02/03/2024
Das Dramatische ist, dass man mit solchen Methoden lediglich eines zeigt, nämlich dass man von der caninen Psychologie, sowie den Mechanismen der Frustration und dem Lernverhalten null Komma gar keine Ahnung hat.
Frustration ist absolut individuell. Jedes Individuum reagiert auf andere Situationen frustriert und mit einer vollkommen unterschiedlichen Frustrationstoleranz.
Die der Frustration zugrundeliegende Motivation ist hierbei das Elementare, bzw. der Schlüssel zu Lösung.
Einen Hund in eine Box zu sperren, ihn sozusagen bewusst und vorsätzlich in eine Situation zu bringen, von der man selbst denkt, sie würde ihn frustrieren, um damit seine Frustrationstoleranz zu trainieren ist naiv, kurzsichtig und fachfremd.
Nur weil ein Hund ein Stunde in der Wohnung einer Box verbringen und warten kann (was zudem gegen das Tierschutzgesetz verstößt), bedeutet noch lange nicht, dass er nicht in einer anderen Situation, bei anderer zugrundeliegender Motivation nach einer Minute komplett austickt.
Das wäre in etwa als würde man glauben, man könne meine Frustrationstoleranz damit trainieren, dass man mich bei strömendem Regen ins Haus einsperrt, und ich deshalb total ruhig in einer anderen Situation sitzen bleibe, wenn draußen das Wetter toll ist, ich zudem einen Termin habe und joggen will.
Dumm oder?
Ja, ist es.
Um die Frustrationstoleranz des Hundes zu trainieren, muss ich zuerst die Ursache hinter der Frustration und die Motivation kennen und erkennen.
Wenn man das kennt, dann ändere ich einfach ein bisschen das Setting, befriedige das Bedürfnis hinter der Motivation und schwupps, ich brauch keinen einzigen Hund in eine Box zu sperren und ihm mit tierschutzwidrigem und völlig unfachlichem „Training“ auf den Zeiger zu gehen.
Und dass Training zum Alleinbleiben nicht über soziale Isolation funktioniert, sollte eigentlich dem größten Laien bewusst sein.
Stellt euch vor, euer kleiner Welpe wird in einer Box weggesperrt, ganz für sich, ohne die beruhigende und wichtige Präsenz eurer unmittelbaren Nähe. Er liegt dort, abgeschnitten von eurem Kontakt und eurer Zuneigung, er ruft nach euch, bis der Schlaf ihn schließlich überwältigt - eventuell... 😢
Das angebliche Ziel dahinter? Dem kleinen felligen Freund soll dadurch Frustrationstoleranz beigebracht werden und er soll lernen, dass er auch mal allein klarkommen muss. Ein Baby, dass die ganze Welt noch verstehen lernen muss, soll allein klarkommen? Also, lasst uns mal wieder genauer hinschauen, was lernen unsere Welpen dadurch wirklich?
Ich verstehe den Gedanken einer Box wirklich, denn sie kann ein toller und wichtiger Rückzugsort sein, aber im Herzen fühlt sich diese erwähnte Vorgehensweise doch nicht richtig an, oder? Der knuffige neue Lebensgefährte, der mit seinen großen Augen voller Vertrauen zu uns aufsieht, erfährt durch solche Methoden nicht, wie man Frustration bewältigt. Was er tatsächlich lernt, ist der Verlust von Sicherheit und die Erfahrung, dass seine Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
Anstelle von Nähe, die in diesem jungen und prägenden Alter so essenziell ist, werden unangenehme Emotionen und Stress mit der Box verknüpft. Der kleine Racker lernt dabei nicht, sich selbst zu beruhigen, sondern vielmehr, dass sein Flehen und Bitten um Nähe und Aufmerksamkeit ignoriert wird. Vielleicht gibt er irgendwann auf, aber nicht, weil er entspannt ist - sondern weil er resigniert.
Wollt ihr wirklich, dass euer Welpe den Verlust von Sicherheit und Trennungsschmerz kennenlernen muss? Entspannung lässt sich nicht durch Wegsperren erzwingen. Vertrauen, Wohlbefinden und ein starker Charakter werden auf ganz andere Weise gebildet - durch Verständnis, Fürsorge, Geduld und gemeinsame positive Erlebnisse.
Lasst uns also zusammenhalten und auf Methoden setzen, bei denen sich unsere Welpen sicher und geborgen fühlen können. Lasst uns ihnen beibringen, dass die Box ein wertvoller Ort sein kann, dass die Welt da draußen zwar manchmal frustrierend sein kann, aber dass sie dann immer auf uns zählen können, um durch diese Momente zu kommen und ihn nicht dabei ignorieren.
Ebenso wie bei Welpen, können natürlich auch erwachsene Hunde durch solch isolierende Methoden Vertrauen in sich selbst verlieren, sie können die schwierige Situation nicht meistern, haben dafür keine Möglichkeiten an der Hand.
Ihr fragt euch sicher, wie man eine Box sinnvoll und liebevoll im Alltag mit dem Hund nutzen kann, oder? Nun, es geht darum, die Box zu einem sicheren Rückzugsort zu machen, zu einem gemütlichen Nest, in das euer Liebling gerne von selbst geht, wo er sich wohlfühlen und entspannen kann. Die Tür der Box sollte immer, außer natürlich bei einer Autofahrt, geöffnet bleiben, euer Hund kann jederzeit hineingehen und jederzeit herausgehen.
Stellt die Box in einen ruhigen Bereich, aber vielleicht auch nicht gar so weit weg vom Familienleben, damit sich euer Hund nicht isoliert fühlt. Ein kuscheliges Kissen, seine Lieblingsspielzeuge und vielleicht ein getragenes Kleidungsstück von euch, das nach euch riecht, können wahre Wunder bewirken.
Nutzt die Box als einen warmen und einladenden Ort für euren Hund, nicht als Gefängnis. Haltet die Tür offen und ermutigt euren vierbeinigen Freund auf sanfte Weise, diese neue Umgebung zu entdecken, ohne Druck. Er darf selbst entscheiden, wann und wie er die Box für sich nutzt. Mit dieser Wahlmöglichkeit wird er lernen, die Box als seinen eigenen, friedlichen Zufluchtsort zu sehen. Wenn euer Fellknäuel dann beginnt, von sich aus die Box aufzusuchen, könnt ihr beginnen, ihm dort ruhige Beschäftigungsmöglichkeiten wie Kauartikel anzubieten. So wird die Box ganz schnell von einem Ort mit einem "Buh!"-Faktor zu einem Ort, an dem es heißt: "Hurra, die Box ist ein Wohlfühlplatz!"
So kann die Box zu einem Symbol der Geborgenheit werden - sie steht dann für einen privaten Ort, an dem sich euer Hund sicher und geschützt fühlt.
Ihr seht, es geht nicht darum, die Box als Bestrafung zu nutzen, sondern vielmehr um einen sinnvollen Aufbau eines Rückzugsortes. So könnt ihr euren Hund ganz sanft an diesen besonderen Ort gewöhnen, und er wird lernen, diesen mit positiven Erfahrungen zu verbinden. Das ist der Umgang mit einer Box, welcher auf Verständnis und Rücksichtnahme basiert!
Feiert die Erlebnisse, die zeigen, wie Bindung und Vertrauen wachsen, wenn Sicherheit und Wohlbefinden Priorität in unserer Hundeerziehung haben… 🥰