17/07/2022
̲E̲̲i̲̲n̲̲ ̲̲a̲̲n̲̲d̲̲e̲̲r̲̲e̲̲r̲̲ ̲̲B̲̲l̲̲i̲̲c̲̲k̲̲w̲̲i̲̲n̲̲k̲̲e̲̲l̲̲ ̲̲z̲̲u̲̲ ̲̲d̲̲e̲̲r̲̲ ̲̲F̲̲r̲̲a̲̲g̲̲e̲̲ ̲̲n̲̲a̲̲c̲̲h̲̲ ̲̲d̲̲e̲̲m̲̲ ̲̲S̲̲e̲̲e̲̲l̲̲e̲̲n̲̲h̲̲u̲̲n̲̲d̲
Die Frage nach dem Seelenhund – ich weiß nicht, wie oft ich diese Frage gehört oder auch schon gelesen habe und so auch gerade wieder in einer Gruppe.
Dabei stelle ich jedes Mal aufs Neue fest, dass sich meine Gedanken nicht darum drehen, ob es diesen Seelenhund nur einmal gibt oder was es ist, was diesen Seelenhund ausmacht.
Ich stelle mir die Frage gerne anders: Bin ich Seelenmensch für meinen Hund?
Viele Hunde durfte ich in meinem Leben schon begleiten und so oft habe ich festgestellt, wie sehr sie sich an die Gegebenheiten meines Lebens anpassen.
Wir Menschen holen uns Hunde in unser Leben, denen es in vielen Bereichen gelingt, sich gut an unsere Lebensumstände anzupassen. Oft ist dies für uns so selbstverständlich, dass wir dem nicht einmal mehr Beachtung schenken. Unser Blick fällt daher oft nur auf das, was nicht gelingt, wo wir uns vor Probleme gestellt sehen. Was ist aber dort, wo es unserem Hund nicht gelingt, unsere Lebensumstände so zu meistern, wie wir es uns wünschen?
Bin ich dann Seelenmensch genug, den Weg zu gehen, der erforderlich ist, um meinem tierischen Freund zu helfen, die Welt in der ich lebe, zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, sie zu bewältigen?
Bin ich Seelenmensch genug, um von meinen Wünschen und Träumen, die ich mir für mein Leben mit meinem Hund erdacht habe, auch einmal Abstand nehmen zu können?
Bin ich bereit, damit vielleicht auch auf manches zu verzichten, Dinge hinzunehmen, die sich so manches Mal nicht so einfach an meinem Hund verändern und ändern lassen? Bin ich hier bereit, meine Bedürfnisse zugunsten der Bedürfnisse meines Hundes auch einmal zurückstellen?
Bin ich bereit zu akzeptieren, dass ich Verantwortung für ein Lebewesen trage, das sich nicht immer in mein Lebensschema einfügen kann, weil es fühlt, weil es fordert, weil es lebt?
Bin ich Seelenmensch genug, dass ich verstehe, dass nicht alles formbar ist und ich genau darin aber auch einen Schatz finden kann, in dem ich die Individualität meines Hundes entdecke und diese lerne zu sehen, zu fördern und damit auch wertzuschätzen?
In der Frage, "Bin ich Seelenmensch für meinen Hund?" finde ich auch ein Stück weit eine Herausforderung, loslassen zu können von Vorstellungen, von Erwartungen, von Erwartungserwartungen. Ich erlebe genau darin die Befreiung, dass nichts muss, aber alles sein kann. Dass die Wege manches Mal andere sind, als die geplanten - sehr individuell, sehr eigen und manches Mal auch steinig.
Das soll nicht heißen, dass ich mich dabei selbst aufgeben muss, sondern nur, dass es manches Mal gilt, meinen Standpunkt zu ändern, Dinge anders zu sehen und ihnen eine andere Wertigkeit zu geben, damit die Leichtigkeit bewahrt bleibt. Stress und Druck sind doch meist die Dinge in unserem Leben, mit denen wir uns und unserem Hund oft erst Probleme schaffen. Zeit zu lernen, Zeit zu wachsen - dabei auch verzeihlich mit sich selbst umgehen zu können, schafft in meinen Augen Raum für einen guten ausbalancierten Weg. Ein Weg, der natürlich auch mich als Menschen im Blick hat, denn nur in meiner Balance kann auch mein Hund ausreichend Balance finden.
Seelenmensch für einen Hund zu sein, verlangt für mich keine Perfektion, keine Allwissenheit, keine Unfehlbarkeit. Es verlangt für mich auch nicht, immer nur auf der Sonnenseite stehen zu müssen.
Seelenmenschen gehen mit ihrem vierbeinigen Freund natürlich auch durch Regen, aber sie wandeln auf einem gemeinsamen Weg, sie sind ihrem Hund zugewandt, um sich seiner Individualität bewusst zu sein und nehmen damit auch die Herausforderung an, neue Wege zu erforschen, die nicht immer frei von Fehlern sind, aber gepflastert mit Empathie und der Bereitschaft hinzuzulernen, um miteinander zu wachsen.
Ich möchte ein Seelenmensch sein, dann erübrigt sich für mich die Frage, ob ich an Seelenhunde glaube, denn sie sind immer Seelenhund - nur muss ich dafür bereit sein.
(Marc Schneider)