10/02/2020
Einen solchen Hund zu sich zu nehmen ist eine noble Aufgabe. Mit den Methoden der EP für Hunde besteht Hoffnung, tatsächlich etwas in der Seele dieser Hunde verändern zu können - aber dazu bedarf es Geduld, Wissen und die Entscheidung, über einen längeren Zeitraum sowohl an sich selbst zu arbeiten als auch den Hund zu therapieren.
SCHATTENHUNDE
Prädikat: "unvermittelbar"
(dpa) In Tierheimen sitzen immer mehr schwer vermittelbare Hunde. Ihre Besitzer haben sie im Internet gekauft - und sind mit der Haltung überfordert. Sehr oft handele es sich um frühere Straßenhunde aus Südeuropa oder Zuchttiere von sogenannten Hobbyzüchtern. Das sagte die erste Vorsitzende des Trierer Tierschutzvereins, Inge Wanken. Viele von ihnen hätten wie «Wanderpokale» bereits mehrfach den Besitzer gewechselt, bevor sie im Tierheim abgegeben würden. Manche Tiere seien extrem ängstlich, andere bissen oder ließen keinen Menschen an sich. Ohne intensives Training seien sie unvermittelbar.
DER SCHATTENHUND
Um auf das wachsende Problem mit schwierigen Hunden aufmerksam zu machen, haben sieben Tierheime und Vereine in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen das „Bündnis Schattenhund“ gegründet.
„Schattenhunde sind Hunde, die irgendwann keiner mehr sieht, weil sie seit Jahren im Tierheim sind - und sie keiner mehr holt“, sagt Hundetrainerin Wanken. Zum „Bündnis Schattenhund“ gehörten auch die Tierheime in Koblenz, Aachen, Tiere in Not Odenwald, Zweibrücken, Gelnhausen und die Tierhelfer Ingelheim.
ALTES PROBLEM IN NEUEN KLEIDERN
Das Problem per se ist nicht neu, Seit es Vermehrer und Auslandstierschutz gibt, existiert diese Problematik. Neu ist eher die Eskalationsstufe, die dieses Problem mittlerweile erreicht hat.
DER LEIDENSWEG DER HERDENSCHUTZHUNDE
Der Klassiker ist der Herdenschutzhund aus Südosteuropa. Als Welpe ein wuscheliger Teddybär, ausgewachsen ein territorialer Hund, einige Rassen können 80 Kg und mehr auf die Waage bringen. Als "Teddys" gehen sie weg wie die warmen Semmeln aber wenn sie die Pubertät erreichen, dann landen sie oft wieder in der Vermittlung, weil ihre Halter heillos überfordert sind. Bis zum Erwachsenenalter, das sie mit etwa 3 Jahren erreichen, sind sie meist schon durch mehrere tierschutzbeflissene aber wenig hundekundige Hände gegangen.
Die Vermittlungstexte lesen sich immer gleich. "Ganz lieber Hund sucht sein für-immer Zuhause". "Er liebt seine Menschen". "Wer will der armen Fellnase ein Zuhause geben" Im Text sind die Vorbesitzer entweder unfähig oder unzuverlässig, dass sie schlicht überfordert sein könnten, das steht da nicht. "Er liebt seine Menschen" ist eine nette Umschreibung für "er ist recht bissfreudig gegen andere Menschen und/oder Hunde". "Arme Fellnase" steht oft für häufige Vermittlung.
Der Leidensweg dieser Hunde beginnt meist in einem Tierheim in Südosteuropa. Er ist dort als Herdenschutzmischling auf die Welt gekommen, denn man hat den boomenden Markt für teddybärähnliche Hunde durchaus erkannt. Dann kommt der arme ausgestoßene Hund, dass er extra dafür vermehrt wurde, wird nicht dazugesagt, nach Deutschland oder nach Österreich, vielleicht auch in die Schweiz. Da angekommen sitzt er plötzlich auf einer Couch und von ihm wird erwartet, dass er ein pflegeleichter, am besten selbsterziehender, Begleithund wird. Wenn er dann in seiner Verzweiflung die Wohnung seines neuen Halters zerlegt, kommt es zu einer plötzlich auftretenden Hundeallergie und er muss weg. Der nächste Hundehalter ist meist ein bis zwei Monate begeistert von seiner Neuerwerbung aber wenn dann der Hund "angekommen ist" und seiner Natur entsprechend die Familie zu "schützen" beginnt, haben sich "plötzlich die Umstände geändert" und der Hund muss abgegeben werden. Er wird zum Wanderpokal und jede Hand, durch die er geht, versaut den Hund ein bisschen mehr. Bis er schließlich in einem Tierheim landet in dem man zwar seine wahre Natur erkennt aber leider keine Halter findet, die damit auch umgehen könnten.
DIE UNGEWOLLTEN LISTENHUNDE
Der zweite, recht häufige, Kandidat ist der Pitbull. Unter diesem Begriff wird eine ganze Reihe von Hunden subsumiert. Ihnen allen ist gemein, dass sie Terrier sind und auf Listen stehen. Solange sie klein sind, findet sie die ganze Welt "putzig", es gibt Millionen von Fotos von putzigen Pitbulls in den sozialen Medien.
Wenn die kleine "Knutschugel" erwachsen wird und der meist nicht sehr erfahrene Hundehalter feststellt, dass sein "Pittie" Artgenossen nicht so prickelnd findet oder sie überhaupt zum Fressen gerne hat, dann bricht auch da die plötzliche Hundeallergie aus. Es kann aber auch sein, dass sich der Hundehalter mit so nebensächlichen Dingen, wie Anmeldung des Hundes oder Sachkunde, nicht auseinandergesetzt hat, dann nimmt das Amt den Hund ab.
Bevor der Hund im Tierschutz landet, gelingt es den Hundehaltern auch hier meist, den Hund gründlich zu versauen, was eine spätere Vermittlung sehr erschwert.
DIE MODEHUNDE
Hier ist der Klassiker der Husky. Game of Thrones hat diese Rasse sehr populär gemacht. Seither bemühen sich Vermehrer redlich, die Nachfrage nach diesen Hunden zu befriedigen. Das hat zur Folge, dass Huskys, beziehungsweise alles was einem Husky irgendwie ähnlich ist, im großen Stil produziert wird. Wer sich etwas mit Epigenetik beschäftigt hat weiß, dass Massenproduktion einer Rasse nie gut tut und meist sehr schwer führbare Hunde produziert.
Wenn die erste "Juhu ich habe einen Wolf Begeisterung" an der Realität des Alltags zerschellt, landen auch diese Hunde im Tierschutz. Es erübrigt sich zu sagen, dass auch sie ziemlich kaputt sind, bevor sie in kundigen Händen landen.
HUNDE WERDEN ZU WEGWERFARTIKELN
Manche Hundehalter wissen mehr über ihr Handy als über ihren Hund. Viele Menschen schaffen sich Hunde an, weil diese stellvertretend für einen "Traum" stehen. Sie wissen aber vor der Anschaffung wenig bis nichts über die Eigenschaften dieser Rassen und kennen die Natur des Hundes nicht.
Sie sind auch nicht darauf vorbereitet, dass ein Hund viele Stunden des Tages braucht. Er muss in die Natur, er will ausgelastet werden, man muss ihn erziehen und lernen ihn gut zu führen. Man muss sich mit Hunden auseinandersetzen, wenn man mit ihnen leben will. Kein Hund läuft einfach mit, jedenfalls dann nicht, wenn man ihn artgerecht halten will.
Diese Menschen geben ihre Hunde dann meist schnell ab. Nicht im Tierschutz, denn dort müssten sie Rede und Antwort stehen, meist werden diese Vierbeiner mehrmals unter der Hand vermittelt, bevor sie im offiziellen Tierschutz landen.
Manche haben Glück und durch Zufall ist eine passende Hand da, dann finden sie ein Zuhause, viele aber sind weniger glücklich und gehen durch verschiedene Hände, die eines gemeinsam haben, sie können den Hund nicht führen.
DER MENSCH IST DAS PROBLEM
Die "Schattenhunde" sind nicht das Problem, das Problem ist der Mensch. Er schafft diese Tiere unüberlegt an und scheitert an der artgerechten Haltung. Es mag sein, dass ihn Mitleid getrieben hat den Hund zu nehmen, vielleicht war es der Wunsch nach Prestige oder die Absicht einen Traum zu verwirklichen, die Gründe sind egal, denn sie entschuldigen nicht, was diese Menschen tun.
Diese "Problemmenschen" verursachen unermessliches Tierleid. Sie sind dafür verantwortlich, wenn in einem Tierheim die traurige Entscheidung zur Euthanasie eines Hundes getroffen werden muss. Sie sollten zur Verantwortung gezogen werden.