27/01/2023
Bună seara, meine Lieben!
Ich hoffe, es geht euch allen gut.
So richtig Winter haben wir hier immer noch nicht, aber ein bisschen Schnee ab und an (der bis Mittags geschmolzen ist) und -5 Grad sind Nachts hier und da schon drin.
Es gibt viel zu erzählen, aber meine Zeit ist knapp bemessen dieser Tage.
Unlängst hab ich einen neuen Hund aufgenommen, der in letzter Zeit immer wieder bei uns vorm Tor auftauchte und um Futter bettelte.
Als er dann mitten in unserem kleinen Schneesturm klitschnass auf mich wartete als ich eines Abends vom Einkaufen nach Hause kam, hab ich es nicht übers Herz gebracht in draußen zu lassen.
Nach einiger Recherche stellte sich dann heraus, dass die Leute, denen er mal gehörte, weg gezogen sind. Natürlich ohne den Hund.
Und er nun auf dem Friedhof lebt.
Vlad.
Ein richtiger Kämpfer.
Noch ist er ein bisschen dünn, aber er wird jetzt aufgepäppelt.
Mehr zu Vlad folgt noch.
Immer wieder fragen mich Leute, auch Freunde, ob es nicht schwierig ist hier zu leben.
Nein, eigentlich nicht.
Sicher ist es ein anderes Leben hier.
Während viele auf Wohnungssuche in Deutschland zum Beispiel gerne eine Badewanne hätten, ist man hier glücklich wenn man fließendes Wasser hat. Gerade wenn man auf dem Land wohnt.
Aber so ist das nun mal, hier in Rumänien.
Jeden Tag Holz hacken, aber das stört mich nicht. Hilft beim Frustabbau, gerade wenn man im Tierschutz unterwegs ist.
Und dann kommen wir auch gleich zum nächsten Thema – zur Erwartungshaltung an die Hunde, die manche Adoptanten haben.
Man liest es immer wieder: "Der Hund hat ALLE ZEIT der Welt.“
Nach zwei weiteren Tagen sind die Menschen überfordert und der Hund muss schnellstmöglich weg.
Mit Morgana hatten wir unheimlich Glück, die marschierte hier in die Bude und war hier zu Hause.
Und dennoch.
Und dennoch musste sie erst verstehen lernen, dass sie hier bleiben darf.
Dass sie nicht mehr durch die Gegend gereicht wird.
Die Bindung, die wir heute haben, ist über Tage, Wochen, und Monate gewachsen. Aber es dauert eben seine Zeit.
Und man kann es nicht erzwingen.
Bei Angsthunden ist es nochmal schwieriger.
Diese Selbstüberschätzung schadet in erster Linie wieder den Hunden. Es ist keine Schande keinen Angsthund aufzunehmen, sondern einen Hund, der bereits auf Pflegestelle ist. Den man besuchen und kennen lernen kann.
Falsch verstandenes Mitleid ist auch bei Tieren fehl am Platz.
Auch höre ich immer wieder das Geschimpfe, dass die Hunde mit diversen Parasiten im Gepäck kommen.
Es kennt doch jeder die Bilder aus den Sheltern. Den Dreck.
Glaubt wirklich jemand, dass man da zu 100% gesunde Hunde raus bekommt?
Für mich grenzt das schon an Naivität.
Ja, es wird vor Ort alles versucht, dass die Hunde in halbwegs gutem Zustand ins neue Zuhause reisen können.
Aber bei dieser Masse an Hunden von der wir hier sprechen ist es schier einfach unmöglich und die Möglichkeiten sind schlechtweg auch begrenzt.
Man entscheidet sich ja für ein Tier aus dem Auslandstierschutz, weil man weiß wie schlecht die Zustände sind.
Dann muss man aber auch realistisch bleiben in seiner Erwartungshaltung.
Ich sehe meine Tierärzte öfter als jeden anderen Menschen.
Eigentlich kann ich bald dort einziehen – wir witzeln oft darüber.
Aber so ist es nun mal, hier in Rumänien.
Mein größtes Opfer, das ich für das Leben hier gebracht habe, und auch nach wie vor jeden Tag bringe, ist nicht der Verzicht auf Mannerschnitten (Hallo Birgit!). Die mag ich sowieso nicht.
Nein, das größte Opfer, das ich gebracht habe, ist, dass ich meine Oma nicht mehr einfach besuchen kann.
Mit elf Hunden kannst du nicht mal eben schnell nach Österreich fahren, gerade wenn noch kupierte Hunde dabei sind. Oder einer von Croía's Größe.
Zumal ich mit mehr als fünf Hunden nicht so einfach über die Grenze fahren dürfte.
Meine Großeltern, denen ich alles verdanke.
Die mich mehr zu dem Menschen erzogen haben, der ich heute bin, als meine Eltern es jemals gekonnt hätten.
Mein Opa ist schon ein paar Jahre tot, aber meine Oma, die lebt zum Glück noch.
Allerdings hatte sie ein paar bescheidene Monate zuletzt.
Herbst letzten Jahres hatte ihr der Arzt bei einer Untersuchung den Oberschenkelhals gebrochen, was zunächst unentdeckt blieb.
Sie ist über drei Wochen mit Wahnsinnsschmerzen herum gekrochen. Dann kam die OP, neue Hüfte musste her, weil alles verschoben war.
Darauf folgte eine Lungenembolie. Letztendlich war sie fast sechs Wochen im Krankenhaus.
Und nun ist sie vor ein paar Tagen in der Küche gestürzt und hat sich die Schulter gebrochen.
Natürlich würde ich sie gerne besuchen, aber das ist einfach nicht möglich im Moment, weil wir wirklich extrem viel um die Ohren haben.
Vielleicht diesen Herbst.
Wenn alles gut geht und sie dann noch lebt.
Ich ging in dem Wissen, dass ich sie vielleicht nicht mehr wiedersehe, und wir telefonieren viel, aber es ist nicht das Gleiche.
Das ist das eine große Opfer, dass ich für das Leben hier, für die Hunde gebracht habe.
Aber meine Oma hatte immer Verständnis dafür, dass ich gehen wollte, und hat mich immer unterstützt.
Sie hat immer gesagt, dass ich nicht darauf warten kann, dass alle weg sterben, damit ich mein Leben leben kann.
Weil das Leben zu kurz ist.
Und sie hatte natürlich recht.
Dennoch wäre ich manchmal gerne bei ihr.
Bloß für einen Tag.
Für einen Moment.
Weil sie die mit Abstand beeindruckendste und stärkste Frau ist, die ich kenne.
So bleibt nur das Telefon, aber es ist besser als nichts.
Ich bin dankbar, dass ich so wenigstens noch mit ihr reden kann.
Zum Abschluss noch etwas Positives: Mistletoe, unser kleiner Rocket Man.
Als er ankam und mit seinem etwas verkrüppelten Bein, völlig verstört durch den Garten hoppelte, mehr ängstlich als begeistert, war ich mir nicht so sicher wie lange es dauern würde bis er aus seinem Schneckenhaus kommt.
Nun ja, es ging dann doch schneller als gedacht und heute hat er so einiges an Lebensfreude dazu gewonnen.
Und wenn ich ihn dann so herum flitzen sehe, verfliegt auch die Traurigkeit, denn genau für solche Momente, und genau für Hunde wie Morgana und Mistletoe, kam ich nach Rumänien.
Und ich kam um zu bleiben.
Euch allen wünsche ich ein schönes Wochenende und bis die Tage!
Pass gut auf euch auf!