05/10/2024
Das leidige Thema Züchter vs Tierschutz!!!
Adopt don't shop.
Warum Tierschutz beim Züchter anfängt.
Immer wieder, immer mehr, immer vehementer, immer hemmungsloser werden Züchter öffentlich gebasht. Voll en vogue und politisch als einziges korrekt ist es, Hunde aus dem Tierschutz zu holen und ''ganz bewusst nicht vom Züchter'' wie letztens wieder eine Hundebesitzerin mir voller Stolz ihren zuckersüßen Mischling vorstellte, an dreifacher Leine, im Sicherheitsgeschirr, auffällig im Verhalten und voller Angst, mit eingeklemmter Rute. Vom Strand in Griechenland käme er. Ob er wirklich da weg wollte mit seinen 3 Jahren und seinen festen Strukturen dort? Ich weiß es nicht. Glücklich sah er jetzt jedenfalls nicht aus.
Die Besitzerin gestand, dass er eine ganz schöne Herausforderung wäre und sich auch nach 9 Monaten noch nicht eingelebt hat, zich Trainer waren schon da und das Kind der Familie hat er auch schon ein Mal gebissen... Sie weiß nicht, ob er wo anders nicht besser aufgehoben wäre, im Sinne des Hundes natürlich. Selbstverständlich.
Mein 7 Monate altes Colliemädchen lag völlig entspannt neben meinen Füßen und lauschte der Geschichte. Gott sei Dank weiß sie nicht, was abgeben bedeutet. Bestens sozialisiert von ihrem Züchter hat sie keine Angst vor gar nichts, war zu dem Zeitpunkt schon längst sicher gebunden und genoss damals schon jeden Atemzug ihres Lebens als bester Familienhund aller Zeiten.
Unsere Züchterin nimmt jeden ihrer Hunde im Notfall wieder auf, das weiß ich, wir haben darüber ausgiebig gesprochen und auch im Vertrag ist alles vermerkt. Auch meine zuvorigen Rassehunde hatten immer eine entsprechende Klausel. Noch nie ist einer dieser Hunde nach 20 Jahren Zucht unserer Züchterin im Tierheim gelandet, zurückgekommen sind ein paar. Wurden von ihr aufgenommen, medizinisch untersucht und durften entweder bleiben oder haben ein tolles Zuhause gefunden. Niemals wird einer dieser Hunde im Tierschutz landen. Hmmm... Ist das nicht vielleicht ebenfalls ein wichtiger Teil vom Tierschutz? Spinnen wir das mal kurz so weiter und stellen uns nur kurz mal vor, es gäbe nur noch diese Art, einen Hund zu sich zu nehmen, dann wären die Tierheime wohl ziemlich leer. Mal ganz zu schweigen davon, dass bei einem seriösen Anschaffungspreis und dem ganzen Bewerbungsverfahren die Familie es sich ganz sicher sehr gut und lange überlegt hat mit dem Welpen, sich mit der Rasse auseinander gesetzt hat und im Gegenzug einen Begleiter bekommt, der zumindest nicht völlig unberechenbar in seinem Verhalten sein wird und bestens sozialisiert von Anfang an eine Bereicherung darstellt.
"Adopt don't Shop" sagte die Besitzerin des süßen Mischlings zu mir, voller Stolz. Ja also bitte, das kann ich doch nur unterschreiben!! Wer meint eigentlich, dass man bei Züchtern shoppen kann?? Ein langwieriges und umfassendes Bewerbungsverfahren trifft das ganze schon viel eher und ist am ehesten tatsächlich mit einem Adoptionsverfahren zu vergleichen. 5 Stunden pro Richtung und das ganze 4 Mal, hin und zurück, sind wir damals gefahren, um die Züchterin und die Hunde auch persönlich kennenzulernen, haben unsere Verhältnisse erklärt, den Mietvertrag gezeigt, bevor wir die Zusage für unsere Hündin endlich hatten. Shop?? 🤔 Wohl eher nicht.
Warum also diese ganze Darstellung der bösen, profitgierigen Züchter, die in Wirklichkeit alles geben, um die Rasse gesund zu erhalten, keinen Aufwand und keine Kosten scheuen für ihren Zuchtstamm, die Hunde genetisch untersuchen, HD/ED/LÜW, MRT und was es noch alles gibt, sich regelmäßig weiterbilden, sich im Verein einbringen, Hunderte von Kilometern zum perfekten Deckrüden fahren für möglichst gesunden Nachwuchs, dort einen Aufenthalt planen um die Hündin nicht zu stressen und entgegen den unwissenden Annahmen dann letztlich - ein so richtig dickes Minus einfahren, statt jeglichen Profits. Jeder kann sich gern mal ausrechnen, was so ein Hundeleben kostet und was beim züchten alles oben drauf kommt. Es ist eine schockierend hohe Summe, mit den einigen Würfen nicht auszugleichen. Ein teurer Spaß.
Es gibt Ausnahmen bei den selbsternannten Züchtern, das weiß ich, über die rede ich hier nicht. Die möchte ich auch nicht als Züchter bezeichnen, denn sie verhalten sich nicht wie welche. Wenn einer sagt, er ist Arzt, seine Tätigkeit aber die eines Schornsteinfegers ist, dann ist er kein Arzt, sondern Schornsteinfeger, egal wie oft er Arzt schreit. Und wenn wir aber diese Ausnahmen mit aufnehmen möchten in diese Diskussion, dann lasst uns bitte auch die Ausnahmen im Tierschutz mit aufnehmen, fair ist fair (natürlich trifft das auf nur wenige zu, eben die Ausnahmen). Die Organisationen, die dicke Gewinne einfahren, gibt es eben auch (glaubt Ihr nicht? Stiftung Warentest hatte es untersucht und zwei Drittel der untersuchten Organisationen arbeiteten - oh Wunder - wirtschaftlich. Shop sag ich da nur, nicht adopt), oder die aus dem Ausland, die die gleichen Wühltischwelpen nach Überbleiben verstümmelten, weil sie dann in Deutschland besonders gut ein Zuhause bekommen (Christoph Jung von der Petwatch deckte auf und berichtete, woraufhin er für seine Familie und sich Polizeischutz benötigte, vor den ''Tierschutzorganisationen''). Oder lasst uns über die Schilder in Santorini sprechen, wo drauf steht ''liebe ''Tierretter'' aus dem Ausland, den Hunden hier geht es gut, sie gehören zu unserer Kultur und zum Stadtbild, werden versorgt und medizinisch betreut, bitte nehmt sie nicht mit'' oder die zahlreichen Schilder der Einheimischen, wo drauf steht ''hört auf unsere Tiere zu klauen''. Was ist mit all dem, warum redet da niemand drüber? Warum hören wir dazu nichts in den Medien? Kritische Auseinandersetzung? Wohl eher nicht.
Sorry für die Länge, aber ich könnte noch so viel mehr dazu sagen....
Aber nun lasst uns zum Schluss nochmal kurz in die andere Richtung spinnen, die in den Medien propagierte und politisch korrekte, der Traum aller Tierschützer. Es holt jetzt jeder nur noch Hunde über den Tierschutz und keiner mehr beim Züchter, die Züchter hören auf zu züchten. Herzlichen Glückwunsch!!! Keine Rassenhundezucht mehr. Hunderte Jahre lebende Geschichte einfach weg. Ok. Und nun? Was nun? Wie sieht der Weg nun aus, zum Hund? Sollen wir nun alle warten, bis im Ausland genug Welpen produziert worden sind unter schlimmsten Bedingungen, damit sie dann im Tierheim landen und wir sie dann aufnehmen können? Oder sollen wir vom Strand in Santorini klauen gehen? Oder auf die Billigwelpen in Deutschland warten, die man sich ohne Aufwand und ohne Bewerbung mal eben holen und auch jederzeit abschieben kann, damit die Familie mit Kind diese dann später aus dem Tierheim holen kann, ein völlig verstörtes Wesen, was nicht selten wieder abgegeben wird, weil es gegenüber einem Rassenhund nicht das ist, was man sich vorgestellt hat und außerdem einfach nicht klar kommt im Leben? Die Billigwelpen gibt es dann also immer noch, nur sobald sie einmal den Tierschutzweg durchlaufen haben, ist es ok, ja sogar toll sie aufzunehmen? Natürlich haben sie ein wundervolles Zuhause verdient und es ist toll, dass sie es bekommen. Nur an der Entstehung dieser Problematik ändert sich leider nichts..
Und selbstverständlich gibt es auch super tolle Tierschutzorganisationen, die ebenfalls einfach alles geben. Die meisten sind so und Tierschutz ist großartig und wichtig, gar keine Frage. ❤️ Auch wir hatten jahrelang einen Tierschutzhund, der sich ganz hervorragend eingelebt hatte und 14 Jahre ein toller Begleiter war. Jeder einzelne Tierschutzhund hat das beste Zuhause verdient und ich respektiere jeden Einzelnen, der einen Hund aus dem Tierschutz aufnimmt. Nur liebe Leute, verantwortungsvolle Züchter sind dabei Teil der Lösung, nicht des Problems. Sie haben kein Bashing verdient.
Und wäre es vielleicht, nur ganz vielleicht nicht viel besser, das Problem direkt an der Wurzel zu packen und vor Ort die Bedingungen zu ändern? Das erwirtschaftete Geld und Spenden zu nehmen und vollständig in Kastrationsprogramme zu stecken? Auf EU Ebene einen Welpenhandel ohne Sachkunde und ohne Verein zu verbieten oder gesetzlich vorzuschreiben, dass absolut jeder, der Welpen verkauft, auch verpflichtet ist, dieses Lebewesen im Notfall wieder aufzunehmen? Wo ist das Problem? Stattdessen ''bekämpft man'' die Symptome, an der Entstehung ändert sich nichts, und die, die einen anderen Weg gehen, der doch voll und ganz einem Tierschutzgedanken entspricht, die werden öffentlich nieder gemacht. Da kann man nur den Kopf schütteln. Wenn man wirklich was ändern wollen würde, hätte man es schon längst ändern können. In diesem Sinne - adopt, don't Shop!! ❤️
Text von Nordic Lassies