04/12/2022
Es ist wirklich unglaublich, wozu Pferde trainiert werden können. Ein guter Trainer kann ein Pferd dazu bringen, über alle möglichen Probleme, sowohl physisch als auch psychisch, hinweg zu "funktionieren". Es ist immerhin so viel einfacher, ein solcher Trainer zu sein und das Pferd so zu arbeiten, dass es kompensiert. Die Besitzer wollen oft ein folgsames, stummes Pferd, welches ihren Anweisungen ohne zu hinterfragen folgt. Nur sehr wenige Leute wollen ein kommunikatives Pferd.
Ich möchte schon lange kein solcher Trainer mehr sein. Ich möchte den Pferden nicht beibringen, dass es ihnen besser geht, wenn sie stumm sind und tun, was von ihnen verlangt wird. Ich möchte die Schwächen des Pferdes kennenlernen, möchte seine Vorlieben und Stärken nutzen und eine gemeinsame Kommunikation aufbauen. Die Komplexität des Innenlebens eines Pferdes zu enträtseln, die Wurzel der Probleme zu finden und sie auf allen Ebenen zu lösen und zu fördern ist viel schwieriger, als es einfach stumm zu schalten und darüber hinweg zu arbeiten.
Alles ist Teil eines komplexen Prozesses, das Pferd muss dort abgeholt werden wo es steht. Es muss an seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten angepasst gefordert und gefördert werden und natürlich steht auch die Erfüllung der grundsätzlichen Bedürfnisse ganz oben - gerade letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Doch es kann schwierig sein, einem Pferd auf diese Art und Weise zu begegnen. Ihm Raum zu geben kann entmutigend sein. Zu sehen was passiert, wenn sich die gesamte Persönlichkeit entfaltet, wie es sich öffnet und beginnt, Spaß an der gemeinsamen Arbeit zu bekommen ist fast schon magisch - leider wählen nur die wenigsten Menschen diesen Weg. Weil er oftmals die eigenen Schwächen und Probleme ans Tageslicht bringt und man nicht nur an und mit dem Pferd arbeiten muss, sondern auch an sich selbst.