18/12/2023
Am 6.12.2023 durfte V. Schillinger auf einer Veranstaltung, die von der "Stabsstelle für Tierschutz" finanziert wurde, Inhalte ihrer privaten Webseite "Kaninchenwiese.de" präsentieren. Am Ende ging sie auch auf die Arbeit ein, in der Ergebnisse einer Queschnittsstudie mit Rassekaninchen präsentiert wurden.
Angemerkt wurde, dass es einen "Interessenkonflikt" gäbe, weil die Untersuchung vom ZDRK bezahlt, dies aber nicht angegeben wurde. Ich kann mich an keine einzige Studie erinnern (national/international), in der angegeben wurde, wer genau die Arbeit finanziert hat.
In der Arbeit heißt es: "Aufgrund der aktuellen Diskussion über die Zucht von Widderkaninchen wurden im Auftrag des ZDRK ... bei 10% der anwesenden Kaninchen neben den Augen und Zähnen insbesondere der klinische Zustand der Ohren untersucht.".
Üblicherweise bezahlt der Auftragnehmer für die Durchführung seines Auftrages. Das mag vielleicht nicht jedem so einfach verständlich sein, deshalb schreibe ich es hier mal hin. Interessanterweise hat Fr. Schillinger in ihrer Werbung für ihre private Webseite und ihr Buch nicht angegeben, wer ihren Auftritt finanziert hat.
Eine weitere Feststellung der Expertin der QUEN gGmbH lautet: "Die „Studie“ genügt nicht den Basic Standards für wissenschaftliches Arbeiten." Das kommentiere ich nicht weiter, weil ein Blick auf ihre Webseite reicht, um einschätzen zu können, inwieweit ihr eine solche Aussage zusteht.
Ebenfalls sehr interessant ist die Feststellung der Expertin, dass die Stichprobe in der Arbeit von Arts et al., 2023 nicht repräsentativ wäre: "nur gesunde, gepflegte Tiere werden ausgestellt, vorherige Reinigung der Ohrmuschel". Hier zeigt sich das ganze Dilemma, in dem Frau Schillinger mit dieser Querschnittsstudie steckt.
1. Ein Züchter ist natürlich an gesunden Tieren interessiert. Warum sollte er seinen Platz mit kranken Tieren belegen?
2. Eine Ausstellung dient Züchtern u. a. dazu, objektiv prüfen zu lassen, ob potentielle Zuchttiere gesund sind und einem Rassestandard entsprechen.
3. mit diesen Tieren züchtet er dann wiederum weitere, gesunde Tiere, die einem Standard entsprechen.
4. ein Züchter kann auf einer Ausstellung andere Tiere für seine Zucht auswählen, um z. B. ein genetischen "Bottleneck" zu vermeiden - also eine zu enge Zucht.
5. Ausstellungen würde Tierschützer gern verbieten - also eine Möglichkeit der Kontrolle einer Zucht auf die Gesundheit der Tiere.
5. eine Reinigung der Ohrmuschel hatte im Fall der Studie keinen Zweck, weil ja auch das Innere der Ohren untersucht wurde. Damit wurde so ganz nebenbei eine Behauptung widerlegt, wonach man das Innere von Widderohren gar nicht untersuchen könne.
Ihrem Vortrag fügte Frau Schillinger ein Literaturverzeichnis ein (Bild 1, nach Schillinger, 2023; fehlerhafte Angaben übernommen). In Bild 2 habe ich alle Quellen entfernt, die aus Studien mit nicht-repräsentativen Stichproben (wegen der Kritik von Schillinger) und Artikeln mit unbelegten Behauptungen oder mit Verweisen auf solche sowie Büchern und Konferenzbeiträgen stammen (weil diese gemäß "Basic-Standards für wissenschaftliches Arbeiten" als Evidenzen keine Rolle spielen - siehe "Evidenzbasierte Medizin")
Bei den verbleibenden handelt es sich einmal um das Qualzuchtgutachten von Herzog et al., 2005 und einmal um eine Arbeit von Nichelmann et al., 1972, in der chemische Mechanismen der Temperaturregulierung erläutert werden.
Quellen:
Arts, H. T.; Verstappen, F. A. L. M.; Van der Vlis, B.; Gabbe, B. 2023. Untersuchung der Prävalenz von Anomalien und Erkrankungen des Ohres bei Widderkaninchen.
http://www.zdrk.de/fileadmin/2023/StudieWidderkaninchen/UNTERSUCHUNG_DER_PRAEVALENZ_VON_ANOMALIEN_UND_ERKRANKUNGEN_DES_OHRES_BEI_WI...INCHEN.pdf
Schillinger, V. 2023. Rassespezifische Defekte bei Widderkaninchen. Online-Vortrag. https://go.akademie.vet