31/12/2020
Tierwohl
Ich will euch kurz und unverschleiert erzählen, was jeden Tag in deutschen Kuhställen passiert und was unser Verein und jedes einzelne Mitglied daran ändern kann.
Als erstes möchte ich ausdrücklich sagen, dass ich in keinster Weise Landwirten einen Vorwurf mache! Sie werden von der Lebensmittelindustrie dazu gezwungen auf Masse zu produzieren und haben keine Möglichkeit, selbstständig aus diesem Kreislauf auszubrechen. An dieser Stelle soll der Verein helfen, dass die Bauern den Tieren wieder ein lebenswertes Leben schenken können, indem unsere Lebensmittel wieder mit Verstand produziert werden können. Klasse statt Masse und das Tierwohl soll im Vordergrund stehen. An allererster Stelle!
Alltag in den meisten Milchvieh Betrieben: eine Milchkuh bekommt jedes Jahr ein Kalb. So gibt sie fast das ganze Jahr Milch, bis auf wenige Wochen vor der Geburt.
Was passiert mit diesen Kälbern?
Es wird geboren. Ein Ereignis, dass für jedes Lebewesen besonders ist und wo man Gefühle entwickelt, die man sonst nie wieder spürt.
Die Mutterkuh darf ihr Kalb beschnuppern, es sauber lecken, Kontakt mit ihm haben, seinen Geruch wahrnehmen und für den Moment glücklich sein. Dann wird ihr das Kalb weggenommen und in eine Kälberbox gebracht.
Die Vorschriften in Deutschland zum Mindestmaß dieser Kälberboxen sind: 120cm lang, 80cm breit und 80cm hoch.
Es wird Sichtkontakt zu anderen Kälbern vorgeschrieben und ein trockenes Einstreu.
Bullenkälber werden meist nach 2-4 Wochen von Transportern abgeholt und zur Mast gebracht. Die weiblichen Tiere bleiben in diesen Boxen etwa 2 Monate. Je nach Größe und Zustand der Kälber kommen sie dann in eine größere Gruppe in einen Laufstall. Hier sind 1,3 Quadratmeter pro Kalb vorgeschrieben. Das bedeutet in einer üblichen Pferdebox von zum Beispiel 4x4m dürfte man rein rechtlich über 10 Kälber halten. Dort rutschen die Kälber dann mit dem Alter und dem Wachstum in immer größere Gruppen, wo sich die tierschutzrechtlichen Vorschriften nicht maßgeblich verändern.
Was macht die Mutterkuh?
Erst sucht sie ihr Kalb. Dann ruft sie es. Sie bekommt Antwort. Sie hört ihr Kalb und erkennt es. Sie ist verzweifelt. Sie ruft weiter. Irgendwann ruft ihr Kalb nicht mehr zurück. Es ist grade erst geboren und ist irgendwann zu schwach zu rufen. Die Kuh akzeptiert ihr Schicksal und erkennt diese Geburt als Totgeburt an, denn ihr Kalb sieht sie nicht wieder. Je länger man das Kalb bei der Mutter lässt, umso stärker wird die Bindung zwischen den beiden und umso schlimmer der Vorgang der Trennung.
Die Kuh wird 2 mal täglich gemolken und gibt bis zu 40l Milch am Tag.
Da der Milchpreis so im Keller ist, sind die Bauern auf jeden Liter angewiesen. Die Ställe sind so gebaut, dass dieser Kreislauf, den ich grade beschrieben habe, reibungslos funktioniert.
Die Idee hinter dem Verein ist es, die Bauern mit Patenschaften über die Kälber so zu unterstützen, dass sie an dieser ganzen Situation etwas ändern können.
Zum Beispiel Ställe zu bauen, in denen die Kälber mit Mutterkuh oder zumindest mit Ammenkuh groß werden können. Wenn die Bauern in der Aufzucht der Kälber finanziell unterstützt werden, können sie Einnahmen, die sonst dort investiert werden, in andere Zweige des Betriebes investieren, insgesamt weniger Tiere halten und dem einzelnen wieder mehr Platz und Tierwohl ermöglichen. Langfristig sollen auch Produkte von diesen Betrieben vermarktet werden, die ihr hier auf Instagram begleitet habt und sehen könnt, wie sich die Situation für die Tiere verbessert.
Die ganze Idee befindet sich noch in den Startlöchern und wir müssen mit unseren Aufgaben in diesem Bereich wachsen und uns ihnen stellen. Das tolle ist, dass wir mit euren Patenschaften sofort und aktiv an der Situation von Kälbern und deren Leben etwas verändern können. Das motiviert mich, diesen Verein ins Leben zu rufen und aktiv zu werden! Jeder von euch kann dabei sein und dabei helfen einige Leben wieder lebenswert zu machen!