05/07/2025
Tierpflegeprüfungen im Grünen Zoo
Vom seltenen Madagaskar-Buntfrosch über den stolzen Königspinguin bis zum scheuen Okapi – alle Tiere im Grünen Zoo werden von ausgebildetem Fachpersonal versorgt und gepflegt. Die Teams für die einzelnen Tierbereiche bestehen ausnahmslos aus staatlich anerkannten Tierpflegerinnen und Tierpflegern. Damit setzt der Zoo hohe Standards für die kompetente Betreuung dieses wertvollen Tierbestands. Drei Jahre dauert die Ausbildung in diesem Beruf, und die Tierpflege gliedert sich dabei in drei Fachrichtungen auf: Zoo, Tierheim/Tierpension und Forschung/Klinik.
Im Raum Nordrhein-Westfalen führt es alle Auszubildenden der Fachrichtung Zoo mindestens zweimal in den Grünen Zoo Wuppertal: Seit 2019 finden hier die Zwischen- und Abschlussprüfungen der IHK statt. In dieser Woche war es wieder so weit. An den bisher heißesten Tagen des Jahres war schwer zu sagen, ob der Schweiß auf der Stirn durch Nervosität oder Hitze verursacht wurde.
An zehn Stationen stellten die Prüflinge ihr Wissen unter Beweis. Da galt es zum Beispiel, anhand eines abgeschnittenen Asts die Baumart zu bestimmen und ihre Eignung als Futtermittel für laubfressende Tiere zu bewerten. So manches Laub ist nicht für alle Tierarten gleichermaßen geeignet – die Blätter des Bergahorns sind unter anderem für Pferdeartige giftig, während sie für Wiederkäuer in Maßen durchaus bekömmlich sind.
Auch das Futter für fleischfressende Tiere wird abgefragt: Verschiedene gefrorene Fische erkennen, die Qualität der vorliegenden Exemplare bewerten und den hygienisch einwandfreien Auftauprozess vor der Verfütterung beschreiben gehört unter anderem zu den Aufgaben der Prüflinge.
An einer anderen Station werden anhand spezifischer Beispiele die Haltungsanforderungen für verschiedene Tiere diskutiert. „Stellen Sie sich vor, Sie sind finanziell nicht begrenzt und dürfen eine neue Anlage für Pinselohrschweine planen – welche Elemente enthält der Außenbereich, wie viele Räume brauchen Sie im Stall und worauf kommt es beim täglichen Management dieser Tierart an?“ So oder so ähnlich könnte eine Prüfungsfrage lauten.
Praxisnah konnte in den letzten Tagen im Aquarium besprochen werden, wie man die Überhitzung einzelner Wasserbecken vermeidet, welche Temperaturen von welchen Fischen noch toleriert werden und was ansonsten für Konsequenzen drohen.
Geeignete Boxen und notwendige Papiere für Tiertransporte werden ebenso besprochen wie die Arbeitssicherheit im täglichen Management großer Raubtiere. Einmal dürfen Prüferinnen und Prüfer sich auch ahnungslos stellen, um in einem simulierten Publikumsgespräch typische Fragen von Zoogästen an die Auszubildenden zu stellen.
Nach einer solchen vielfältigen Prüfung an verschiedensten Orten im Zoo, die für jeden Prüfling circa 4 Stunden dauert, durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann die Bewertung entgegennehmen und hoffentlich ihren Erfolg mit einem großen Eis oder Getränk feiern.
Für den Betrieb bedeutet die Ausrichtung der Prüfungen großen organisatorischen Aufwand – dennoch ist es eine inspirierende Arbeit und dem Grünen Zoo ein besonderes Anliegen, die Zukunft der Zootierpflege an diesen entscheidenden Tagen zu begleiten. So kann die hohe Qualität der Tierbetreuung auch in Zukunft gesichert werden, damit die Zoos ihren Aufgaben in den Bereichen Artenschutz, Forschung und Umweltbildung in immer professionellerer Weise gerecht werden.
Text: Dr. Lisa Grund
Foto: Antonia Colán Bräunig