09/12/2023
Türchen 9 Weg in die Freiheit. "Der geht nicht mit anderen Hunden", "Sie muss auf einen Hof, den sie bewachen kann - viel zu bissig". Und wenn man dann von der Seite dumm her schielt und sagt: "Pack doch n Maulkorb drauf", folgen entsetzte Blicke. "Das ist doch kein Leben!" Hä?! Aber abgeschottet vom Rest der Welt mit nem Käfig drum herum geht dann besser?“
Die CDU würde da jetzt schon mit der Spritze wedeln und andere gebetsmühlenartig mit dem Kopf auf und ab schlagen. Woran liegt dies Verhalten und dies Entsetzen? Konzept Maulkorb nicht verstanden... vermutlich. Der Maulkorb ist keine Strafe - es sei denn ich werf ihn nach dem Hund und treffe. Er ist vielmehr ein mobiler Selbstschutz der den Monsterhund, mit der schlimmen Geschichte wieder an seinem Umfeld teilhaben lässt, ohne dass dieses sich plötzlich wie schockgefrostete Gurken bewegt und verhält. Heißt, der Hund kann wieder voll dabei sein und neu lernen mit Situationen umzugehen. Wie Edward mit den Scherenhänden nur ohne, dass einer danach irgendwie wild und zerrissen aussieht.
Und das allerbeste: Wenn der Knallfrosch neben einem richtig ausrastet, kann ich ihn einfach anfassen, ihm beistehen und mit ihm zusammen das Problem meistern. All dies kann ich tun, anstatt mit vergipsten Armen, in T-Rex Pose, die Nummer einer erfahrenen Pension zu wählen, wo die Knalltüte unter kommt, bis sich das Mett an meinen Armen wieder zurecht geformt und geheilt hat. Denn die Hunde werden nunmal immer unverhältnismäßiger und es werden mehr und mehr "gebrauchte" gekauft. Das diese aber eben nicht immer Checkheft gepflegt sind und manchmal einfach der Turbo hochjault und alles abfackeln will is ja nu auch kein Geheimnis mehr. Ich musste letztens einen unserer Hunde, einen blaulinien Terrianer, ungesichert mit der Hand fangen. Das Tier hatte sich in einem Tobsuchtsanfall durch eine Gittertür gebissen. Ja richtig, es ging durch Metall und war dann noch aufgebrachter, weil die Genetik noch nicht genug Mord und Totschlag und Blut und Verderben intus hatte.
Der Terrier schrie vor Wut und sprang los. Ich versuchte ihn in der Luft zu greifen, griff vorbei. Er versuchte in der Luft zu beißen und verfehlte. Eine Sekunde später hingen 18 kg an meinem Zeigefinger, ich bekam ihn am Hals zu fassen, er ließ entsetzt los, in der Annahme er habe eh nichts erwischt und wir knallten auf den Boden, von da aus robbte ich mit Terrier van Terror zum nächsten Maulkorb, war aber nicht schnell genug und er löste sich aus dem Griff und riss direkt beide Riemen ab... also nachgreifen und weiter zum nächsten Maulkorb. Ich kann zu Recht behaupten, dass dieses kleine Drahtgestell mir an dem Tag den Ar** gerettet hat und dem Hund ebenso, denn ich hätte ihn so nicht loslassen können, ohne als Ragout zu enden. Und was war danach? Der Terrianer verschnaufte und schien danach relativ entspannt, die Party war wohl wild genug für seinen Geschmack und ich musste n bisschen heulen, weil ich gar keine Lust auf sterben hatte, sondern eigentlich nur schnell sein Bettchen machen wollte. Danach saßen wir nebeneinander auf meinem Bett in einer etwas verwüsteten Wohnung, mit einem angefressenen Maulkorb und haben erstmal ein Nickerchen gemacht. Was ist mit dem Hund los? Er hat nie gelernt mit Frust, Dynamik und sich selbst umzugehen. Wie dieser junge König Joffrey Baratheon bei Game of Thrones, dessen Serientod wirklich niemanden berührt hat. Nun das ist hier nicht der Fall, wir lieben Hakan trotzdem so wie er ist. Aber wir sind ja auch eine Anlaufstelle für irre Lennisters. HÖHÖ. Was ich damit sagen will. Mit Maulkorb geht das Leben einfach nahtlos weiter, ohne bleibt sehr viel Spielraum für Schicksal und die Kreativität der Chirurgie. Einige unserer Hunde tragen über Tag dem Maulkorb, einfach damit sie trotz ihrer Heftigkeit, den Anschluss nicht verlieren. Und nicht selten, begleitet der Mauli sie nur eine gewisse Zeit und hängt dann nur noch für den Notfall oder einen Sonderfall wie z. B. Waschmaschinen-Servicetechniker in the house in greifbarer Nähe. Safety first!