen blutet das Herz, wenn er aus der Not heraus gezwungen wird, zu Zwangsmaßnahmen zu greifen. Und denkt spätestens jetzt über Alternativen nach. Zum Glück führen viele Wege zum Ziel.
Ein möglicher Weg von grob geschätzt 500 kann sein, dem Pferd beizubringen, den Kopf auf der Schulter des Menschen abzulegen als Signal, dass es bereit ist für die Medikamentengabe.
Freiwillige Mitarbeit statt Gegenwehr und Zwangsmaßnahmen – eine Erlösung für alle Beteiligten.
Heiße Kiste? Entspannte Gradmessung.