Meine Tochter hatte eine Reitfreundin, die damals einen tunesischen Freund hatte und immer zwischen Deutschland und Djerba pendelte. Eines Tages fand Sie auf Djerba zwei kleine Welpen vor der Tür und postete einen Hilferuf in Facebook. Meine Tochter kam zu mir angerannt, sie wolle einen Hund, so einen Welpen und ich lehnte es kategorisch ab. Ich hatte bereits einen störrischen Jack-Russel-Terrier - so eine Energiebombe und wollte keinen zweiten Hund.
Doch wie Mädchen so sind, ließ sie nicht locker und ich schaute auf die Facebook-Seite Ihrer Freundin. Da sah ich ein Bild von einem traurig blickenden Hund. Diesen Blick werde ich nie vergessen, denn er ging durch und durch. Dieser Hund wurde wahrscheinlich am Strand von Djerba von einem Quad angefahren und hatte das vordere und hintere Bein gebrochen.
In Tunesien gibt es viele Straßenhunde, die von den Einheimischen oft gequält und misshandelt werden. So kann es durchaus sein, dass es sich bei diesem "Unfall" um eine gezielte Attacke handelte.
Ich las so etwas wie "hilf mir" in ihren Augen und ich wusste, dass dieser Hund auf Dauer keine Chance mehr haben wird. Kurioserweise hatten ich und meine Lebenspartnerin gerade mit dem Gedanken gespielt, ins Tierheim zu fahren, da meine Testosteronbombe Flocke auch von dort kam. Ich wollte den ehrenamtlichen Pflegern mal zeigen, was aus dem kleinen Welpen von damals geworden ist. Doch wir hatten diesen Gedanken schnell wieder verworfen, denn wir beide lieben Hunde sehr und so wäre es garantiert dazu gekommen, dass wir mit zwei Hunden wieder nach Hause gefahren wären. Wir beide sagten dann zu uns, dass sich der Hund uns aussuchen wird und nicht wir ihn, wenn es dazu kommen soll. Zwei Wochen später stieß ich dann auf diesen Link und ich musste an unsere Worte vor zwei Wochen denken.
Meine Tochter lag mir immer wieder in den Ohren und erzählte mir von den Welpen, die ebenfalls in Djerba ein neues zu Hause suchen. Doch ich hatte mich schon entschieden. Welpen finden eher einen Abnehmer, weil sie klein und süß sind, aber dieser Hund hatte gar keine Chance mehr, wenn wir ihm diese nicht geben würden. Also meldete ich mich und erklärte meine Bereitschaft, diesen Hund bei mir aufzunehmen, wenn sie ihn irgendwie nach Deutschland bringen könnten. Schnell konnte vor Ort eine Pflegefamilie gefunden werden.
Da das Tier kein “EU-Bürger” ist (sowas Blödes - spanische Hunde kann man einfach einpacken) muss er erst geimpft, dann nachgeimpft und später ein Bluttest gemacht werden. Ohne diesen darf er nicht in die EU einreisen. Ich war gerührt wie viele Leute sich plötzlich meldeten und um dieses Tier kämpften. Einige waren sogar bereit, Geld zu spenden und so für die notwendigen Behandlungen und Einreisekosten aufzukommen. Man wollte sogar eine Veranstaltung organisieren, um damit Geld zu beschaffen. Wahnsinn!
Doch erstmal musste der Hund gefunden und eingefangen werden. Doch "Zitze", wie sie liebevoll auf Grund ihrer langen Zitzen genannt wurde, war verschwunden. Viele Helfer suchten jeden Tag den Strand ab. Ihr Rudel, mit dem sie sich immer herumtrieb, war da, doch Zitze war und blieb verschwunden. So vergingen Stunden, Tage und Wochen und wir alle hatten die Hoffnung bereits aufgegeben. Wir dachten, dass sie sich zum Sterben zurückgezogen hat. Von einem toten Hund, den man fand, nahm man an, dass es sich um Zitze handelte. Bis.... ja bis sie plötzlich wieder am Strand auftauchte. Der Besitzer der Strandbar “La Rose” gab unserer Pflegefamilie vor Ort den Tipp.
Petra Schwemmer fuhr sofort zum Strand und schaffte es Zitze irgendwie einzufangen und nahm sie bei sich auf.
Am nächsten Tag fuhr ihre Tochter Dani zum Tierarzt und ließ sie erstmal untersuchen. Es stellte sich heraus, dass der Bruch des Vorderbeines gut verlaufen war, weil die Knochen zufälligerweise richtig übereinander standen. Das Hinterbein sah wesentlich schlimmer aus, weil der Oberschenkel mehrfach zertrümmert war. Wir beschlossen erstmal nichts weiter zu unternehmen, weil Zitze erstmal damit zurecht kam. Ich würde sie in Deutschland nochmal untersuchen lassen und ggf. hier eine neue OP anstreben.
Dani ließ auch gleich die Papiere erstellen und so mussten wir uns blitzschnell auf einen Namen einigen. Zitze will ich sie in Deutschland verständlicherweise nicht rufen :D
Wir einigten uns schnell auf den Namen Susi..... Susi de la Rose - zu Ehren der Strandbar, denn ohne dem Anruf, hätten wir sie wohl nicht gefunden.
Herzlich Willkommen Susi! Dein neues Leben beginnt JETZT!
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